Die Zweierbeziehung
ihr lag.
Der Mann seinerseits fühlte sich durch das Verhalten der Frau eingeengt, ja sogar gequält, da er in seinen Emanzipationsbestrebungen von ihr immer mit Schuldgefühlen belastet wurde. Er vertrat ihr gegenüber, aber auch in der Gruppe derart provokant seine Freiheitsideale, dass sich die Gruppe eine Zeitlang mit seiner Frau solidarisierte und ihn auf moralische Prinzipien festzulegen suchte. Er unternahm auch immer wieder untaugliche Versuche, sich von der Frau zu befreien. Mit der Drohung, diese Nacht mit einer andern Frau zu verbringen, rannte er mehrmals von zu Hause fort, musste dann aber im Freien übernachten, weil er keine Freundin hatte, vor der Frau aber nicht die Blamage auf sich nehmen wollte, nur ein Theater aufgeführt zu haben. Schließlich ging er dann doch außereheliche Beziehungen ein, die er zunächst vor der Frau verheimlichte. Er verhielt sich aber daheim derart auffällig, dass die Frau inquisitorisch in ihn zu dringen begann, bis er ein Geständnis ablegte. Je mehr die Frau ihn dauernd ausfragte und zu kontrollieren versuchte, desto stärker war sein Bedürfnis, ihr gegenüber neue Geheimnisse zu schaffen und auszubrechen. Als er in seiner Militärdienstabwesenheit erneut eine außereheliche Beziehung einging und diese der Gruppe gestand in einer Sitzung, bei der die Frau nicht anwesend war, wurde ihm allgemein geraten, dieses Abenteuer für sich zu behalten. Es wurde ihm auch gedeutet, dass sein Bedürfnis, seiner Frau außereheliche Phantasien und Erlebnisse immer gleich zu gestehen, in eigenen Anklammerungstendenzen und symbiotischen Wünschen begründet sei.
Er leitete dann ein Skilager von halbwüchsigen Mädchen, denen er Sexualkunde hatte erteilen müssen. Obwohl dazu gar kein Anlass bestanden hätte, drängte er darauf, dass seine Frau ihn in dieses Lager begleite. In diesem Lager wurde er von den Mädchen umschwärmt, mit denen er dauernd flirtete und anzüglich witzelte. Damit drängte er seine Frau in die Position einer Anstandsdame, die nach dem Rechten sehen musste. Auch hier wieder ein Emanzipationsversuch unter der von ihm selbst organisierten Sicherung durch seine Frau.
Seine Frau andererseits verstand es, mit naivem Raffinement den Mann in seinen progressiven Ideologien zu Fall zu bringen und ihn vor sich selbst lächerlich zu machen (s. dazu S. 269).
Im Laufe der Behandlung kam es besonders bei der Frau zu einer veränderten Einstellung. Sie emanzipierte sich, meldete eigene Wünsche an, übernahm eine interessante und sie sehr befriedigende Halbtagsstelle und gab dem Mann deutlich zu spüren, dass sie nicht mehr nur für ihn und die Kinder da sei. Damit kam es zum Umkippen der Kollusion: Der Mann, der sich bisher immer nur emanzipieren wollte, litt nun unter den Trennungstendenzen der Frau. Er versuchte sie in ihren Emanzipationsbestrebungen zu lähmen und wieder ganz an den Haushalt zurückzubinden. Das Verhalten der Frau beunruhigte ihn so stark, dass er kaum noch studienfähig war. Jetzt erst merkte er, wie sehr er im Grunde an die Frau gebunden war. Die Frau wurde selbstsicherer und freier. Nach einer gewissen Zeit kam es jedoch in der Therapie erneut zu einer schweren Krise. Der Mann hatte die Frau von einer erneuten außerehelichen Beziehung unterrichtet, wohl in der Hoffnung, damit die früheren Verhältnisse in dieser Eifersuchts-Untreue-Kollusion wiederherzustellen. Die Frau verhielt sich diesmal aber wesentlich konsequenter. Sie richtete ein getrenntes Schlafzimmer ein, verweigerte sexuelle Beziehungen, dachte auch ernsthaft an Scheidung, während der Mann in seinen außerehelichen Beziehungen eher unsicher wirkte und den Eindruck machte, er brauche die Unterstützung seiner Freundin, um sich seiner Frau gegenüber behaupten zu können.
In der Eifersuchts-Untreue-Kollusion agiert also der eine die Emanzipationswünsche und verdrängt die Trennungsängste, die er dem Partner auferlegt. Der andere agiert die Trennungsängste in Form von Eifersucht und delegiert die eigenen Untreuephantasien oder Emanzipationsbestrebungen dem Partner. Auf ein Schema übertragen, lässt sich das folgendermaßen darstellen:
Eifersuchts-Untreue-Kollusion Eifersuchts-Untreue-Kollusion
In der Behandlung der Eifersuchts-Untreue-Kollusion sehen wir häufig ein Umkippen. Der bisher so Selbstsichere, Emanzipierte und Untreue wird plötzlich zum Eifersüchtigen, und der zuvor Eifersüchtige wird zum Untreuen und Emanzipierten.
Zusammenfassende Aspekte der anal-sadistischen
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