Die zweite Todsuende
genug. Ich hab's probiert, aber der Trainer sagte: Jason, du läufst zu lange auf demselben Fleck.› Chief, kann nun mir jemand aus meinem Verhalten im Fall Maitland einen Strick drehen?»
«Ganz im Gegenteil», versicherte Delaney. «Sie haben genau das Richtige getan, als Sie es dem Mann von der Mordkommission erzählten. Wenn da wer was vermasselt hat, dann der, einfach, weil er der Sache nicht nachgegangen ist. Allerdings ist im Grunde auch ihm kein Vorwurf zu machen. Vermutlich mußte er hundert andere Hinweise nachprüfen und hielt Ihren Tip für unwichtig.»
«Vielleicht hat es ja auch wirklich nichts zu besagen, Jason», warf Boone ein. «Wir wissen es einfach nicht. Allerdings möchten wir auf Nummer Sicher gehen.»
«Da kommt unser Essen», sagte Delaney. «Sollen wir bis nachher unterbrechen?»
«Ich rede lieber beim Essen weiter», sagte Jason. «Ich werde nervös, wenn ich nicht draußen auf Streife bin.»
«Das Gefühl kenn ich.» Delaney nickte. «Hören Sie, wenn Sie für den Rest des Tages mit Ihrer Streife Schluß machen möchten, ich kann das mit Ihrem Lieutenant klären.»
«Nein, nein», wehrte Jason ab. «Es wird ja nicht lange dauern. Soviel gibt's da gar nicht zu erzählen. Na schön, woll'n wir mal sehen … Am fraglichen Montagvormittag wurde ich vom Streifendienst entbunden und vor der Tür von Maitlands Atelier postiert. Von acht bis vier.»
«Abgesperrt war das Haus nicht mehr?» fragte Boone.
«Nein. All das war vorbei. Ich stellte mich auf den obersten Treppenabsatz unmittelbar vor seine Tür. Die Jungs vom Labor nahmen drinnen die Abflußrohre auseinander, saugten Staubproben zusammen und solche Sachen. So was muß man erlebt haben! Selbst aus dem Klo haben sie was rausgekratzt, um es zu untersuchen! Ab kurz vor elf stand ich draußen im Korridor.»
«Sind Sie ganz sicher, was die Zeit betrifft?» fragte Delaney. «Absolut. Ich hatte grade auf die Uhr gesehen, um festzustellen, wie lange es noch bis Mittag dauern würde. Zwei Kollegen hatten mir versprochen, mir um zwölf Sandwiches und Kaffee zu bringen. Also gegen elf kamen zwei Frauen die Treppe rauf, sahen mich und blieben stehen.»
«Waren sie überrascht von Ihrem Anblick?» wollte der Chief wissen.
«Ja, keine Frage.»
«Hatten sie Angst?»
Jason T. Jason biß einen gewaltigen Happen von seinem Cheeseburger ab, kaute einen Augenblick und überlegte.
«Könnte sein», sagte er dann. «Aber ich glaube nicht, daß das zählt. Ich ein schwarzer Riese in Polizeiuniform samt Schlagstock. Ich jage vielen Leuten Angst ein. Das hilft.»
Er grinste.
«Das will ich meinen», sagte Boone. «Waren es Weiße oder Schwarze?»
«Bestimmt welche aus der Karibik, darauf können Sie sich verlassen. Aber ob aus Puertoriko oder aus Kuba oder aus der Dominikanischen Republik oder sonstwoher, könnte ich nicht sagen. Grelle Kleidung, Rot und Rosa und Orange. Der Stil.»
Jetzt war er der einzige, der aß; Delaney und Boone machten sich Notizen. Jason T. Jason schien es zu genießen, so wichtig genommen zu werden.
«Könnten Sie die beiden beschreiben?» fragte Delaney.
«Die Altere muß so fünfzig, fünfundfünfzig gewesen sein und war dick wie ein Butterfaß. Mindestens hundertvierzig Pfund, dabei klein. Einssechzig, fünfundsechzig. Ich hab sie ja von oben gesehen, verstehen Sie, und von oben ist das schwer zu schätzen. Außerdem liegt das an die zwei Monate zurück.»
«Sie machen Ihre Sache wunderbar», versicherte Delaney ihm.
«Reden tat die Ältere; ich bin sicher, daß ihre Muttersprache Spanisch ist. Außerdem hatte sie was Nuttenhaftes. Aber dafür war sie eigentlich zu alt und zu fett. Könnte höchstens noch in der Bowery auf den Strich gehen. Strähniges Haar, aber brandrot gefärbt. Die andere war noch 'n Kind. Zwölf, höchstens fünfzehn, würd ich schätzen. So um den Dreh. Vielleicht einssechzig, einssiebzig groß. Gut gewachsen, soweit ich sehen konnte. Langes Haar bis auf den Rücken.»
«Hübsch?» fragte Boone.
«Ja, hübsch. Die brauchte man bloß in die Badewanne zu stecken und ihr das Haar ein bißchen ordentlich zu richten, ihr anständige Kleider anziehen und ein bißchen Make-up auftragen, und sie wär 'ne Schönheit gewesen.»
Delaney schrieb eilig. «Wie verlief denn das Gespräch?»
«Soll ich 'ne Minute Pause machen, damit Sie was essen können?» fragte Jason Zwo.
«Nein, nein, kümmern Sie sich mal nicht um uns. Erzählen Sie ruhig weiter. Was haben Sie gesagt, und was haben die
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