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Die zweite Tochter: Thriller (German Edition)

Die zweite Tochter: Thriller (German Edition)

Titel: Die zweite Tochter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Scott
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diesen Informationen nicht gearbeitet, sondern sie an je manden weiterverkauft. Und dieser Jemand könnte Joe Zeptien gewesen sein.
    Jill lehnte sich zurück. Es schien, als hätte sie Williams Geheimnis gelüftet. Und dazu hatte sie nur seinen Laptop und das bescheuerte Passwort gebraucht: AMDB 90701. Ihre eigenen Passwörter drehten sich alle um Megan und ihren Geburtstag wie Megan0112 oder um den alten Spitznamen ihrer Tochter wie Miggy0112 oder um Megan und Beef: MGBF 0112. In ihren Passwörtern tauchten all diejenigen auf, die sie über alles liebte. Weil sie mit ihren Gedanken immer bei ihnen war, konnte sie sich die Passwörter auch leicht merken. Wie viele Väter und Mütter hielten es wohl genauso? Ein Passwort erzählte viel über einen Menschen, heutzutage war es vielleicht sogar ein Schlüssel zu seiner Seele.
    Williams Passwörter drehten sich ausschließlich um ihn und um Autos. Weder Abby, Victoria noch sonst jemand, den er liebte, kam darin vor. Wahrscheinlich, weil er tief in seinem Herzen einfach niemanden geliebt hatte. Er war unfähig dazu gewesen. Sicher hatte er versucht Jill zu lieben, es aber schlichtweg nicht gekonnt. Wie oft hatte sie versucht, William zu verstehen. Jetzt endlich war es ihr gelungen. Die Wahrheit lag ausgebreitet vor ihr, sie hatte sie in seinem Laptop gefunden.
    Geld. Bei William ging es immer nur ums Geld. Mit Geld erschuf er sich seine Persönlichkeit. Es war so einfach. Dabei war Geld doch nichts anderes als ein Konstrukt, eine Idee aus Papier und Druckerschwärze, heutzutage durch nichts mehr abgesichert, ohne Bedeutung. Geld hatte nur deshalb einen Wert, weil alle Menschen übereingekommen waren, dass es einen hatte. Eigentlich war es wertlos. Genauso wertlos, wie William sich wohl gefühlt hatte.
    Jetzt, wo sie ihn besser verstand, verrauchte Jills Wut auf ihn. Sie fühlte sich zwar noch immer mies von ihm behandelt, aber irgendwie tat er ihr auch leid. Wie hohl und leer sein Leben gewesen sein musste. In diesem Augenblick starb William ein für alle Mal für Jill. Es hatte lange gedauert, aber jetzt war es endlich geschehen.
    Arzt, heile dich selbst.
    Jill lächelte und machte einen Plan. Die Nacht wollte sie dafür nutzen, für ihr morgiges Treffen mit Nina die Daten zusammenzutragen, damit diese ihr die noch offenen Fragen beantworten konnte. Im Gegenzug würde Jill auf alle Fragen Ninas eingehen. Anschließend würde sie der Polizei das Material präsentieren. Ob die dann Nina kontaktierte, sich auf die Suche nach Joe Zeptien oder Williams Mörder machte, das würde ganz bei den Detectives liegen. Irgendetwas musste bei Williams ausgeklügeltem Lebensplan fehlgeschlagen sein. Was genau, das sollte die Polizei herausfinden. Was Jill wissen wollte, wusste sie bereits: die Wahrheit über William. Sie war schrecklich, aber für Jill glich sie einer Befreiung.

51
    Zu ihrer eigenen Überraschung fühlte sie sich am nächsten Morgen fit und frisch, obwohl sie fast die ganze Nacht damit verbracht hatte, Williams Laptop zu durchstöbern. In ihrer Slipper-Jeans-Pulli-Uniform saß Jill im Starbucks und wartete auf Nina. Ihre Theorie zu Williams Geldbeschaffungstaktik hatte sich bestätigt, sie konnte nun auch die konkreten Fakten vorweisen. Mit den Arzneimitteln Deferral und Riparin hatte er in den letzten drei Jahren eine Menge verdient – mit jedem Medikament jeweils circa eine Million Dollar. Eine zusätzliche halbe Million hatten ihm verschiedene kleine Insidertipps eingebracht, aber am meisten hatte er mit Memoril verdient, 1,1 Millionen Dollar. Jill hatte alle Mails und Tabellen ausgedruckt, falls Nina Zweifel an der Geschichte haben sollte.
    Es war 10.15 Uhr. Jill sah auf ihre Uhr. Nina war noch nicht aufgetaucht, obwohl es vom riesigen Firmenkomplex von Pharmacen in Parkertown nur ein paar Schritte zum Café waren. Die braunen Backsteingebäude lagen in einer Art Campus, der mit einem künstlichen See, einer Jogging-Strecke und einer gepflegten Heckenlandschaft aufwarten konnte. Jill war zum ersten Mal im Herzen von New Jersey, und das Nebeneinander von Pferdefarmen, kleinen Malls und Bürozentren gefiel ihr.
    Sie checkte ihre Mails auf ihrem Handy. Die Ergebnisse von Rahuls Blutuntersuchung waren noch nicht eingetroffen. Dann nippte sie an ihrem Kaffee, der heiß und stark war, und sah sich um. Bei den Baristas hinter der Theke saß jeder Handgriff. Die Espressomaschinen zischten, während eine Schlange von Geschäftsleuten, alle mit Namensschild, jungen Mädchen

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