Die zweite Nacht
irgendwo bestellt?«
Beleidigt verschränkte ich die Arme und sah zu, wie Frederik seinen Kopf in die Küche steckte, den Herd musterte und sich verdutzt wieder zu mir drehte. »Kochst du etwa?«
»Jetzt reicht es aber! Ich habe mehr als einmal erwähnt, dass ich kochen kann.«
Frederik legte die Arme um mich und grinste breit. »Ja, ich weiß. Aber du sagst auch manchmal, dass du ein netter Mensch wärest und ich dachte, das mit dem Kochen würde in die gleiche Kategorie von Wahnvorstellungen fallen.«
Pah! Ich wand mich aus seiner Umarmung und schlug ihm mit aller Kraft auf den Oberarm. »Wenn du weiter so frech bist, behalte ich dein Geschenk und du kannst drüben essen. Vielleicht hast du Glück und Schröder gibt dir etwas von seinem Katzenfutter ab.«
Seine Augen funkelten. »Verzeihung, was hast du gesagt? Ich habe nach dem Wort ›Geschenk‹ irgendwie abgeschaltet.«
Mit einem Seufzen ging ich an den Herd und rührte die Sauce um. Neugierig schlich Frederik hinter mir her und sah über meine Schulter. »Nein, im Ernst, das riecht wirklich köstlich. Was gibt es denn?«
Ein wenig versöhnt zog ich den Kochlöffel aus der Sauce und ließ ihn probieren. »Kartoffel-Apfel-Soufflé, Schweine-Medaillons in Blätterteig und Pfifferlinge.«
Wenigstens zeigte der Mann sich jetzt angemessen beeindruckt und erkundigte sich pflichtbewusst: »Kann ich dir helfen?«
»Du kannst den Wein aufmachen und die Kerzen anzünden. Der Timer für das Soufflé sollte gleich ablaufen.«
Frederik legte die Gabel weg und sah mich merkwürdig verträumt an. »Es ist wirklich nicht nett, mir deine Kochkünste so lange vorzuenthalten. Ständig bestellen wir irgendetwas, obwohl du doch so großartig kochen kannst!«
Ich erlaubte mir ein kleines Lächeln, bevor ich sagte: »Jetzt im Ernst: Stell dir mal vor, ich hätte direkt für dich gekocht – ich bin dich ja so schon nicht wieder losgeworden.«
»Das heißt, ab jetzt kochst du für mich?«, erkundigte er sich so hoffnungsvoll, dass ich lachen musste.
»Wenn du brav bist, vielleicht…« Ich polierte mit dem letzten Stück Fleisch förmlich den Teller sauber. Meine Neugier, wie Frederik wohl auf sein Weihnachtsgeschenk reagieren würde, ließ sich nicht so leicht bezähmen und so hatte ich meine Ungeduld künstlich gezügelt, indem ich ganz langsam gegessen hatte.
»Ist noch etwas da?« Seine blauen Augen waren nahezu mitleiderregend weit aufgerissen und ich nahm ihm den Teller ab, den er mir bereits hinhielt.
»Natürlich.«
»Gott sei Dank«, rief er erleichtert und goss uns noch Rotwein in die Gläser. »Du hast wirklich einige versteckte Talente.«
»Hör auf zu schleimen«, bemerkte ich trocken und sah aus dem Augenwinkel sein Grinsen.
Glücklicherweise konnte ich ihm den Rücken zuwenden und so bekam er nicht mit, dass ich zufrieden lächelte. Obwohl ich wusste, dass ich ganz passabel kochen konnte, freute es mich natürlich, dass Frederik so begeistert war.
Ich stellte ihm den Teller hin und setzte mich wieder. Er hatte sein Besteck noch immer in der Hand und ich beobachtete ihn versonnen. Dieser Moment gerade war auf eine schöne Art und Weise entspannend. Dabei hatte ich den Nachmittag völlig aufgelöst in der Küche zugebracht und mehrfach mit dem Gedanken gespielt, meine Nerven mit dem gesamten Vorrat an Rotwein zu beruhigen, den ich besaß.
Weihnachten mit einem Mann zu verbringen war mir früher immer wie das Maß aller Dinge erschienen – ein gewaltiger Schritt eben. Und jetzt?
Sehr erwachsen saß ich an meinem Küchentisch und verbrachte Heiligabend mit meinem Freund, den ich vor ein paar Tagen erst betrunken gefragt hatte, ob er mich nicht heiraten wollte. Hätte mir das jemand an Elenas Hochzeitstag prophezeit, dass ich die Feiertage ganz verzückt mit einem Mann verbringen würde, hätte ich der betreffenden Person vermutlich den Inhalt meines Glases ins Gesicht gekippt.
Nachdem ich geduldig gewartet hatte, bis Frederik auch den zweiten Teller leer gegessen hatte, fragte ich: »Einen Kaffee oder Espresso?«
»Sehr gern«, sagte der Mann und lehnte sich entspannt im Stuhl zurück. »Ich muss schon sagen, ich fühle mich gut umsorgt.«
Ich freute mich, verdrehte dennoch die Augen und wurde mit einem Lachen belohnt.
»Was machst du denn sonst so an Weihnachten?«, wollte Frederik von mir wissen.
»Mich mit Daniel streiten«, grinste ich und füllte die Kaffeebohnen in der Maschine nach. »Meistens sind wir im Haus meiner Eltern, meine
Weitere Kostenlose Bücher