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Die zweite Todsuende

Die zweite Todsuende

Titel: Die zweite Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Mittlerweile war der Sergeant vollkommen weggetreten, ein verdrecktes, stinkendes Bündel.
    Jason durchsuchte mit den Fingerspitzen die verklebten Taschen und fand Boones Adresse. Er wußte aber nicht, ob der Sergeant verheiratet war. Wenn ja, wollte Jason ihn nicht in diesem Zustand bei seiner Frau abliefern. Seufzend schickte er sich darein, daß er den Betrunkenen einzig bei seiner Frau abliefern dürfe. Juanita würde zwar nicht entzückt sein, aber Jason sah keine andere Möglichkeit, und so fuhr er Sergeant Boone nach Hicksville, Long Island.
    Juanita war in der Tat nicht glücklich darüber, um diese Zeit einen unerwarteten, übelriechenden, sternhagelvollen Gast zu bekommen. Doch nachdem Jason ihr berichtet hatte, was geschehen war, nickte sie ingrimmig und half ihm, Boone auszuziehen, ihn abzuduschen und unter einer Wolldecke auf die Couch zu legen.
    Da der Sergeant den Revolverlauf in den Mund genommen hatte, beschloß der Streifenpolizist Jason, bis zum Morgen bei ihm zu sitzen; er fürchtete, Boone könne aufwachen und wieder versuchen, sich etwas anzutun. Doch der Sergeant schlief durch, stöhnte nur und knirschte mit den Zähnen. Als er erwachte, war ihm zwar immer noch übel, doch war er wieder nüchtern. Er blickte um sich und sah Jason.
    «Danke», krächzte er und hielt sich den Schädel.
    Jason sagte kein Wort. Eine Woche später schickte Boone Mrs. Juanita Jason für etwa 50 Dollar Rosen sowie ein schüchternes Entschuldigungs- und Dankschreiben. Und Jasons Söhnen schenkte er Pistolen vom Kaliber 44, aus Plastik, aber wie echt, und man konnte damit Seifenblasen machen.
    «Frau und Kinder sollte er haben», sagte Juanita.
    Sergeant Boone kam kein einziges Mal wieder zur Lower East Side herunter, um Jason auf seinen Gängen zu begleiten. Dafür telefonierte er jeden Tag mit ihm, hörte sich seine Berichte an, erteilte ihm Ratschläge und sprach ihm Mut zu. Keiner von beiden erwähnte die verhängnisvolle Nacht je mit einem einzigen Wort.
    So machte denn Jason seine Runden allein durch alle Kneipen, die auf Boones Liste standen: die Lieblingslokale von Victor Maitland. Während dieser Streifengänge in Zivil schlichtete der schwarze Polizist eine Messerstecherei, nahm einen Handtaschendieb fest und beruhigte eine alte Dame, die überzeugt war, ihre Nachbarin bombardiere sie durch die Wand hindurch mit krebserregenden Strahlen. Abgesehen davon verliefen seine Gänge ereignislos - was ihm sehr erwünscht war. Wenn man ihm Zeit genug ließe, würde er Mama Perez und Dolores finden, davon war er überzeugt. Nur fürchtete er, daß Delaney wegen des ausbleibenden Erfolges die Geduld verlieren und ihn wieder zum Streifendienst in Uniform zurückversetzen könnte.
    Er bemühte sich, täglich Zeit und Gebiet seiner Streifzüge zu ändern, und am Freitagabend seiner dritten Woche nahm er sich die Gegend von der Bowery bis zur Essex Street zwischen Canal Street und Delancey vor. Gegen Mitternacht schlenderte er in nördlicher Richtung die Ludlow Street hinauf und kam an einem dunklen Ziegelgebäude vorüber, das aussah wie eine Garage oder ein Lagerhaus. Daneben tat sich eine finstere Gasse auf, die dort, wo das Licht der Straßenlaterne nicht mehr hinkam, in völligem Dunkel lag.
    Eine Bewegung erregte seine Aufmerksamkeit. Er ging langsamer, blieb stehen, machte wieder ein paar Schritte. Er sah grellfarbenen Stoff, ein Frauenkleid, und sein Herzklopfen beruhigte sich.
    «Hallo, Baby», rief er munter.
    Sie trat ein wenig ins Licht.
    «'allo, Großer», sagte sie. «Bißchen Spaß?»
    Als sie lächelte, sah er einen goldenen Zahn blinken.

17
    Sie wendeten viel Zeit auf ihren Plan und noch mehr Zeit auf Diskussionen über seine Notwendigkeit. Während Jason T. Jason in einer Nebengasse der Ludlow Street Mama Perez auftat, fuhren Delaney und Boone nach Nyack und waren sich immer noch nicht ganz darüber einig, ob ihr Vorhaben ratsam sei oder nicht.
    «Wir hätten die Beasely schmieren können», sagte Boone. «Damit sie uns steckt, wann Dora und Emily mal nicht zu Hause sind.»
    «Denken Sie!» sagte Delaney. «Aber angenommen, Dora und Emily waren an dem Mord beteiligt und es kommt raus, daß wir eine rechtswidrige Durchsuchung vorgenommen haben, sind wir geliefert. Die Sache ist schon riskant genug; wir wären bescheuert, auch noch die Beasely reinzuziehen.»
    «Ich bezweifle immer noch, daß es sich lohnt», erklärte Boone voller Unbehagen.
    «Lohnen tut sich's, wenn wir etwas finden, was mit dem Mord in

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