Die zweite Tochter: Thriller (German Edition)
der grauen Limousine heraus, eine zweite Ambulanz stand schon im Leerlauf bereit. Die Polizei hatte den Verkehr angehalten, Streifenwagen mit Blaulicht blockierten die Fahrbahn.
»Setzen Sie sich vorsichtig hin.« Der Sanitäter stützte Jill, als sie sich auf die Bahre niederließ. »Und jetzt lehnen Sie sich zurück.«
»Okay, das kriege ich gerade noch hin.« Jill lehnte sich zurück, der Sanitäter hob ihre Füße an und legte sie auf die Bahre.
»Gut gemacht.« Er schnallte Jill mit orangefarbenen Gurten fest. »Wir wollen keine Zeit verlieren. Ich möchte Sie untersuchen und den Blutfluss ihrer Kopfwunde stoppen. Zum Glück scheint sie nicht tief zu sein.«
»Das sehe ich genauso. Ich bin Ärztin.« Jill wollte ihre Gedanken ordnen, doch einzelne Bilder der wilden Verfolgungsjagd schoben sich immer wieder vor ihre Augen. Sie schwitzte noch immer. Der Gedanke, dass Brian versucht hatte, sie zu töten, blockierte ihr logisches Denken. Warum hatte er das getan? Steckte er mit jemandem unter einer Decke? War er auch der Fahrer des schwarzen SUV gewesen? Oder nur dessen Helfer? Jill war fest entschlossen, es herauszufinden.
»Robbie, hier sind die Sachen der Lady!«, rief ein Polizist und legte Jills Handtasche auf die Bahre. »Miss? Jemand von uns wird später in die Notaufnahme kommen, um Ihre Aussage aufzunehmen. Der Abschleppwagen für Ihren Volvo ist auch schon auf dem Weg. Ich werde dem Fahrer Ihren Zündschlüssel geben.«
»Einen Augenblick noch, mein Laptop.« Jill wollte sich aufsetzen, konnte aber nur den Kopf heben. »Im Koffer raum ist ein Computer. Den brauche ich. Unbedingt. Kann ihn jemand holen, oder soll ich noch einmal aufstehen?«
»Nein, Sie gehören ins Krankenhaus. Aber Ihr Auto ist ein Wrack. Von uns hier kriegt niemand Ihren Kofferraum auf. Seien Sie froh, dass Sie noch leben.«
»Aber ich brauche ihn. Ohne den Laptop fahre ich nicht ins Krankenhaus. Auf dem Computer sind Beweise für Verbrechen.« Jill versuchte wieder sich aufzusetzen, doch der Sanitäter hinderte sie daran.
»Bleiben Sie liegen. Wir müssen jetzt wirklich los. Ich muss Sie untersuchen.«
Der Polizist beugte sich in den Wagen. »Sie bekommen Ihren Laptop schon zurück, keine Angst. Robbie, du kannst jetzt losfahren.« Der Beamte schloss die Türen, und der Sanitäter stand auf und verriegelte sie von innen.
»Jenny, wir können!«, rief er der Fahrerin zu.
»Tut mir leid, aber ich muss unbedingt telefonieren.« Jill gelang es, eine Hand zu befreien und mit ihr das Handy aus der Hosentasche zu ziehen. »Ich muss unbedingt jemanden sehen. Zu welchem Krankenhaus fahren wir?«
»Zum Shood Memorial in Parkertown.« Der Sanitäter reinigte Jills Stirnwunde mit einem Desinfektionsmittel und drückte mit einer Kompresse fest darauf, um den Blutfluss zu stoppen. »Alles in Ordnung?«
»Ja. Entschuldigen Sie, dass ich so unhöflich bin.« Jill wählte Victorias Nummer und versuchte sich zu konzentrieren.
»Hallo«, meldete sich Victoria gereizt. »Was willst du, Jill? Ich kann jetzt nicht sprechen. Ich bin auf dem Weg zur Uni.«
»Victoria, ich habe schlechte Nachrichten. Sehr schlechte Nachrichten.«
Der Sanitäter verband Jills Stirn und nahm eine Blutdruckmanschette und ein Thermometer aus dem Drahtkorb an der Wagenseite.
»Es geht um deinen Freund Brian. Er ist bei einem Autounfall schwer verletzt worden. Er und ein weiterer Fahrer wollten meinen Wagen von der Straße abdrängen. Sie wollten mich töten.«
»Was?« Victoria sog hörbar den Atem ein. »Bist du sicher, oder ist das wieder einer deiner seltsamen Scherze?«
»Kein Scherz, Victoria. Ich liege wie Brian in einem Krankenwagen.«
Der Sanitäter las unbeeindruckt ihren Blutdruck ab. Unter anderen Umständen hätte Jill einen Spruch über sein professionelles Verhalten gerissen.
»Jill, was sagst du da?« Victoria wollte es nicht glauben. »Redest du wirklich von Brian Pendle, meinem Freund?«
»Warum wollte Brian mich umbringen, Victoria? Seit wann kennst du ihn?«
»Seit einem Jahr. Aber das ist unmöglich.«
»Wenn er Anwalt in New York ist, bei welcher Kanzlei arbeitet er?«
»Creed & Whitstone. Aber das ist doch egal. Du musst dich irren. Brian? Unmöglich.«
»Aber er war es. Ich habe ihn gesehen. Was ist sein Fachgebiet?«
»Kapitalmarktrecht. Depotgesetze. Aber du musst dich irren. Vielleicht hast du ihn verwechselt? Du kennst ihn ja kaum.«
»Victoria, ich habe ihn wiedererkannt. Kapitalmarkt recht, heißt das, dass er auch mit
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