Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)
zusammen. Aber Sieglindes heißer Kafje half mir, meine Lebensgeister wieder etwas zu wecken.
Es bedurfte einiger Kraft, die stählerne Falltür zu öffnen. Obwohl sie im Eis eingeschlossen gewesen war, waren die Angeln leicht verrostet und mussten mit Gewalt überzeugt werden. Mit einem lauten Kreischen gab das Metall schließlich nach.
Kalte, aber muffige Luft schlug uns entgegen.
»Irgendetwas zu sehen?«, fragte Leandra. Varosch hatte sich auch heute wieder angeboten vorzugehen.
»Die Treppe führt weiter nach unten. Was zu erwarten war.« Ich hörte, wie er vorsichtig die Treppe hinunterstieg. Dann: »Ihr könnt kommen.«
Poppet beschrieb mir den Raum, den wir nun erreichten. Er ähnelte dem oberen und enthielt nichts von Belang. Wir stiegen in das nächste Stockwerk hinunter, ohne etwas Besonderes zu Gesicht zu bekommen.
»Weiß jemand, ob hier ein Kampf stattfand?«, fragte Zokora, als wir unten im Turm ankamen.
»Keine Ahnung«, sagte Sieglinde. »Ich habe jedenfalls nie etwas davon gehört.«
»Seht Ihr Kampfspuren, Zokora?«, fragte ich.
»Nein. Es ist mir nur zu ordentlich.«
»Was weiß Serafine über die Feste?«, fragte ich Sieglinde.
»Nicht viel mehr als wir«, antwortete sie. »Ihre Einheit kam durch das Tor im Gasthof. Sie sagt, sie wisse nur, dass hier oben dreihundert Mann stationiert waren.«
»Die Feste ist zu groß für dreihundert Mann«, meinte Janos. »Vielleicht war sie für eine ganze Legion bestimmt.«
»Dazu wäre sie fast zu klein«, entgegnete Sieglinde, oder vielleicht war es Serafine.
»Hier ist eine Tür«, rief Varosch von vorn. Ich hörte ein Knirschen, als die Türangeln protestierten.
»Uugh …«
Der Geruch, der uns entgegenschlug, wurde durch die Kälte abgemildert. Aber er war zu erkennen. Leichenfäulnis. Niemand vergaß diesen Geruch jemals wieder.
»Was ist?«, fragte ich.
»Ich kann nichts erkennen«, erklang Poppets Stimme.
»Ich schon«, sagte Varosch leise. »Ich glaube, die Geschichten haben einen wahren Kern.«
Die Tür führte zu einem großen Raum, der wohl am Fuß der Mauern parallel zur Wand verlief. Wenn ich mich nicht sehr täuschte, befanden wir uns immer noch hoch über dem Pass.
»Hier ist die Anlage zum Öffnen der Donnerpforte. Ich sehe große Zahnräder, Ketten und Gewichte. Es ist gigantisch. Die Ketten haben Glieder, die dicker sind, als ich es bin.«
»Und was stinkt so?«, fragte Sieglinde.
»Kann ich noch nicht erkennen«, gab Varosch zur Antwort. Meine Nase war in den letzten Tagen besser geworden, oft kam es mir vor, als ob ich die anderen wittern konnte, selbst wenn sie nicht sehr nahe standen. Mit dem Leichengeruch zusammen roch ich etwas anderes. Säuerlich und scharf. Die Ausscheidung eines Raubtiers.
Vorsichtig tasteten wir uns weiter in den Raum hinein. Ich hatte die Hand an Seelenreißers Heft und konnte so meine Umgebung erahnen.
Varosch und Janos gingen voran, gefolgt von Zokora und Sieglinde. Leandra, Poppet und ich bildeten den Abschluss.
»Hier geht ein Luftzug. Der Raum hat eine Öffnung ins Freie«, sagte Zokora leise.
»Vorsicht«, kam Janos’ Stimme. »Wir müssen hier über einen Steg gehen. Unter uns ist ein Raum mit großen Winden, dieser Weg führt über ihn drüber. Er ist nicht breit, vielleicht eine Mannslänge.«
»Und spiegelglatt«, ergänzte Varosch.
Was sonst. Vielleicht erlebte ich es ja doch irgendwann wieder, dass ich den Fuß auf Boden setzen konnte, der nicht vereist war.
»Auf der anderen Seite ist eine Tür. Sie steht offen«, verkündete Janos. »Dort geht es weiter.«
Seelenreißer nahm Eis oder Stein nur mit Mühe wahr, Holz dagegen konnte er erkennen. So erschien es mir, als ob ich mich über einen bodenlosen dunklen Abgrund bewegte, denn ich sah den Boden nicht, der meine Füße trug.
Dennoch kamen wir ohne größere Schwierigkeiten auf der anderen Seite an.
»Was ist das?«, fragte Varosch, und ich sah, wie er die Lampe anhob.
»Unsere Schatzsucher«, sagte Janos trocken.
»Poppet, was siehst du?«
»Unter uns, in einer Ecke neben den Winden, liegen Leichen. Vielleicht zwanzig oder so. Vier von ihnen scheinen älter zu sein, andere wirken frischer. Sie sind in irgendetwas eingewickelt.«
»Kannst du erkennen, woran sie gestorben sind?«, fragte ich sie.
»Das kann ich dir sagen, Havald«, hörte ich leise Zokora. »Sie wurden von innen heraus aufgefressen. Nachtspinnen.«
»Nachtspinnen?«
»Ja. Vierfach faustgroß und sehr schnell. Sie sind blind, folgen aber
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