Die zweite Tochter: Thriller (German Edition)
das?«
»Schon verstanden.« Donator verließ die Schnellstraße und wandte sich an seinen Kollegen: »Was meinst du, Pete? Es ist zwar nicht der korrekte Weg, aber Sean in Philadelphia können wir immer anrufen.«
Special Agent Cohz nickte. »Es geht um das Leben eines Babys, dessen Dad in Afghanistan kämpft. Ruf Sean an. Er wird wissen, was zu tun ist.«
Jill schöpfte neue Hoffnung. »Ja, bitte. Rufen Sie Sean an!«
Der Agent drehte sich um. »Darf ich Ihr Handy benutzen?«
»Natürlich. Und vielen, vielen Dank.« Sie gab ihm ihr Blackberry.
»Keine Ursache.« Der FBI -Agent nahm das Telefon, aber anstatt zu wählen, schlug er es mit voller Kraft gegen das Armaturenbrett, wo es mit lautem Krach zersplitterte.
»Was machen Sie da?«, fragte Jill entsetzt.
Das Letzte, woran sie sich erinnern konnte, war der Faustschlag von Special Agent Cohz, der sie mitten im Gesicht traf.
60
Jill kam wieder zu Bewusstsein. Sie rutschte ein wenig zur Seite, mit dem Kopf lag sie auf dem Polster des Rücksitzes. Sie versuchte zu begreifen, was gerade passiert war. Die zwei Männer da vorn waren also keine FBI -Agenten, sondern Mörder. Mörder, die es auf sie und Victoria abgesehen hatten. Rahul war wahrscheinlich schon im Flugzeug nach Mumbai. Vielleicht war er schon tot.
Nur nicht in Panik geraten. Ihr Kopf schmerzte. Die Nase blutete. Das rechte Auge fühlte sich seltsam locker, feucht und warm an. Der Schlag hatte den Orbitalknochen getroffen, vielleicht war er sogar gebrochen. Sie hörte ein leises Wimmern.
Victoria.
Neben ihr bewegte sich etwas. Es gab keine Geräusche von anderen Autos oder vorbeifahrenden LKW s. Der Wagen, in dem sie lag, fuhr langsam, höchstens fünfzig Meilen die Stunde.
Jill bewegte sich nicht. Falls ihr rechter Orbitalknochen gebrochen war, dürfte ihr rechtes Auge nur noch eine blutige, eingesunkene Masse sein. Wahrscheinlich war von außen noch nicht einmal zu sehen, dass sie es geöffnet hatte. Die beiden Männer glaubten bestimmt, sie sei noch bewusstlos.
Sie ließ das linke Auge geschlossen und sah sich mit dem rechten um. Es war nicht einfach, aber was sie sah, genügte ihr. Victoria saß zusammengekauert neben ihr und zitterte. Blut rann von ihren schlanken Fingern. Ihr Handy und ihre Handtasche waren nicht mehr da, Haarbürste und Rouge lagen auf dem Rücksitz.
»Ich muss pinkeln«, sagte einer der beiden Männer, wahrscheinlich der Fahrer. Donator, oder wie auch immer er heißen mochte. Wie waren die beiden ins Krankenhaus gekommen? Wahrscheinlich mit gefälschten Ausweisen. Jill hatte vergessen, sie danach zu fragen. Sie hatte anderes im Kopf gehabt als die Ausweise.
»Aber beeil dich«, sagte Cohz, oder wer auch immer er in Wirklichkeit war. »Die Tussi geht mir mit ihrem Gejaule auf den Sack.«
»Dann knall ihr doch eine.«
»Dann flennt sie erst recht. Mach schnell.«
Der Wagen fuhr langsamer. Victoria durfte auf keinen Fall etwas passieren. Jill fühlte Angst und Liebe in sich aufsteigen.
Der Wagen fuhr an die Seite. Überall nur Bäume. Keine anderen Autos. Keine Häuser. Keine Menschen. Keine Hilfe. Victoria und sie würden nicht weit kommen, sollten sie versuchen zu fliehen. Zudem waren die beiden Typen bestimmt bewaffnet. Es war später Nachmittag. Die Sonne war noch nicht untergegangen. Bei einem Fluchtversuch würde einer sie, der andere Victoria verfolgen.
»Bin gleich wieder da«, sagte Donator und bremste. Als der Wagen anhielt, rollte ein orangefarbenes Etwas am Boden unter dem Sitz hervor. Jill bemerkte es.
Victorias EpiPen.
Der EpiPen bestand eigentlich aus einer Spritze mit Adrenalin. Im Fall einer allergischen Reaktion half er dem Allergiker, wieder normal zu atmen. Im Muskel eines gesunden Menschen bewirkte er fast nichts. Das Herz schlug ein bisschen schneller, ihm wurde ein bisschen übel, er zitterte vielleicht. Wenn man eine Vene traf, passierte nicht viel mehr.
Aber wenn man die richtige traf …
Würde Jill das schaffen? Es war die einzige Chance, die sie sah. Andernfalls würden Victoria und sie höchstwahrscheinlich sterben. Sie hörte, wie die Fahrertür geöffnet wurde. Ein Piepen signalisierte, dass die Tür nicht wieder vollständig geschlossen worden war. Sie konnte den Fahrer nicht sehen, aber seine Schuhe knirschten auf der gekiesten Straße. Seine Schritte entfernten sich.
Zum Pinkeln würde er sich sicherlich mit dem Rücken zur Straße stellen. Auf diesen Augenblick musste sie warten. Sie hörte genau hin, dann zählte sie.
Eins,
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