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Die zweite Haut

Die zweite Haut

Titel: Die zweite Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Zentimetern, die Oslett an der höchsten Stelle der gekrümmten Windschutzscheibe angebracht hatte. Ein Locus von Mikroelektronik im Ansatz der Saugglocke diente als Sender und Empfänger eines Satellitenrelais. Durch kodierte Mikrowellensignale konnte das SATU schnellstens mit Dutzenden geosynchroner Kommunikations- und Aufklärungssatelliten im Besitz von Privatindustrie und verschiedenen militärischen Streitkräften Verbindung herstellen, deren Zugangsbeschränkungen überwinden, sein Programm in deren Recheneinheiten installieren und sich ihre Funktionen zunutze machen, ohne ihre primären Funktionen zu stören oder ihre Bodenmonitore auf den Eindringling aufmerksam zu machen.
    Indem es zwei Satelliten bei der Suche – und Überwachung – des einmaligen Signals eines bestimmten Senders benützte, konnte das SATU den präzisen Aufenthaltsort des Trägers dieses Senders bestimmen. Normalerweise bestand der Sender aus einem unauffälligen Gerät, das an der Karosserie des Autos des Beobachteten befestigt wurde – manchmal auch an seinem Flugzeug oder Boot –, damit er in einer größeren Distanz verfolgt werden konnte und nicht merkte, daß er verfolgt wurde.
    In diesem Fall war der Sender im Gummiabsatz einer Schuhsohle versteckt.
    Oslett benutzte die Bedienungsknöpfe des SATU, um das auf dem Bildschirm dargestellte Gelände zu halbieren, und vergrößerte die Einzelheiten der Karte damit dramatisch. Als er das neue, aber gleichermaßen farbenfrohe Display studiert hatte, sagte er: »Er bewegt sich immer noch nicht. Sieht so aus, als wäre er von der Straße runter auf einen Rastplatz gefahren.«
    Die Mikrochips des SATU enthielten detaillierte Karten jeder Quadratmeile der Vereinigten Staaten, Kanadas und Mexikos. Hätte Oslett in Europa, dem Mittleren Osten oder anderswo gearbeitet, hätte er die entsprechende Kartenbibliothek des jeweiligen Territoriums installieren können.
    »Zweieinhalb Meilen«, sagte Oslett.
    Clocker hielt das Lenkrad mit einer Hand, griff mit der anderen unter den Sportmantel und zog den Revolver heraus, den er in einem Schulterhalfter trug. Es handelte sich um einen Colt .357 Magnum, eine exzentrische – und etwas veraltete – Waffe in Karl Clockers Metier. Außerdem bevorzugte er Tweedjacken mit Lederknöpfen, Lederflicken an den Ellbogen und ab und zu auch – so wie jetzt – ledernen Revers. Er besaß eine abenteuerliche Kollektion von Pullundern mit auffälligen Harlekinmustern, von denen er auch im Augenblick einen trug. Seine bunten Socken wählte er für gewöhnlich so aus, daß sie zu nichts anderem paßten, und er trug immer nur braune Hush Puppies. Bei seiner Größe und seinem Auftreten hätte wahrscheinlich niemand eine abfällige Bemerkung über seinen Geschmack in Sachen Kleidung gewagt, geschweige denn unaufgeforderte Kommentare zur Wahl seiner Waffen.
    »Wir brauchen keine Waffen«, sagte Oslett.
    Ohne ein Wort zu Oslett zu sagen, legte Clocker die .357er Magnum neben sich auf den Sitz, direkt neben den Hut, wo er gut an sie drankam.
    »Ich habe die Betäubungspistole«, sagte Oslett. »Die müßte reichen.«
    Clocker sah ihn nicht einmal an.

27
    Bevor Marty damit einverstanden war, die regengepeitschte Straße zu verlassen und den Beamten zu erzählen, was vorgefallen war, bestand er darauf, daß ein uniformierter Beamter auf Charlotte und Emily im Haus der Delorios aufpaßte. Er glaubte, daß Vic und Kathy alles in ihrer Macht Stehende tun würden, um die Sicherheit der Kinder zu gewährleisten. Aber sie hätten keine Chance gegen die tückische Unbarmherzigkeit des Anderen.
    Er war nicht sicher, ob ein bewaffneter Wachtposten genügend Schutz bieten würde.
    Auf der vorderen Veranda der Delorios tropfte Regen vom Vordach. Im Lichte der Sturmlampe aus Messing sahen die Tropfen wie Lametta aus. Marty stellte sich dort unter und versuchte Vic zu erklären, daß die Mädchen immer noch in Gefahr waren. »Laß niemanden rein, außer den Polizisten und Paige.«
    »Klar, Marty.« Vic war Sportlehrer, Coach der hiesigen Schwimm-Mannschaft der High School, Truppenführer der Pfadfinder, Drahtzieher hinter dem Nachbarschaftsschutzprogramm der Straße und Organisator zahlreicher jährlicher Wohltätigkeitsveranstaltungen, ein aufrichtiger und vitaler Mann, der seinen Mitmenschen gerne half und Turnschuhe selbst zu Anlässen trug, wenn er Anzug und Krawatte anziehen mußte, als würde gewöhnliche Fußbekleidung ihn daran hindern, sich so schnell zu bewegen und soviel zu

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