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Die zweite Stufe der Einsamkeit

Die zweite Stufe der Einsamkeit

Titel: Die zweite Stufe der Einsamkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Genf.“
    Sein Lächeln wurde breit. „Und natürlich sind alle Beiträge steuerlich absetzbar. Egal, ob Sie einen Beitrag leisten wollen oder nicht – ich hoffe, die Vorführung hat Ihnen gefallen.“
    Dann fing das Publikum an, zu applaudieren, und die Lichter gingen an, und die Vorsitzende erhob sich, um zu verkünden, daß Erfrischungen serviert werden würden. Während das Essen geholt wurde, floß ein steter Strom von Frauen zu Becker hinauf und dankte ihm überschwenglich für seine Darbietung und versprach ihm Unterstützung. Er quittierte ihr Lob mit Nicken und Lachen und freundlichem Lächeln.
    Und verachtete sie die ganze Zeit über. Gott, dachte er, wie ich das hasse. Sie haben mir meine Sterne weggenommen und mir schwatzende fette Damen und falsche Oberetagen-Salons gegeben. Und ich hasse das. Und es ist nicht fair. Verdammt, es ist nicht einmal Leben.
    Man gab ihm synthetischen Kaffee und Protein-Plätzchen. Und er nahm sie mit einem Lächeln. Und haßte sie. Aber er aß und blieb und machte Konversation. Das war SPACE-Strategie. Endlich brachen sie auf und gingen, eine nach der anderen.
    Gerade, als Becker daran zu denken begann, ebenfalls zu gehen, kam der Arzt heran; schlaff hielt er seinen Kaffee. Er wirkte nicht ganz so alt, wenn die Lichter an waren. Aber er sah sehr müde aus.
    „Das war eine wirklich schöne Show, Commander“, sagte er mit einem warmen Lächeln. „Ich fürchte, Sie haben mich geschlagen. Ich habe da so eine Vorahnung, daß Sie die ganzen Spenden bekommen werden.“
    Becker gab ein professionelles Lächeln zurück. „Nun, Ihre Darbietung war sehr interessant, Doktor. Und es gibt gewiß eine Notwendigkeit für Ihre Art von Arbeit unten in den Unterstädten. Ich würde nicht so pessimistisch sein.“
    Der Arzt runzelte leicht die Stirn, schlürfte seinen Kaffee und schüttelte den Kopf.
    „Kommen Sie, Commander. Machen Sie sich nicht über mich lustig. Ich bin neu in diesem Spiel, und ich habe es sehr schlecht gemacht. Und Sie sind gut genug, um das zu wissen.“
    Becker, der damit beschäftigt war, seinen Holowerfer zusammenzupacken, warf dem Arzt einen scharfen Blick und ein aufrichtiges Lächeln zu. Er schaute sich um, um sicherzugehen, daß keine der Frauen in Hörweite der Unterhaltung war, nickte dann schnell. „Sie reden Klartext. Und es stimmt: Ihre Vorführung war drittklassig. Aber mit der Zeit werden Sie besser werden. Und dann werden die Spenden hereinkommen.“
    „Hmmm. Ja.“ Der Arzt sah ihn hart an, hielt dann inne. Dann schien er sich zu etwas zu entschließen. Und er sprach weiter: „Mittlerweile sind natürlich Tausende von Kindern unten, in den Unterstädten, hungrig und krank. Und das bleiben sie auch. Und vielleicht sterben sie. Warum? Weil ich nicht so geschickt bin wie Sie.“ Sein Mund wurde zu einem festen Strich. „Sagen Sie mir ehrlich, Commander – fühlen Sie sich niemals schuldig?“
    Der Kasten auf dem Holowerfer sprang mit einem scharfen Klicken auf, und Beckers Lächeln erstarb. „Nein“, sagte er. In seiner Stimme war plötzlich eine Schärfe. „Doktor, Sie wissen, daß es vier Sternenkreuzer gibt. Es könnte vierzig geben. Oder vierhundert. Es müßte sie geben. Aber Weltreg will uns das Geld nicht bewilligen. Kommentare, wie Sie sie gerade gemacht haben, kosten uns die Sterne.“
    Kosten mich die Sterne, sagte er zu sich selbst, und sein Geist brodelte. So wenige Schiffe, so viele Freiwillige. Und diese verdammte Warteliste …
    Was hatte General Henderson gesagt? Tausende, oder? Ja. „Commander, es gibt Tausende von Bewerbern für jeden Platz auf einem Sternenkreuzer. Und Ihre Leistung auf Ihrer ersten Reise war … nun, ausreichend. Aber nicht hervorragend. Ich furchte, ich werde Ihre Bewerbung um dauernden Mannschaftsstatus ablehnen müssen. Es tut mir leid.“
    Und ich habe gesagt … was? Ich sagte: „Sie nehmen mir die Sterne weg.“ Zum ersten Mal, wenn nicht zum letzten Mal.
    „Es tut mir leid“, hat er gesagt. Dieser Bastard. Er ist nicht einmal in seinem Leben auf einem Sternenkreuzer geflogen. Dieser Fettarsch würde die Erde nie verlassen. „Es gibt nichts, was ich tun könnte. Allerdings, Commander, es gibt noch einen Platz für Sie. Sie sind gutaussehend und redegewandt, und Sie glauben an das, was wir tun. SPACE braucht Männer wie Sie. Wir werden Sie in die Public-Relations-Abteilung versetzen. Ohne die, das möchte ich hinzufügen, die Sternenkreuzer nicht möglich wären.“
    „Ich habe soviel Mitleid wie

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