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Die zweite Tochter: Thriller (German Edition)

Die zweite Tochter: Thriller (German Edition)

Titel: Die zweite Tochter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Scott
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gesehen. Er hat im Schlaf die ganze Zeit an seinem Ohr rumgespielt.«
    »Ich hoffe, Ihrer Mutter geht es bald wieder besser. Und wann hat Rahul Fieber bekommen?« Jill sah sich die Untersuchungsergebnisse der Krankenschwester genauer an. Nichts Auffälliges, außer dass Rahul 38,3 Grad Fieber hatte. Bis 38,05 Grad war für sein Alter normal.
    »Heute Morgen. Ich wollte ihm Amoxicillin geben, bevor das Fieber noch mehr steigt. Diese Woche steht bei uns ziemlich viel an. Roy und Devi machen beide einen Schulausflug.«
    »Oje. Da brauchen Sie Xanax.«
    Padma lachte, aber Jill hatte den Scherz nur gemacht, weil sie an William gedacht hatte. Es war schon seltsam, dass er solches Zeug genommen haben sollte. Jill bot Rahul ihren Finger als Ersatz für das Stethoskop an und horchte seine Lunge und die oberen Atemwege ab. Als sie sich anschließend seine Ohren anschaute, waren sie bis hinters Trommelfell voller Eiter.
    »Wie geht es Dave?«, fragte Jill. Padmas Ehemann war bei der Army Reserve und derzeit in Afghanistan.
    »Gut. Er bedankt sich für die Bücher, die Sie ihm geschickt haben. Seine Kameraden hatten auch Freude daran.«
    »Das ist doch das Mindeste, was ich tun kann.« Jill sah in Rahuls Nase, Mund und Hals. Sie waren gereizt und entzündet wie die Nebenhöhlen und die oberen Atemwege. »Ich habe den größten Respekt vor dem, was Sie allein für die Familie leisten.«
    »Manchmal wird es auch mir zu viel.«
    »Warum rufen Sie mich dann nicht an oder mailen mir? Ich meine es ernst.«
    »Danke.« Padma lächelte, aber Jill wusste, dass sie von ihrem Angebot nie Gebrauch machen würde.
    »Wie geht es Roy und Devi?« Jill tastete Rahuls Lymphknoten ab. Sowohl die vorderen wie die hinteren waren leicht angeschwollen.
    »In der Schule läuft es gut. Und im Ju-Jutsu haben beide den braunen Gürtel gemacht.«
    »Toll.«
    »Sie vermissen ihren Vater.«
    »Das glaube ich sofort.« Jill dachte an Abby und Victoria. Wie sehr würden sie bald William vermissen? Es war wohl tatsächlich besser, mit Abby zu einer Therapeutin zu gehen, als sich in ihre Mordtheorien zu vertiefen.
    »Wir mailen und skypen. Das macht die Trennung leichter.«
    »Das ist gut.« Jill legte Rahul vorsichtig auf den Rücken und tastete Bauch, Leber und Milz ab. Alle waren leicht angeschwollen. Der kleine Körper kämpfte gegen die Infektion, schien aber aus irgendeinem Grund den Kampf immer wieder zu verlieren. Es war Rahuls fünfte Ohrentzündung in diesem Jahr, eine Lungenentzündung hatte er schon gehabt, er machte Jill Sorgen.
    »Wie alt ist Ihre Megan jetzt?« Padma legte ihre Hand auf Rahuls Hinterkopf. »Geht sie auf die Mittelschule?«
    »Ja. Wenn man sie ordentlich füttert, wachsen die Kinder ziemlich schnell. Nicht wahr, mein Hübscher?« Jill redete mit Rahul, der sie anlächelte. Seine Lippen waren feucht, sein Körper war zum Glück nicht dehydriert. Um sicherzugehen, kniff sie ihm vorsichtig in den Arm. Die Haut straffte sich sofort wieder. »Was für ein tougher Junge du doch bist. Tränen hast du wohl aus deinem Repertoire gestrichen?«
    »Er ist unser dritter. Die Kinder lernen mit der Zeit.«
    Jill lächelte und streichelte Rahuls zarte Wangen. Seine indische Herkunft ließ seine Haut schon im gesunden Zustand zart leuchten, doch Jill, die bereits Kinder aller Hautfarben untersucht hatte, vermutete trotzdem, dass er Fieber hatte. »Seine Haut ist etwas rot. Was sagen Sie dazu, Doktor Mom?«
    »Das ist sie immer, wenn er eine Ohrenentzündung hat. Haben Sie eigentlich schon ein Hochzeitskleid?«
    »Ich denke darüber nach, einen Arztkittel zu tragen. Der ist immerhin auch weiß.«
    Padma lachte. »Jetzt erzählen Sie schon. Das sind doch Fragen, die uns Frauen bewegen. Ich bin zwar gern Mutter von drei Jungs, aber manchmal sehne ich mich nach etwas Kleinem, dem ich Rüschen anziehen kann.«
    »Okay, ich habe ein Kostüm, ein schönes Kostüm.« Jill tastete die Lymphknoten unter Rahuls Achselhöhlen ab. Auch geschwollen. »Megan hängt immer vor dem Fernseher, wenn diese Sendung über Brautkleider läuft. Ich glaube, ich habe als Mutter versagt.«
    »Das Gefühl kenne ich. Sie setzen halt ihren eigenen Kopf durch.«
    Jill warf einen Blick in Rahuls Windel, sie war trocken und sauber. »Wenn sie erwachsen sind, schwärmen sie davon, was für eine tolle Kindheit sie hatten. Aber dann sind wir längst schon tot.«
    Padma lachte.
    Noch einmal untersuchte Jill Rahuls Haut. Am rechten Arm fiel ihr ein winziger Fleck auf, der sie an seinen

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