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Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)

Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)

Titel: Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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nicht steuerbar ist. Richtig ist aber, dass unsere Wissenschaftler nach einer Reihe von Rückschlägen einen Weg fanden, Kurskorrekturen vorzunehmen. Aber ich würde das Ende der Geschichte nur ungern vorwegnehmen. Es interessiert Sie doch sicher, weshalb wir das Projekt so abrupt und vollständig aufgaben?«
    »Natürlich«, erwiderte Leon beunruhigt. »Zumal sich in den Archiven keinerlei Hinweis auf die Gründe findet.«
    »Die Macht des Irrationalen«, antwortete der Besucher so nachdrücklich, als sei damit alles erklärt. Erst als er Leons verständnislosen Blick bemerkte, bequemte er sich zur einer Erläuterung: »Eine Verständigung zwischen Angehörigen unterschiedlich entwickelter Zivilisationen ist nur möglich, wenn die Intelligenz der Beteiligten die archaischen Instinkte dominiert. Wir hatten gehofft, dass die Verbesserung der Lebensumstände der Passagiere mit der Zeit zur Akzeptanz unserer Präsenz führen würde. Die Anschläge hielten wir für das Werk von Angehörigen jener gewalttätigen Gruppen, deren Handlungen wir Einhalt gebieten mussten. Die Mareens gehörten ebenso dazu wie die Khmin und noch eine Reihe anderer, eher unbedeutender Gesetzloser. Da die Mehrzahl der Passagiere unter diesen Gewalttätern gelitten hatte, gingen wir von einer zumindest passiven Unterstützung unserer Maßnahmen aus. Das Abflauen der Sabotageakte schien diese Deutung zu rechtfertigen, bis es – scheinbar aus heiterem Himmel – zu einem neuen, verheerenden Anschlag kam.«
    »Sie wurden angegriffen?«, erkundigte sich Leon keineswegs überrascht.
    »Ein Hinterhalt«, bestätigte der Sprecher grimmig. »Wir wurden zu einem Kabinentrakt im Heck des Schiffes gerufen, der angeblich von Mareen attackiert wurde. Als die Einsatzgruppe dort eintraf, fand sie zunächst keinerlei Spur einer gewalttätigen Auseinandersetzung. Doch wenig später explodierte dort eine Bombe, die das gesamte Hinterdeck zerstörte, ein riesiges Leck verursachte und Hunderte Passagiere mit in den Tod riss.«
    »Und was wurde aus Ihren Leuten? Hatten Sie Opfer zu beklagen?«
    »Glücklicherweise nicht, aber das war nur unserer Vorsicht zu danken. Nach den ersten Anschlägen waren wir dazu übergegangen, Außenmissionen nur noch mit telemental gesteuerten Pseudokörpern durchzuführen. Diese wurden von der Explosion buchstäblich zerfetzt, und die Verbindung riss ab, bevor es bei den Beteiligten zu einer ernsthaften Traumatisierung kommen konnte. Aber Sie können sich vorstellen, was ohne diese Vorsichtsmaßnahme geschehen wäre.«
    Sie wären getötet worden , dachte Leon. Was sonst? Die in der Schilderung des Sprechers mitschwingende Empörung erschien ihm ein wenig überzogen. Dort, wo Leon herkam, war die Erde getränkt vom Blut Unschuldiger, die – anders als die Tanuat – niemals versucht hatten, anderen ihre Vorstellungen von Vernunft und Gerechtigkeit aufzudrängen. Aber er würde sich hüten, diesen Unterschied zu thematisieren ...
    »Sicher«, antwortete er stattdessen. »Und wie h aben Sie auf den Angriff reagiert?«
    »Zunächst waren wir damit beschäftigt, die Pa ssagiere in den betroffenen Decks zu evakuieren und das Leck zu verschließen. Das nahm natürlich einige Zeit in Anspruch. Erst als sich die Situation beruhigt hatte, konnten wir daran denken, die Täter zu ermitteln und zur Rechenschaft zu ziehen.«
    »Und hatten Sie Erfolg?«
    »Ja und nein«, erwiderte der Besucher mit einem düsteren Lächeln. »Da wir unter diesen Umständen keine Rücksicht mehr auf das mentale Selbstbestimmungsrecht der Passagiere nehmen konnten, ließ sich die Identität der Täter rasch ermitteln. Zur Rechenschaft ziehen konnten wir sie allerdings nicht mehr. Sie waren bei der Explosion ums Leben gekommen.«
    »Ein Selbstmordanschlag also«, murmelte Leon nachdenklich. »Aber es gab doch sicher Mitwisser.«
    »Die gab es«, bestätigte der Sprecher knapp. »Aber das war nur ein Teil des Problems. Womit wir jedoch nicht gerechnet hatten, war die Reaktion der Unbeteiligten. Die Nachricht von dem Vorfall hatte sich natürlich wie ein Lauffeuer an Bord verbreitet, selbstverständlich unter der Annahme, dass auch wir Opfer zu beklagen hatten ...«
    »Und wie haben die ›Passagiere‹ reagiert?«, e rkundigte sich Leon pflichtschuldigst, obwohl er die Antwort zu kennen glaubte.
    »Sie empfanden offensichtlich Genugtuung über unsere vermeintliche Niederlage«, erwiderte der Sprecher verbittert. »Auf einigen Decks veranstalt eten sie sogar regelrechte

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