Die zweite Tochter: Thriller (German Edition)
zu dem schwarzen Tisch des Sicherheitsdienstes im hinteren Teil der Lobby.
»Das würde ich lieber für mich behalten. Aber es hat etwas mit der Sicherheit der Firma zu tun.«
»Jetzt beruhigen Sie sich erst mal.« Die junge Frau gab dem Mann vom Sicherheitsdienst ein Zeichen, und er setzte sich sofort in Bewegung.
»Kann ich Ihnen helfen?« Der Wachmann trug ein Unterlippenbärtchen, das nicht zu seiner blauen Firmenuniform passte. Sein Namensschild war auf Barry Ronat ausgestellt.
»Ja, das können Sie.« Jill stellte sich ihm vor. »Ich muss mit Ihrem Chef sprechen. Es geht um die Sicherheit in Ihrer Firma.«
»Worum genau?«
»Kann ich nicht einfach mit ihm sprechen?« Jill bemerkte, wie die Angestellten im Foyer sie anstarrten. »Das ist nichts für die Öffentlichkeit.«
»Es tut mir leid, aber das geht nicht.«
»Ich bin eine Freundin von Nina D’Orive. Ich sollte sie heute Morgen wegen einer wichtigen Sache treffen.«
»Es tut mir leid, Miss. Ich würde Sie jetzt gern zu Ihrem Wagen begleiten.«
»Danke. Ich gehe schon allein.« Jill sah ein, dass es sinnlos war. Überhaupt – das war Sache der Polizei.
»Ich begleite Sie«, sagte der Wachmann wieder.
»Na gut, einverstanden.« Beim Verlassen des Gebäudes zog Jill ihr Blackberry aus der Tasche. Der Wachmann blieb vor dem Eingang stehen, sah ihr nach und verschränkte die Arme. Kaum saß sie im Wagen, wählte sie auch schon die Nummer der Telefonauskunft.
»Ich brauche die zentrale Nummer des Polizeidezernats in Philadelphia, Pennsylvania.«
53
Jill presste ihr Handy gegen ihr Ohr und wartete auf die Verbindung. Die Ampel auf dem Weehawk Boulevard hatte gerade auf Rot geschaltet. Sie konnte es einfach nicht fassen. Sie sah Nina vor sich, wie sie voller Stolz von ihrer Beförderung erzählte.
In unserer Abteilung arbeiten an die fünfzig Leute. Ich bin gerade stellvertretende Abteilungsleiterin geworden.
»Sie sprechen mit Detective Ramallah«, sagte eine männliche Stimme.
»Jill Farrow hier. Es geht um den Tod meines Exmannes, William Skyler. Ich hatte zuletzt mit Detective Hightower gesprochen.«
»Warten Sie. Ich habe ihn gerade gesehen. Ich verbinde Sie.«
»Danke.« Die Ampel schaltete auf Grün, aber der Verkehr bewegte sich kaum vorwärts. Auf der Straße vor ihr breitete sich eine Pfütze aus, eine Wasserleitung war gebrochen. Wagen der Stadtwerke waren im Einsatz, die Polizei leitete den Verkehr vom Boulevard aus um, drei Streifenwagen mit eingeschaltetem Blaulicht blockierten die Straße.
»Hallo, hier ist Detective Hightower.«
»Danke, dass Sie das Gespräch annehmen, Detective.« Jill schaltete einen Gang runter, fuhr vorsichtig durch das Wasser und bog nach links ab, vorbei an den winkenden Polizisten.
»Doktor Farrow, ich dachte, wir wären uns einig gewesen?«
»Ich habe neue, wichtige Informationen für Sie. Wie lange sind Sie heute da?« Jill wollte den Termin mit Padma und dem kleinen Rahul nicht noch einmal verschieben. »Ich habe am Mittag noch einen Patienten, aber anschließend würde ich gern vorbeikommen.«
»Ich bin den ganzen Tag hier, falls nichts dazwischen kommt. Ihnen ist aber klar, dass wir die Akten im Fall William Skyler bereits geschlossen haben, oder? Ich berichtige mich: Der Tod Ihres Ex ist nie ein Fall gewesen.«
»Jetzt hören Sie mal zu. Mein Ex hat interne Informa tionen des Medikamentenherstellers Pharmacen verkauft und damit zweieinhalb Millionen Dollar eingestrichen.« Jill folgte dem Verkehr nach links, dann nach rechts. Die Bürogebäude wurden weniger und gaben den Blick auf die Landschaft frei.
»Haben Sie dafür Beweise?«
»Ja, sie sind auf seinem Laptop. Er hat die Informationen von seiner Freundin bekommen, die direkt bei Pharmacen gearbeitet hat.« Jill fuhr an einer weißen Farm mit Schindeldach vorbei. Rotbraune Pferde standen auf der Weide und vertrieben mit ihren schwarzen Schwänzen die Fliegen.
»Wer ist diese Frau? Bringen Sie sie mit?«
»Nein.« Jill schluckte. Sie fuhr die Straße geradeaus weiter, alle Wagen vor ihr waren nach rechts abgebogen. »Sie ist vorige Nacht ermordet worden.«
»Was? Woher haben Sie das?«
»Sie können die Polizei von Hoboken fragen. Dort hat sie gewohnt. Ihr Mann hat sie getötet und danach Selbstmord begangen.«
»Tatsächlich.« Detective Hightower hielt inne. »Wo sind Sie jetzt, Doktor Farrow?«
»In Parkertown, New Jersey.« Jill kam ins Grübeln. Es konnte kein Zufall sein, dass Nina unmittelbar nach ihrem Besuch ermordet
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