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Die zweite Tochter: Thriller (German Edition)

Die zweite Tochter: Thriller (German Edition)

Titel: Die zweite Tochter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Scott
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falsche Richtung entwickelte. Sie redeten über Megans Training und nicht über ihre Gefühle. Sam musste das Gleiche empfunden haben, denn er berührte Megan vorsichtig am Arm.
    »Das ist eine schreckliche Nachricht, Liebes. Ein richtiger Schock.«
    »Es ist so seltsam, schrecklich und gemein.« Megan presste die Lippen aufeinander. »Ich weiß, ich sollte mich nicht so aufregen, schließlich habe ich ihn jahrelang nicht gesehen, aber …«
    »Aber natürlich regt dich so eine Nachricht auf«, sagten Sam und Jill fast gleichzeitig.
    Megan ließ den Kopf hängen. Eine Träne fiel auf die Bettdecke. »Aber sein Tod sollte mich nicht berühren. Schließlich wollte er mich nicht mehr sehen. Er hat meine Mails nicht beantwortet, und außerdem war er sowieso nur mein Stiefvater.« Megan fing sich und blickte entschuldigend zu Sam. »Das war nicht so gemeint.«
    »Ich weiß.« Sam strich ihr über den Arm. »Wie du schon sagst: Es ist schrecklich und gemein. Niemand weiß, wie man sich in einer solchen Situation verhalten soll.«
    Megan wandte sich an Jill. »Wie geht es Abby? Sie muss ja völlig durch den Wind sein, schließlich hat sie jetzt keine Eltern mehr. Sie ist ein Waisenkind, richtig?«
    »Sie hat uns zur Trauerfeier heute Nachmittag eingeladen. Sie beginnt um drei. Wenn du dich stark genug fühlst …«
    »Ich komme mit.« Megan blickte unsicher von Jill zu Sam. »Das geht doch in Ordnung, oder wirkt es irgendwie seltsam?«
    Jill streichelte Megans Wange. »Das ist völlig in Ordnung. Ich finde es jedenfalls richtig.«
    Sam nickte. »Ich auch. Leider kann ich nicht mitkommen, weil ich einen Kollegen treffe. Aber wenn ihr wollt, sage ich das Treffen ab.«
    »Das brauchst du nicht.« Megan wandte sich an Jill, die Tränen hielt sie zurück. »Und du willst wirklich gehen, Mom? Schließlich hast du ihn nicht mehr geliebt. Seit der Scheidung warst du nicht mehr gut auf ihn zu sprechen.«
    »Das spielt jetzt keine Rolle mehr. Natürlich gehe ich, zusammen mit dir.«
    »Ich weiß gar nicht so genau, warum ich dahin will.« Megan rieb sich die Wangen, versuchte ihre Zahnspange hinter den Lippen zu verbergen. »Aber ich denke, dass es das Richtige ist. Dem Toten Respekt zu erweisen, wie Grandma gesagt hätte.«
    Jills Mutter war vor fünf Jahren gestorben. Jill vermisste sie noch immer. »Grandma wäre stolz auf dich.«
    Megan blickte zu Sam und zog die Nase hoch. »Was ich gesagt habe, war dumm von mir. Du bist auch mein Stiefvater, und ich habe dich gern. Verstehst du, was ich gemeint habe?«
    Sam breitete die Arme aus. »Ich habe dich auch sehr, sehr gern. Wir drei haben uns lieb, und das ist das Einzige, was zählt.«
    Gab es einen besseren Stiefvater für Megan? Sam war der ruhende Pol in den manchmal hitzig geführten Debatten zwischen Mutter und Tochter. Er half Megan bei den Hausaufgaben, fuhr sie zum Training, wenn Jill keine Zeit hatte, und brachte ihr das Fotografieren bei. Wieder meldete sich Megans Handy. Diesmal mit einem Lady-Gaga-Klingel ton, auf dem Display erschien ein Foto von Megans bester Freundin, Courtney.
    »Kann ich rangehen, Mom? Sie will mir bestimmt nur sagen, dass sie auf dem Weg sind.«
    Jill zögerte einen Augenblick. »Mach nur.«
    »Ich gehe ins Badezimmer. Dauert auch nicht lange.« Megan schnappte sich ihr Telefon. »Hi, Court, ich muss dir was echt Schreckliches erzählen.«
    Die Badezimmertür schloss sich. Beef legte sich hin, um weiterzuschlafen, und Jill sagte zu Sam: »Das geht doch in Ordnung, dass sie telefoniert?«
    »Warum nicht. Sie wird mit Courtney über die Sache reden wollen.« Er legte den Arm um Jill.
    »Der Tod nimmt sie mit, aber sie gibt sich stark.«
    »Sie verarbeitet es auf ihre Weise. Mit Courtney und ihren anderen Freundinnen. Das machen doch alle Mädchen so, oder?« Sam imitierte mit der Hand einen Mund, der pausenlos plapperte. »Ihr haltet doch fast nie den Mund.«
    »Ist es falsch, dass ich die Zeit vermisse, als Megan ihre Probleme noch mit mir beredet hat?«
    »Nein«, sagte Sam. »Megan ist kein kleines Kind mehr, mein Schatz. Mit Steve habe ich das Gleiche durchlebt, aber Mütter und Töchter haben untereinander generell ein vertrauteres Verhältnis. Das verdanken sie wahrscheinlich den Schuhen, über die sie den lieben langen Tag reden können.«
    Jill lächelte. Das war Sams Art, sie aufzumuntern.
    »Sie wird erwachsen. Damit musst du dich abfinden.«
    Im Badezimmer war es still geworden. Jill erhob sich. »Hat sie aufgelegt?« Ein unterdrücktes

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