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Die zweite Todsuende

Die zweite Todsuende

Titel: Die zweite Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Boones Kamm und Bürste.
    Dann wanderte er in die Küche. Die Kärglichkeit der Vorräte und der Einrichtung bekümmerten ihn. Wie konnte ein Mann nur so leben! Eine teure Wohnung, kaum möbliert und nichts im Kühlschrank außer einer Käserinde, einer angebrochenen Packung Würstchen und zwei angefaulten Tomaten.
    Im Schrank über der Spüle fand Delaney eine Dose Nescafe. Er tat etwas daraus in eine Tasse, machte sich aber nicht die Mühe, Wasser zum Kochen zu bringen, sondern ließ einfach heißes aus der Leitung rinnen.
    Er nahm kleine Schlucke und brütete mürrisch vor sich hin, als Boone eintrat. Der Sergeant trug einen schäbigen Bademantel und ging barfuß. Keiner der beiden Männer sagte etwas oder sah den anderen auch nur an. Boone tat, was Delaney getan hatte, er bereitete mit Wasser aus der Leitung Kaffee. Außerdem nahm er ein Röhrchen aus dem Schränkchen überm Ausguß, schüttelte zwei Aspirin heraus und schluckte sie trocken. Dann setzte er sich an den wackeligen Tisch, Delaney gegenüber.
    Boone konnte die volle Tasse nicht halten. Er lehnte sich vor und schlürfte etwas von dem heißen Getränk. Erst dann hob er mit zitternden Händen behutsam die Tasse. Vorsichtig brachte er sie an die Lippen, den Kopf weit vorgeneigt.
    «Sie Scheißkerl!» sagte Delaney ohne Bewegung. «Sie Hurenbock. Sie elendes Arschloch. Sie verkommenes Subjekt, Sie. Von mir aus können Sie in die Flasche kriechen und den Korken hinter sich zustöpseln. Aber wenn Sie eine Frau kränken, die Ihnen vertraut, eine Frau, die ich mag und die ich bewundere, dann geht auch mich das was an. Und was Sie erst meiner eigenen Frau angetan haben! Wir haben Sie zu uns eingeladen. Sie haben an unserem Tisch gegessen. Und Ivar Thorsen hat für Sie gutgesagt. Nicht einmal, sondern ein dutzendmal. Und sie scheißen einfach auf uns, Sie Abschaum!»
    Da sah Boone zu ihm auf, mit müden, geschwollenen Augen, Schlaf in den Winkeln, dunkle Ringe darunter.
    «Hören Sie auf», sagte er. Die Stimme kam schwach, heiser. «Sie lassen bloß Dampf ab. Sie haben ja keine Ahnung.»
    «Dann klären Sie mich gefälligst auf.»
    «Wenn ich nicht zähle, zählt niemand.»
    «So?» sagte Delaney. «So ist das also?»
    «Ja.»
    «Und warum zählen Sie nicht?»
    «Das ist nun mal so. Ich bin nichts, ein Niemand.»
    «Das behaupten Sie», sagte Delaney erbost. Und da er nicht wußte, wie er das widerlegen sollte, ohne den Mann zu loben, den er gerade verdammt hatte, sagte er nichts mehr.
    Beide saßen schweigend. Nach einer Weile goß Delaney sich noch einen Kaffee auf. Als er wieder saß, stand Boone auf und tat das gleiche. Diesmal schaffte er es, die Tasse mit einer Hand an die Lippen zu führen.
    «Fliege ich raus?» fragte er mit belegter Stimme.
    «Das liegt bei Thorsen.»
    «Und Sie werden's ihm sagen?»
    «Selbstverständlich. Ich decke Sie nicht. Ich sage ihm, was passiert ist.»
    «Er wird aber auf Sie hören», sagte Boone hoffnungsvoll. «Fliege ich nun oder nicht?»
    Delaney gab keine Antwort.
    «Wenn ich Ihnen sagte, ich tu's nie wieder, würden Sie mir dann glauben?»

    «Nein.»
    «Das kann ich Ihnen nicht verdenken», sagte Boone kläglich. «Es war nämlich gelogen. Ich kann solch ein Versprechen nicht abgeben.»
    Mitleidig sah Delaney ihn an.
    «Was, in Gottes Namen, hat Sie denn bloß dazu gebracht?»
    «Ich hab einen der Beamten angerufen, die den Fall Maitland bearbeiteten. Er war gerade von einem Sonderauftrag zurück und machte sich mit zwei Kollegen einen lustigen Abend in Yorkville. Ich dachte, es wäre eine gute Gelegenheit, ihn auszuholen und bin hin. Sie tranken Bier und Klare, waren aber nicht angesäuselt. Noch nicht. Also setzte ich mich mit an den Tisch. Ich hatte schon ganz vergessen, wie gut so was sein kann; vier Bullen, die einen trinken, rauchen und sich gegenseitig frotzeln. Nach einer Weile fiel ihnen auf, daß ich nichts trank, und sie behaupteten, ich sei ein Spielverderber. Nicht, daß ich Ihnen die Schuld geben will. Gezwungen hat mich niemand. Jedenfalls trank ich ein Bier, das beste, was ich je getrunken habe. Eiskalt, fingerbreiter Schaum und dieser herbe, salzige Geschmack. Nach einer Weile trank ich Klaren zum Bier wie die anderen. Dann waren wir alle sternhagelvoll. Ich weiß nicht mehr, wie ich nach Hause gekommen bin. Ich erinnere mich nur, daß Rebecca hier war.»
    «Die haben Sie angerufen!»
    «Muß ich wohl», sagte Boone bekümmert. «Und irgendwie erinnere ich mich auch, daß Sie hier waren. Habe ich Sie

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