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Die zweite Tochter: Thriller (German Edition)

Die zweite Tochter: Thriller (German Edition)

Titel: Die zweite Tochter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Scott
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wollte sie von ihm hören? Schöne Worte halfen da nicht mehr weiter, die Situation zwischen beiden war mittlerweile zu verfahren.
    Gut, dann lass ich es.
    Jill verscheuchte Sam aus ihrem Kopf und blickte nach oben in den Himmel von Manhattan. Die Sonne war eine fahle Scheibe. Das Taxi bog auf den sechsspurigen West Side Highway ein, der am Hudson entlangführte. Über den Fluss flog ein Hubschrauber, er glich einem übergewichtigen Käfer. Am anderen Ufer, in New Jersey, wechselten sich handgemalte Reklameschilder, bei denen die Farbe abblätterte, mit ultramoderner neonfarbiger Werbung ab. Abfall- und Benzingerüche drangen ins Taxi, dazu kam die hohe Luftfeuchtigkeit, und schon fühlte sich Jill in ihrem marine blauen Blazer aus Leinen, ihrer weißen Bluse und ihrer Khakihose unwohl. Das Haar hatte sie zu einem einfachen Pferdeschwanz zusammengebunden. Alles in allem genau das richtige Outfit für eine Mutter in geheimer Mission, so hatte sie gedacht. Präziser gesagt: für eine ehemalige Stiefmutter in geheimer Mission.
    Und wenn sie sich etwas angetan hat?
    Ihr Magen verkrampfte sich, als das Taxi den Highway verließ, durch ein paar schicke Straßen fuhr und das West Village erreichte. Die Fahrt ging jetzt über Kopfsteinpflaster, vorbei an noblen Wohnhäusern, die meisten davon modern und aus Glas. Knorrige große Bäume, von schmiedeeisernen Zäunen eingegrenzt, warfen ihre Schatten auf die Gehwege, die gerade mit Hochdruckreinigern gesäubert wurden.
    »Hier sind wir«, sagte der Taxifahrer, und Jill bezahlte ihn durch das Plastikfenster.
    »Behalten Sie den Rest.« Sie stieg aus und betrachtete das Gebäude. Es war nicht so hoch wie die neuen Häuser, aber auf eine altmodische Weise elegant, mit Art-déco-Elementen über dem Eingang. Die Lobby war lang und schmal, der Fußboden schwarz-weiß im Schachbrettmuster gefliest. Wandleuchter aus Messing hingen über einem Tresen, der Pförtner musste in den Sechzigern sein. Er war groß und schlank, hatte krauses graues Haar und trug einen marineblauen Blazer, der dem von Jill ähnelte.
    »Ein schönes Jackett«, sagte sie, als sie auf ihn zuging.
    »Ihnen steht es besser«, antwortete der Pförtner mit höflichem Lächeln.
    Auf seinem Namensschild stand »Michael«, der Sportteil der New York Post lag aufgeschlagen auf seinem Tisch. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich suche einen Mann, der hier wohnt. Neil Straub.«
    »Mr. Straub? Der ist nicht da.«
    Die Antwort hatte Jill erwartet. »Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«
    »Es tut mir leid, aber wir sind ein diskretes Haus.«
    »Das weiß ich. Aber es handelt sich um einen Notfall. Ich bin übrigens Jill Farrow, und Sie sind Michael?«
    »Mike Moran, ja.«
    »Mike, Neil war ein guter Freund meines Exmannes, der letzten Dienstag verstorben ist. Er hinterlässt zwei Töchter. Eine davon wird vermisst. Ich suche sie.«
    »Das tut mir leid.« Mikes Mitgefühl war echt.
    »Ihre Schwester Victoria war gestern Abend bereits hier und hat nach ihr gefragt. Erinnern Sie sich?«
    »Nein. Ich hatte gestern frei.«
    »Ich verstehe.« Jill zog zwei Fotos aus ihrer Tasche, die sie ausgedruckt hatte. Das erste war ein neueres von Abby, das sie auf Williams Laptop gefunden hatte. »Das hier ist Abby Skyler, meine Stieftochter. Sie könnte Neil Straub besucht haben. Kennen Sie sie?«
    »Hm.« Mike nahm das Foto in die Hand und betrachtete es. »Ich kenne sie nicht. Ich sehe in meinem Job zwar eine Menge Leute, aber in den meisten Fällen kann ich mich an sie erinnern.«
    »Und an sie haben Sie keine Erinnerung?«
    »Nein.«
    »Wer hatte gestern Dienst?«
    »Wir sind zu dritt und wechseln uns ab. Ich bin nur dienstags und donnerstags hier. Tagsüber.«
    »Und wann beginnt die Spätschicht?«
    »Leon kommt um fünf.«
    »Haben Sie seine Telefonnummer?«
    »Die kann ich Ihnen nicht geben.«
    »Und seine Adresse?«
    »Tut mir leid.« Mike überlegte. »Kommen Sie um fünf wieder, dann können Sie persönlich mit ihm sprechen.«
    Jill dachte kurz nach. Abby war seit Samstagabend verschwunden. Wenn sie gleich hierhergefahren war, musste der Tagesportier sie also gar nicht kennen. »Vielleicht tue ich das. Wird Neil, ich meine Mr. Straub, dann auch hier sein?«
    »Eher nicht. Er ist viel unterwegs.«
    »Was macht er beruflich? Irgendwas in der Finanzbranche, oder?«
    Mike zögerte. »Ich glaube schon, aber das haben Sie nicht von mir. Behalten Sie es für sich. Ich brauche diesen Job.«
    »Selbstverständlich.«
    »Mr. Straub ist

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