Die Zweierbeziehung
hysterischen Persönlichkeitsstörung mit einer komplementären Persönlichkeitsstörung ihres hysterophilen Partners liegt. Um eine Verwirrung zu vermeiden, habe ich das Zusammenspiel einer hysterischen Persönlichkeitsstörung mit einer hysterophilen Persönlichkeitsstörung in der traditonellen Nomenklatur belassen.
Frauen mit hysterischer Charakterstruktur
Ihnen wird oft vorgehalten, sie seien in ihrem emotionalen Erleben flatterhaft und oberflächlich. Sie leiden unter einer inneren Leere. Die Theatralik und Dramatisierung des Gefühlsausdruckes soll ihnen helfen, sich selbst besser zu spüren. Oft haben sie Mühe, mit sich allein etwas anzufangen, und finden in sich wenig Halt. So neigen sie dazu, ihre Konflikte zu verdrängen und zu projizieren, sie leben quasi «außer sich». Auf der Flucht vor eigenen Konflikten versuchen sie diese auf die Umgebung zu übertragen, was für sie naheliegend und erfolgversprechend ist, weil sie von Natur häufig mit besonderer Schönheit und weiblichen Reizen ausgestattet sind. Ein wesentliches Mittel zur Manipulation der Umgebung ist die Demonstration von Schwäche im Kranksein, hilflosem Weinen, Suizidveranstaltungen usw. Man kann direkt sagen, ihre Stärke liege in ihrer Schwäche. Sie betrauen ihre Beziehungspersonen mit der Lösung ihrer Konflikte, wobei sie sich besonders aufgewertet fühlen, wenn sie zusehen «müssen», wie sich zwei rivalisierende Ritter für sie die Köpfe blutig schlagen. So partizipieren sie in Zuschauerrolle an der Dramatik, die sie in der Umgebung entzünden.
Die hysterische Frau gibt sich oft exaltiert, setzt sich in Szene, schminkt sich auf oder versucht mit raffiniertem Augenspiel zu verführen, zu kokettieren und zu gefallen. Sie trägt eine Persönlichkeit zur Schau und muss dauernd eine Rolle spielen. Die Aufmerksamkeit der Umgebung muss durch immer neue Sensationen auf sie zentriert bleiben. Sie spürt sich nur so lange, wie alles um sie herum in Bewegung und Erregung ist. Sobald die Aufmerksamkeit der Umgebung nachlässt, verfällt sie in depressives Verlassenheitsgefühl und Angst vor Selbstverlust.
Die hysterische Frau scheut den intimeren persönlichen Kontakt aus Angst, sich auszuliefern und überwältigt oder ausgenützt zu werden. Bei ihrer starken Tendenz, all ihre Konflikte nach außen zu verlegen, braucht sie im Partner ein Hilfs-Ich, einen Steuer- oder Schutzmann, der sie leitet, dirigiert und bremst. Als Ehemann braucht sie jemanden, der bezüglich stabiler Zuwendung absolut verlässlich ist, der sie führt und hält, ohne ihr gefährlich werden zu können.
Auf Männer wirkt die hysterische Frau oft als Inbegriff der verführerischen Weiblichkeit Verführerische Weiblichkeit . Viele neigen dazu, ihre menschlichen Beziehungen zu sexualisieren in obszönem Witzeln und genitalem Protzen. Das starke Agieren sexueller Triebhaftigkeit ist aber oft ein partnerbezogenes Abwehrmanöver. Im Sinne einer Flucht nach vorn versucht sie mit schamloser Direktheit die Männer einzuschüchtern. Gelegentlich misslingt dieses Manöver allerdings, und sie wird scheinbar gegen ihren Willen vergewaltigt. Andere scheuen die Intimität einer persönlichen Begegnung und fliehen in emotional wenig besetzte sexuelle Beziehungen. Sie glauben, mit der Gewährung der sexuellen Hingabe den Mann fesseln und verpflichten zu können, ohne selbst etwas von sich geben zu müssen. Andere, mehr oral fixierte hysterische Frauen verstehen es, mit ihren Krankheitssymptomen Pflegegelegenheiten zu schaffen, die auf Männer besonders verführerisch wirken. Sie geben sich dabei kindlich unschuldig und verschüchtert und sind scheinbar ganz erstaunt, dass der Mann durch ihre naive Hilfsbedürftigkeit sexuell erregt wird und nun plötzlich an «so was» denkt.
Als Hintergrund für dieses Sexualverhalten ergibt sich meist ein unbewältigter Ödipuskomplex. Diese Frauen stehen in einer ambivalenten Vaterbindung. Meist waren sie das Lieblingskind des Vaters. Er wird oft als faszinierend und widersprüchlich geschildert: einesteils triebhaft und impulsiv, andernteils kindlich hilflos, weich und mitleiderregend. Das verführerische Verhalten erschwerte die Bewältigung des Ödipuskomplexes und behinderte vor allem die spätere Ehebildung, in der ja die ödipale Situation reaktiviert wird. Die Mutter eignete sich meist schlecht als Identifikationsfigur, sei es, weil sie selbst ungenügend mit ihrer Weiblichkeit identifiziert war, sei es, weil sie in ihren
Weitere Kostenlose Bücher