Die Zweierbeziehung
sadistischen Akt an noch Wehrloseren spüren. Wie sehr Sadisten autoritätsgläubig sind, zeigte sich auch in der Persönlichkeitsstruktur von Konzentrationslagerschergen des Dritten Reiches.
Die Masochisten andererseits lassen sich auch nicht einfach nur quälen. Vielmehr verstehen sie es, die Situation des Gequältwerdens so zu gestalten, dass rückwirkend der Quälende der Gequälte ist. Die Masochisten quälen den Sadisten zum Beispiel durch ihre unverpflichtete Gefügigkeit. Ein willenloses Ding, das man wie eine Puppe behandeln kann, lässt sich nicht beherrschen. Echtes Machterlebnis gibt es nur da, wo wir einem Widerstrebenden unseren Willen aufzwingen können. Wenn der andere sich gar nicht widersetzt und einfach mit Lippenbekenntnis alles, was man von ihm will, tut und daherplappert, macht er einen gerade durch seine Gefügigkeit wehrlos. Auch erzeugt es Schuldgefühle, Wehrlose zu quälen. Die Masochisten genießen es, wenn sie den sich so stark aufspielenden Sadisten zu Wut provozieren können, ihn ärgern, weil sie einesteils die Schwäche des Partners in seinen Machtdemonstrationen spüren und sich andernteils doch nie so glücklich fühlen, wie wenn sie sich hart angefasst, gepackt und intensiv gehalten fühlen. Die Erregung, die sie im Partner auszulösen vermögen, übt auf sie selbst eine sexuelle Erregung aus. Das Erleben von Gewalt, von Überwältigung und Vergewaltigung ist mit Lust verbunden.
Beispiel 9: Eine 33-jährige Frau kam auf Betreiben von Freunden in unsere stationäre Behandlung, da sie von ihrem Mann in menschenunwürdiger Weise gedemütigt und gequält werde, sodass eine Trennung dieser Ehe dringend angezeigt erschien.
Diese Frau war in sehr belastenden Verhältnissen aufgewachsen. Sie hatte wegen ihrer roten Haare und ihres großen Körperwuchses in der Reihe ihrer Geschwister eine Sonderstellung und wurde von ihren Eltern abgelehnt, da diese auf einen Knaben gehofft hatten. Sie wuchs in Unterschichtverhältnissen im Industriegebiet auf. Beide Eltern und auch die Geschwister der Patientin sollen sexuell haltlos gewesen sein. Die Patientin wurde schon als Kleinkind von ihren Eltern oft auf den nackten Hintern geschlagen. Beim Essen habe jeweils eine Lederpeitsche neben dem Teller des Vaters gelegen, und die Patientin habe oft Schläge hinnehmen müssen, die eigentlich ihren Geschwistern zugekommen wären. Schon als Kind habe sie unter den Schlägen des Vaters eine sexuelle Erregung verspürt und oft im unmittelbaren Anschluss daran masturbiert. 14-jährig erlitt sie einen schweren Unfall mit zahlreichen Frakturen, welche wegen ihres unkooperativen Verhaltens schlecht heilten. Sie habe es schon damals genossen, die Ärzte zur Verzweiflung zu bringen, indem sie Fehlhaltungen einnahm, die die Heilung der Knochenbrüche erschwerten. Auch zahnärztliche Behandlung versetzte sie jeweils in einen sexuellen Erregungszustand. Schon in ihrer ersten heterosexuellen Beziehung konnte sie nur zum Höhepunkt gelangen, wenn der Freund sie gleichzeitig würgte.
27-jährig lernte sie ihren jetzigen Ehemann kennen. Dieser ist ein fast zwei Meter großer Hüne, der früher einmal ein erfolgreicher Schwergewichtsboxer gewesen war. Er hatte sich aber einen Unfall zugezogen, der die Amputation eines Beines notwendig machte, und war seither gezwungen, an Krücken zu gehen. Die Beziehung begann damit, dass der Mann die Frau, die damals Spitalangestellte war, während eines Behandlungsaufenthaltes im Korridor vergewaltigt habe. Obwohl die Frau wesentlich differenzierter als der Mann war, fühlte sie sich in triebhafter Weise an diesen Mann gebunden. Auch mit ihm konnte sie den sexuellen Höhepunkt nur erreichen, wenn er sie gleichzeitig würgte oder schlug. Der Mann spielte sich aber auch sonst als Herrscher auf. Er machte der Frau Vorschriften bezüglich ihrer Kleidung, nach denen sie sich richtete, obwohl sie ihrem Geschmack nicht entsprachen. Er ließ sie nie allein ausgehen und verbot ihr, Zeitungsartikel zu lesen, die er nicht zum Voraus als für sie geeignet freigegeben hatte. Stellte der Mann fest, dass sich die Frau seinen Anordnungen entzog, so schlug er sie mit einem Stock oder bedrohte sie mit einer Pistole. Auch vom 6-jährigen Knaben verlangte er Kadavergehorsam und brüllte ihn nieder, wenn dieser widersprechen wollte. Das Kind war trotzig-verstockt und sprach auch mit anderen Leuten kaum ein Wort mehr.
Die Frau hatte aber großen Spaß daran, dass es ihr gelang, den Mann heimlich immer
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