Die zweite Tochter: Thriller (German Edition)
hat das die Maklerin gesagt.«
»Eifersüchtig?«
»Spinnst du? Ich möchte nicht wissen, welche Lügenmärchen William ihr aufgetischt hat.« Jill dachte kurz nach. »Wahrscheinlich weiß sie nicht einmal, dass er tot ist. Bestimmt fragt sie sich, warum er sich nicht mehr bei ihr meldet.«
»Sofern sie ihn nicht getötet hat.«
»Wir sind ganz schön böse, nicht wahr, Winn-Dixie?« Jill sah sich Katies Werk an. »Es ist bestimmt kein Zufall, dass Nina bei einer Arzneimittelfirma arbeitet. William hat sich immer Frauen ausgesucht, die ihm nützlich sein konnten.«
»Du liebst ihn zwar nicht mehr, aber dafür hasst du ihn umso mehr, oder?«
»Was?« Jill entdeckte im schönen Gesicht ihrer Freundin ein paar Sorgenfalten.
»William zu hassen ist auch nicht gut.«
»Wie meinst du das?«
»Du kannst mit dem Kapitel nicht abschließen. Du hast noch immer Gefühle für ihn.«
»Habe ich nicht.«
»Und warum versuchen wir dann dieses junge Ding zu kontaktieren? Abby geht es gut. Sie ist aus der Geschichte raus, im Gegensatz zu dir.«
Jill musste gestehen, dass Katie recht hatte.
»Ich habe immer recht. Das weißt du doch.« Katie lächelte. »Aber beantworte mir jetzt meine Frage: Warum willst du wissen, ob William ermordet wurde?«
Jill schüttelte den Kopf. »Ich liebe ihn definitiv nicht mehr, und ob ich ihn hasse, weiß ich nicht. Aber ich bin mir sicher, dass ich nach der Entdeckung seines Doppellebens seinem wahren Selbst näher kommen werde.«
»Tatsächlich?« Katie staunte nicht schlecht. »Und warum willst du das?«
Jill dachte konzentriert nach. »Nachdem er mich Hals über Kopf in jener Nacht verlassen hat, habe ich nicht mehr verstanden, warum er mich überhaupt geheiratet hat.«
»Oje.« Katie sah sie mitleidig an. »Aber wenn du herausfinden willst, was William in New York getrieben hat, ist es so, als würdest du herausfinden wollen, was er damals mit dir im Schilde geführt hat. Lass die Toten ruhen, Jill.«
»Aber ich will wissen, wer William wirklich war. Vielleicht verstehe ich dann auch, wer ich in Wirklichkeit bin. Warum ich ihn heiraten wollte und warum ich jetzt Sam heiraten will.« Die Worte kamen aus ihrem Herzen. »Ich will herausfinden, was in meiner Ehe schiefgelaufen ist. Denn meine nächste Ehe soll halten. Für alle Zeiten. Ich befürchte, sie ist meine letzte Chance.« Jill traten Tränen in die Augen. Katie drückte fest ihre Schulter.
»Okay, ich hab’s ja kapiert. Ich helfe dir, wo ich kann.«
Plötzlich tat sich etwas auf dem Bildschirm des Laptops. Nina hatte »Katie« als ihre Facebook-Freundin akzeptiert. Sie schrieb: »Liebe Katie, meine Kleine ist die Größte! In meinem Fotoalbum kannst du dir Bilder von ihr und ihren Geschwistern ansehen. Die Züchterin ist sehr nett und verschickt die Welpen sogar! Willst du ihre Adresse? Nina, ox.«
»Mein Gott, sie umarmt und küsst jemanden zum Abschluss ihrer Mail, den sie überhaupt nicht kennt? Sie ist doch eine Barbie, definitiv.« Katie stellte Winn-Dixie ab. »Was ist bloß mit den jungen Frauen von heute los?«
»Ich schreibe ihr zurück. Mal sehen, wo das hinführt. Sie könnte mehr über William und seine Geheimnisse wissen.«
»Und deshalb hat sie ihn auch umgebracht.«
»Unsinn. Mörder halten keine Corgis.« Jill tippte ihre Antwort. »Liebe Nina, ich hätte die Adresse der Züchterin sehr gern! Und erzähl mir alles über deinen Hund. Ich hatte noch nie einen Corgi und bin deshalb noch unentschlossen. Wie sind sie mit Kindern? LG Katie.«
Jill navigierte jetzt durch Ninas Seite. »Schauen wir doch mal, was wir über unsere neue Freundin noch in Erfahrung bringen können.« Als Adresse war Hoboken in New Jersey angegeben. »Sie muss umgezogen sein. Im Web habe ich von ihr eine Adresse in Manhattan gefunden.«
»Jill! Siehst du, was ich sehe?« Katie deutete auf Ninas persönliche Daten. Ihr Familienstand war mit verheiratet eingetragen. »Sieh an, Barbie betrügt Ken.«
»Sie hat also geheiratet und ist umgezogen, hat ihren Familiennamen aber behalten.« Jill las weiter. Als ihr Arbeitgeber war die Firma Pharmacen angegeben, aber was genau ihr Job war, war nirgendwo vermerkt. Sie hatte dreiundsechzig Facebook-Freunde, neunundzwanzig aus der Firma und fünf aus ihrer Familie, darunter auch ihr Ehemann. Sein Profilfoto zeigte einen übergewichtigen Kerl im Sweatshirt, sein Name war Martin Dunwilig. »Siehst du, sie hat seinen Namen nicht angenommen.«
Katie studierte Martins Foto. »Mein Gott, ist der
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