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Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)

Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)

Titel: Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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unterbrach Jerrys Grübeleien. Der zartgliedrige, fast jungenhaft erscheinende Mann mit den mandelförmigen braunen Augen war ihm zwar bereits vorgestellt worden, dennoch hatte Jerry ihn damals nicht bewusst als Leiter der Expedition wahrgenommen.
    Yushawi informierte ihn darüber, dass er im gepla nten Basislager der Expedition untergebracht werden könne. Erleichtert nahm Jerry das Angebot an. Um nicht unhöflich zu erscheinen, erkundigte er sich nach den Aufgaben der Expedition und erhielt eine seltsam verklausulierte Antwort: Hauptsächlich ginge es um die Erforschung der örtlichen Fauna, im Besonderen um die »Verifizierung von Berichten über temporäre phäno- und genotypische Veränderungen einzelner Säugetiere und Reptilien«.
    »Und was bedeutet das im Klartext?«
    »Das bedeutet, dass einige unserer verehrten Kollegen offenbar die Hitze auf Manaos nicht vertragen haben«, erklärte Professor Yushawi mit einem süffisanten Lächeln. »Und wir sollen nun herausfinden, was es mit ihren Halluzinationen von Gestaltwandlern und fliegenden Ungeheuern auf sich hat.«
    »Klingt abenteuerlich«, grinste Jerry. »Und was ist mit Werwölfen?«
    »Sobald wir den ersten eingefangen und katalogisiert haben, lassen wir es Sie natürlich sofort wissen, Mr. Waters.«
    Er nickte Jerry noch einmal freundlich zu und ließ ihn dann allein.
     
    Die Fähre landete auf einer grasbewachsenen Ebene nahe des Flusstals, das Regenwald und Savanne trennte. Nach Prüfung der Bodenbeschaffenheit und nochmaliger Analyse der Außenluft gab die Expeditionsleitung den Landeplatz frei.
    Jerry stieg als einer der ersten die Gangway hinab und atmete tief durch. Es roch nach Rauch und ve rsengtem Gras. Aber darunter lag noch ein anderer süßlich-schwerer Geruch, den der Wind vom Dschungel her über den Fluss trug.
    Mit dem fremdartigen Duft kehrten die Farben in Jerrys Wahrnehmung zurück. Mit dem selbstverge ssenen Lächeln eines Kindes beobachtete er, wie sich die graue Wand des Regenwaldes mit sattem Grün füllte, das sich im silbernen Band des Flusses spiegelte. Er sah, wie sich das hüfthohe Gras der Savanne jenseits des verbrannten Bereiches grün und beige färbte, und blickte hinauf in einen strahlendblauen Himmel, über den vereinzelt weißgeflaumte Schönwetterwölkchen trieben.
    Die Luft war warm und erfüllt vom Summen u ngezählter Insekten und fernem Vogelgezwitscher, in das sich von Zeit zu Zeit andere Tierlaute mischten – aufgeregtes Keckern, Brunftschreie und drohendes Gebrüll. Jerry sah, roch, hörte und wusste, dass nun auch die Töne in sein Leben zurückkehren würden – und mit ihnen die Musik. Erleichterung wäre ein zu schwaches Wort für das gewesen, was er in diesem Moment empfand. Es war ein Gefühl tiefer Dankbarkeit – und Sehnsucht.
    Er musste dorthin, wo dieser Duft herkam, wo das Grün in unzähligen Tönen den Augen schmeichelte, wo das Leben summte, zwitscherte und schrie. Nicht später – sofort.
    Der Pilot war der einzige, der von seinem Aufbruch Notiz nahm. Er stellte keine Fragen, nötigte Jerry aber ein kaum handtellergroßes Safecom-Modul auf, das einen Notruf-Sender enthielt.
    »Nur, damit Sie uns da drüben nicht verloreng ehen, Mr. Waters«, grinste der Mann und klopfte ihm zum Abschied auf die Schulter.
    Jerry hielt sich entlang der Uferböschung flus saufwärts auf der Suche nach einem geeigneten Übergang. Der Fluss schien zwar nicht besonders tief zu sein, dennoch hielt es Jerry nicht für ratsam, ihn einfach zu durchwaten. Einige hundert Meter weiter wurde seine Ausdauer belohnt. Ein umgestürzter Baumstamm bildete eine natürliche Brücke, die – wie ihm das niedergetretene Gras verriet – auch von Wildtieren oder den Einheimischen selbst gelegentlich benutzt wurde.
    Nachdem er den Fluss überquert hatte, folgte Jerry einem schmalen Pfad, direkt hinein in das wucher nde Grün. Die Geräusche des Dschungels registrierte er bald nur noch beiläufig, während er wie in Trance weitermarschierte. Manchmal summte er ein Fragment der noch unfertigen Melodie vor sich her und presste ärgerlich die Lippen zusammen, wenn sich der Einfall verlor.
    Der Pfad wurde schmaler; immer öfter musste Je rry tiefhängenden Ästen ausweichen. Manchmal, wenn ihm Pflanzen Sicht und Durchgang versperrte, benutzte er das Wurfmesser, um sich den Weg freizuhauen. Schließlich wurde es vor ihm heller, Büsche und Farne wichen zurück, und der Pfad mündete in einer Lichtung. Vor ihm lag ein kristallklarer See,

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