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Die zweite Stufe der Einsamkeit

Die zweite Stufe der Einsamkeit

Titel: Die zweite Stufe der Einsamkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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recht. Sie können keine Ausnahme machen. Ändern Sie einfach die Regeln. Nehmen Sie alle Mannschaften auf, die Sie abgelehnt haben. Erweitern Sie die Liga.“
    Hill zuckte zusammen, schüttelte dann den Kopf. „Aber unser Budget – es würde dafür nicht ausreichen. Wir hätten mehr Spiele. Wir würden mehr Zeit brauchen, mehr Schiedsrichter, mehr Ausrüstungen.“
    Tomkins tat das Problem mit einer Handbewegung ab. „Die Regierung ist bereits dabei, den Brish’diri spezielle Football-Ausrüstungen zu kaufen. Es wäre uns eine Freude, alle Ihre zusätzlichen Kosten zu übernehmen. Sie würden ein für alle Beteiligten besseres Freizeitprogramm bekommen.“
    Hill sah noch immer skeptisch aus. „Nun …“
    „Darüber hinaus“, sagte Tomkins, „sind wir möglicherweise in der Lage, einen oder zwei Regierungszuschüsse zu arrangieren, um andere Verbesserungen in Ihrem Programm auszupolstern. Also – wie steht’s jetzt?“
    Hills Augen funkelten vor plötzlichem Interesse. „Ein Zuschuß? Wie groß soll er denn sein? Könnten Sie ein Schwerkraftgitter hinkriegen?“
    „Kein Problem“, sagte Tomkins. Ein langsames Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.
    Hill erwiderte das Grinsen. „Dann, Mister, dann hat sich Starport soeben eine Brish’diri-Footballmannschaft zugelegt. Aber, äh, wird das ein Geschrei geben!“ Er knipste den Schreibtisch-Intercom an. „Schicken Sie mir Jack De Angelis herein“, ordnete er an. „Ich habe eine kleine Überraschung für ihn.“
     
    Der Himmel über dem Starport-City Stadion war an einem windigen Samstagmorgen eine Woche später düster und trostlos, aber Hill machte das alles nichts aus. Das Druckzelt des Stadions hielt den dünnen, nassen Nieselregen ab, der ihn auf dem Weg zum Spiel bis auf die Knochen durchnäßt hatte, und das Wetter paßte wunderbar zu seiner Stimmung.
    Normalerweise war Hill viel zu beschäftigt, um an irgendeiner der Sportveranstaltungen seiner Abteilung teilzunehmen. Normalerweise war jeder zu beschäftigt, um an den Sportveranstaltungen der Abteilung teilzunehmen. Die Ligen der Freizeitabteilung bekamen in der Lokalzeitung eine ziemlich gute Berichterstattung, aber sie zogen selten viele Zuschauer an. Der Rekord lag bei ungefähr 400 Leuten für ein Meisterschaftsspiel vor ein paar Jahren.
    Oder vielmehr, das war der Rekord gewesen, erinnerte sich Hill. Heute war das Stadion gedrängelt voll, trotz der Uhrzeit, des Regens und allem anderen. Das Stadtstadion war nie voll – außer beim traditionellen Erntedank-Footballspiel zwischen Starport-High und ihren Erzrivalen Grissom City Prep. Aber heute war es voll.
    Hill wußte, warum. Es war ihm auf die harte Art eingetrichtert worden, nachdem er die verdammte idiotische Entscheidung getroffen hatte, die Brish’diri in die Liga hineinzulassen. Die ganze Stadt war in Harnisch. Sechs lokale Mannschaften hatten die Stadtliga lieber boykottiert, als mit den ‚unmenschlichen Monstern’ zu spielen. Die Büro-Telefonvermittlung war täglich von Anrufen überflutet worden, die gewaltige Mehrheit davon ärgerliche Beschimpfungen auf Hill. Ein Stadtratsmitglied hatte seinen Rücktritt gefordert.
    Und das war genau das, wozu es am Ende wahrscheinlich auch kommen würde, überlegte Hill verdrießlich. Die Lokalzeitung, die außerpolitisch immer auf hartem konservativen Kurs gewesen war, unterstützte die Tendenz, Hill aus dem Amt zu treiben. In einem ihrer Leitartikel war er hämisch daran erinnert worden, daß das Starport-Stadtstadion jenen gewidmet war, die im Brish’diri-Krieg ihr Leben gelassen hatten, und auch das böse Wort ‚Entweihung’ war gefallen. Inzwischen war die Zeitung dazu übergegangen, die Brish’diri-Mannschaft die ‚Kahlkopf-Adler’ zu nennen.
    Hill wand sich unbehaglich auf seinem Platz an der 50-Yards-Linie und betete stumm, das Spiel möge anfangen. Er konnte die wütenden Blicke in seinem Genick spüren, und er hatte den ungemütlichen Eindruck, er könnte jede Sekunde von einem Stein getroffen werden.
    Auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes konnte er die Kamera-Aufbauten eines der großen 3V-Netze sehen. Alle fünf waren natürlich hier; das Spiel hatte planetenweite Aufmerksamkeit erregt. Die Infofax hatten auch Reporter geschickt, obwohl sie die Geschichte, die hier ablief, ziemlich zu verwirren schien. Die eine hatte einen politischen Reporter geschickt, die andere einen Sportberichterstatter. Draußen, auf dem künstlichen Gras des Stadions, brachte die

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