Die Zweierbeziehung
Kollusion
Der gemeinsame Widerstand der Partner richtet sich dagegen, ihre Vorstellung infrage stellen zu lassen, dass die Beziehung auseinanderfallen würde, wenn sich beide frei und autonom verhalten würden. Machtkampf, Sado-Masochismus und Eifersuchts-Untreue-Spiele dienen im Endeffekt beiden Partnern dazu, die gegenseitige Gebundenheit und das Aufeinanderbezogensein zu sichern. Der Partner in progressiver Position wird dem anderen zwar Unselbstständigkeit vorhalten, die Art seiner Vorwürfe wird aber diese Abhängigkeit verstärken. Versucht nämlich der regressive Partner einen Schritt in Richtung Autonomie, so wird er darin gleich bestraft. Probiert er wirklich einmal, sich offen und selbständig zu äußern, so wird er von dem sich bedroht fühlenden «Herrscher» heruntergekanzelt und wieder auf die vorgegebene Spur zurückgesetzt. Der «Herrscher» gesteht ihm nur jene Form von «Freiheit» zu, die dem «Untertanen» die Möglichkeit gibt, unter der Überschrift von Freiheit sich so zu verhalten, wie es der «Herrscher» für ihn bestimmt hat.
Der «Untertan» andererseits verhält sich in seinen scheinbaren Autonomiebestrebungen oft so ungeschickt und verantwortungslos, dass er den «Herrscher» zur berechtigten Verstärkung seiner Kontrollbemühungen veranlasst. Der «Herrscher» sollte seine Abhängigkeitswünsche akzeptieren, der «Untertan» eine freiere Beziehung zu seinen Bedürfnissen nach Autonomie und Aktivität finden. Beide Partner sollten lernen, dass die Beziehung nicht auseinanderfallen muss, wenn jeder gewisse autonome Bereiche wahrt und Einzelinitiativen entfaltet.
5.6. Liebe als Imponieren und Bewundern (phallische Kollusion)
Die Renaissance des Ödipuskomplexes in der Pubertät Ödipuskomplex in der Pubertät
In der Pubertät kommt es beim Mädchen und beim Knaben zu einer Renaissance des Ödipuskomplexes, diesmal aber mit dem entscheidenden Unterschied, dass der Konflikt Realcharakter hat und eine konkrete Inzestgefahr bestehen kann. Diese Renaissance des Ödipuskomplexes wirkt oft besonders pathogen, weil er sich zum Familienkonflikt ausweitet, der das Eheverhalten der Kinder manchmal lebenslänglich konkret belastet.
Wird das Kind in seinen ödipalen Ansprüchen zurückgewiesen, frustriert oder in Beziehungsfallen gelockt, so kann das phallisch-ödipale Erziehungsmuster wieder aufgegeben werden und das Kind auf prägenitale Stufen regredieren, das heißt auf Beziehungsformen, in denen es von den Eltern eher angenommen und beantwortet wird, zum Beispiel in der Äußerung von Bedürfnissen nach Zärtlichkeit, Geborgenheit und Abhängigkeit. Es findet darin eine Sphäre, in der es relativ konfliktfrei mit den Eltern kommunizieren kann.
Verstehen die Eltern aber das Kind in seinem schwierigen ödipalen Konflikt, so zeigen sie ihm die einzuhaltenden Grenzen klar, ohne inkonsequentes Locken und Abweisen. Das Kind wird dann die ödipale Phase ohne dauernde Kränkung seines Selbstgefühles überwinden. In dieser Beziehung kann der Ödipuskomplex eine Lehrzeit für Heterosexualität sein. Im Verlauf der schließlich erfolgreichen Auflösung des ödipalen Konfliktes hat das Kind in Spiel und Phantasie eine Lehrzeit als «Gatte», «Gattin», «Mutter» und «Vater» erlebt, durch die es Schritt für Schritt die Verantwortungen, Einschränkungen und zu einem gewissen Grade auch Annehmlichkeiten jeder dieser Rollen kennengelernt hat. Es führt also quasi eine erste Probeehe. Diese Probeehe ist für die späteren Partnerbeziehungen die grundlegende Erfahrung und bahnt und prägt das spätere Eheverhalten. Die bisher erwähnten Beispiele haben uns ja deutlich gezeigt, in welchem Ausmaß das Eheverhalten von früheren Objektbeziehungen bestimmt wird, selbst dann, wenn beide Partner bewusst ein Eheverhalten anstreben, das im Gegensatz zu demjenigen der Eltern steht. Es drängt sich deshalb auf, eingehender zu prüfen, inwieweit eigenes Eheverhalten von diesen frühesten Objektbeziehungen bestimmt ist. Schon Freud betonte, dass der Kern aller Neurosen der unbewältigte Ödipuskomplex sei. Man könnte dem hinzufügen, dass er ebenso der Kern neurotischer Ehestörungen sei.
Die phallisch-ödipale Eltern-Kind-Kollusion Liebe als Imponieren
Die Bewältigung des phallisch-ödipalen Konfliktes ist eng mit dem Verhalten der Eltern verknüpft. Entwicklungsgemäß stellt das Kind und noch realistischer der Pubertierende den ödipalen Anspruch, den gleichgeschlechtlichen Elternteil zu verdrängen,
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