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Die zweite Stufe der Einsamkeit

Die zweite Stufe der Einsamkeit

Titel: Die zweite Stufe der Einsamkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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weiteren Angriff über den Kopf zurück.
    Mittendrin fuhr Kabaraijian herum, taumelte. Die Spitzhacke raste herunter. Nicht auf die Wand zu – auf ihn.
    Dann bewegte er sich, kaum rechtzeitig genug, und warf sich auf die Seite. Der Hieb verfehlte ihn um Zentimeter, und Kabaraijian landete im Sand und krabbelte rasch auf die Füße hoch. Geduckt und wachsam begann er zurückzuweichen.
    Der Leichnam stapfte auf ihn zu, die Spitzhacke über den Kopf erhoben.
    Kabaraijian konnte kaum denken. Er begriff nicht. Der Leichnam, der auf ihn zukam, war dunkelhaarig und hatte eine Narbe, sein Leichnam. SEIN Leichnam. SEIN LEICHNAM!
    Die Leiche bewegte sich langsam. Kabaraijian hielt einen sicheren Abstand. Dann blickte er sich um. Seine anderen beiden toten Männer näherten sich aus anderen Richtungen. Einer hielt eine Spitzhacke. Der andere hatte einen Vibro-Bohrer.
    Kabaraijian schluckte nervös und erstarrte. Der Ring der Leichen zog sich um ihn herum zusammen. Er schrie.
    Von unten, vom Strand her, beobachtete Cochran die Szene. Er machte einen Schritt auf Kabaraijian zu. Hinter ihm gab es einen Schatten von irgend etwas, das geschwungen wurde, und einen dumpfen Stoß. Cochran wurde von dem Schlag herumgerissen und landete mit dem Gesicht nach unten im Sand. Er stand nicht auf. Sein faßbrüstiger, dürrer Leichnam stand über ihm, die Spitzhacke in der Faust, holte aus, schlug zu, immer wieder. Sein anderer Leichnam stakste durch die Höhle – auf Kabaraijian zu.
    Der Schrei hallte noch in der Höhle, aber Kabaraijian war jetzt still. Er sah zu, wie Cochran zu Boden ging, und plötzlich bewegte er sich und warf sich gegen den dunkelhaarigen toten Mann. Die Spitzhacke ruckte herunter, bösartig, aber unbeholfen. Kabaraijian duckte sich weg. Er rollte gegen die Leiche, und beide gingen sie zu Boden. Die Leiche brauchte mehr Zeit, bis sie wieder aufrecht stand. Bis sie das erreicht hatte, war Kabaraijian an ihr vorbei.
    Der Leichenführer bewegte sich rückwärtsgehend, einen langsamen Schritt nach dem anderen. Seine eigene Mannschaft stand ihm jetzt gegenüber, stolperte mit erhobenen Waffen auf ihn zu. Es war ein erschreckender Anblick. Ihre Arme bewegten sich, und sie gingen. Aber ihre Augen waren leer, und ihre Gesichter waren tot – TOT! Zum erstenmal verstand Kabaraijian das Entsetzen, das manche Leute in der Nähe von toten Männern verspürten.
    Er sah über die Schulter. Cochrans Leichen kamen beide in seine Richtung, bewaffnet. Cochran lag mit dem Gesicht nach unten im Sand, und das Wasser klatschte gegen seine Stiefel.
    Sein Verstand fing in der kurzen Atempause, die ihm gewährt war, wieder an zu arbeiten. Seine Hand zuckte an seinen Gürtel. Der Regler war noch an, noch warm und summend. Er testete ihn. Er griff hinaus, nach seinen Leichen, in sie hinein. Er befahl ihnen stillzustehen, ihre Werkzeuge fallen zu lassen, zu erstarren.
    Sie gingen weiter vorwärts.
    Kabaraijian zitterte. Der Regler arbeitete noch; er konnte noch immer die Echos in seinem Schädel spüren. Aber irgendwie reagierten die Leichen nicht. Ihm war sehr kalt.
    Und noch kälter, als es ihm endlich aufging; wie Eiswasser. Cochrans Leichen hatten auch nicht reagiert. Beide Mannschaften hatten sich gegen ihre Führer gewandt.
    Überlagerung!
    Er hatte von solchen Dingen gehört. Aber er war nie Zeuge davon geworden, hatte nicht einmal im Traum daran gedacht, davon Zeuge zu werden. Überlagerungs-Kästen waren sehr teuer – und illegal, Kontrabande auf jedem Planeten, auf dem Leichenführen erlaubt war.
    Aber jetzt sah er einen in Aktion. Jemand wollte ihn umbringen. Jemand versuchte, genau das zu tun. Jemand setzte seine eigenen Leichen mit Hilfe eines Überlagerungs-Kastens gegen ihn ein.
    Er warf sich den Leichen geistig entgegen, kämpfte darum, die Kontrolle zurückzubekommen, packte nach allem, was sie übernommen haben könnte. Aber da war kein Kampf, nichts, mit dem man sich hätte auseinandersetzen können. Die toten Männer reagierten ganz einfach nicht.
    Kabaraijian bückte sich und hob einen Vibro-Bohrer auf.
    Er richtete sich schnell auf, wandte sich Cochrans beiden Leichen zu. Die große mit den Streichholzbeinen wankte heran, schwang ihre Spitzhacke. Kabaraijian parierte den Hieb mit dem Vibro-Bohrer, hielt ihn als Schild über sich. Der tote Mann ruckte die Spitzhacke wieder zurück.
    Kabaraijian schaltete den Bohrer ein und trieb ihn in die Eingeweide des Leichnams. Es gab eine schreckliche Sekunde voll spritzendem Blut und

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