Die zweite Tochter: Thriller (German Edition)
die Sepsis. Bei der langen Flugzeit könnte er einen Schock erleiden, und im Flugzeug kann ihm niemand helfen. Er muss ins Krankenhaus, auf dem Flug stirbt er womöglich.«
»Was sollen wir tun?«, fragte Sheryl panisch. »Mein Gott, der arme Kleine!«
»Reißen Sie sich zusammen. Wir rufen beide jetzt alle Telefonnummern durch. Padma darf unter keinen Umständen in das Flugzeug steigen. Verstanden?«
»Und wenn Rahul stirbt? Was soll ich tun? Mein Gott, wie schrecklich. Die Schwestern sind schon alle weg. Ich bin ganz allein hier. Was soll ich nur machen?«
»Tun Sie, was ich Ihnen gesagt habe. Telefonieren Sie. Und zwar sofort.« Jill legte auf, rief Sheryls E-Mail ab und Padmas Schwiegervater auf dessen Handy an. Als niemand antwortete, hinterließ sie auf der Mailbox eine Nachricht: »Mr. McCann, hier spricht Doktor Farrow, Rahuls Kinderärztin. Padma darf auf keinen Fall nach Mumbai fliegen. Sagen Sie ihr das bitte, wenn Sie sie sehen oder hören. Ihr Enkel hat eine schwere Infektion. Er könnte den Flug nicht überleben. Das ist ein Notfall, bitte rufen Sie mich sofort zurück.« Jill hinterließ ihre Handynummer und legte auf.
»Kann ich dir helfen?«, fragte Victoria.
»Hast du dein iPhone dabei?«
»Ja.« Victoria durchwühlte ihre riesige schwarze Tasche, in der ein heilloses Durcheinander herrschte. »Es muss doch irgendwo stecken.« Ein pinkfarbenes Behältnis mit Wimperntusche, Lippenstifte und ihr EpiPen kamen zum Vorschein – und schließlich auch ihr iPhone.
»Sieh im Internet nach, welche Fluglinie von Philadelphia aus heute Nachmittag direkt nach Mumbai fliegt. Ich versuche inzwischen irgendwie Rahuls Großvater an den Apparat zu bekommen.«
»Und was, wenn ich Fluggesellschaft und Flug gefunden habe?«, fragte Victoria.
»Recherchier die Telefonnummer der Fluglinie.« Jill rief Frank McCann auf seiner Arbeitsstelle an, vielleicht hatte sie ja dort mehr Glück. Draußen kroch der Verkehr vorbei, ein Flugzeug flog so tief über sie hinweg, dass Jill sich reflexartig duckte.
»Bei dem Verkehr kommen wir nie an«, sagte Special Agent Donator zu seinem Kollegen Cohz.
»Spreche ich mit der Steuerkanzlei Granger?«, fragte Jill, als die Verbindung hergestellt war. »Ich bin Doktor Farrow. Es handelt sich um einen medizinischen Notfall. Ich muss dringend mit Frank McCann sprechen.«
»Es tut mir leid, der ist nicht mehr im Haus«, antwortete die Dame vom Empfang. »Worum geht es genau?«
»Ich behandle McCanns Enkel Rahul. Er soll heute mit seiner Schwiegertochter nach Mumbai fliegen, aber der Kleine könnte während des Fluges einen septischen Schock erleiden. Ich muss McCanns Schwiegertochter Padma so schnell wie möglich erreichen. Sie darf mit dem Baby auf keinen Fall fliegen.«
»Ich verstehe«, sagte die Stimme. »Mr. McCann ist noch in einer Konferenz. Ich könnte nur versuchen ihn mobil zu erreichen.«
»Wo findet die Konferenz statt?«
»Das darf ich Ihnen nicht sagen. Aber ich werde versuchen ihm eine Nachricht zukommen zu lassen, versprochen. Ich kann allerdings nicht garantieren, dass ich ihn erreiche.«
»Bitte, versuchen Sie es sofort. Wenn er Fragen hat, kann er mich anrufen, aber er muss unbedingt – schärfen Sie ihm das ein –, unbedingt verhindern, dass Rahul fliegt. Es geht für seinen Enkel um Leben und Tod.« Jill hinterließ ihre Handynummer und bedankte sich.
»Ich habe den Flug gefunden«, sagte Victoria. »Boarding ist schon in einer halben Stunde. Flug 440 der Continental.«
»O nein.« Jills Herz schlug schneller. »Hast du eine Telefonnummer?«
»Es gibt eine Nummer für Reservierungen und eine für den Kundenservice.«
»Ruf die Reservierung an und gib mir das Handy, wenn du jemanden am Apparat hast.«
»Verstanden.« Victoria gab die Nummer ein und wartete. »Verdammt, Warteschleife. Die Computerstimme sagt, die Wartezeit beträgt zehn Minuten.«
»Das ist zu lange.« Jill wandte sich an die FBI -Agenten. Es musste so schnell wie möglich etwas passieren. »Special Agent Donator, können Sie mir helfen? Können Sie die Flugsicherung oder die Polizei von Philadelphia anrufen? Oder die Flughafenpolizei? Das Flugzeug darf auf keinen Fall starten.«
»Das wäre nicht der Amtsweg, Doktor Farrow.« Donators Miene war starr. Was er wirklich dachte, wurde von seiner Sonnenbrille verborgen.
»Bitte, es geht um das Leben eines Babys.« Jill lehnte sich nach vorn. Wenn es sein musste, würde sie den Beamten anbetteln. »Gibt es etwas Wichtigeres als
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