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Die zweite Todsuende

Die zweite Todsuende

Titel: Die zweite Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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«Belle, ach Belle!»
    Er stand auf, legte sorgsam den Hut auf den Stuhl, nahm ihr den kleinen Umschlag weg, riß ihn auf, schüttete den Inhalt in die Handfläche und leckte daran.
    «Puderzucker. Nur eine kleine Demonstration. Damit Ihnen klar wird, daß Ihre prominenten Freunde nicht alle Tricks kennen. Längst nicht alle. Polizisten haben so ihre kleinen Kniffe.»
    «Puderzucker?» fragte sie stumpf.
    «Ganz recht. Aber Sie können selbstverständlich nicht wissen, ob ich nicht anderswo in der Wohnung echtes Kokain versteckt habe.»
    Er sah sie fest an und sie konnte seinem Blick nicht ausweichen.
    «Was wollen Sie wissen?» fragte sie heiser.
    «Schon besser. Setzen Sie sich, machen Sie sich's gemütlich. Und nichts mehr von Scheiße und Ihren superklugen Advokaten.»
    Er legte das Polster zurück, nahm sie am Ellbogen und half ihr in den Sessel. Dann nahm er wieder auf seinem Stuhl Platz.
    «Fühlen Sie sich besser?» fragte er teilnehmend.
    Sie nickte wie aufgezogen.
    «Sehr schön», sagte er forsch. «Es geht jetzt auch ganz schnell. Wie waren Ihre Geschäftsbeziehungen zu Victor Maitland beschaffen?»
    Sie zögerte, doch scheuchte er sie mit scharfen, strengen Fragen auf, und bald war alles erzählt. Etwa sechs Monate vor seiner Ermordung hatte Maitland sie gefragt, ob sie bereit sei, Bilder von ihm in Amerika und im Ausland zu verkaufen. Sie war bereit und verlangte 35 Prozent Kommission. Darauf wollte er nicht eingehen, soviel müsse er auch Geltman zahlen, und falls sie ebenso geldgierig sei, brauche er sie nicht. Man einigte sich schließlich auf 20 Prozent von Erlösen unter 100000 Dollar und 15 Prozent von höheren Erlösen.
    «Mußte Maitland sich vor dem Verkauf mit dem Preis einverstanden erklärt haben?» fragte Delaney.
    «Selbstverständlich.»
    «Angeschmiert wurde dabei also einzig und allein Saul Geltman?»
    «Vic behauptete, er habe mit Geltman keinen Vertrag», rechtfertigte sich Miss Sarazen.
    «Das ist offenbar zutreffend. Nur weiter.»
    Sie ließ also ihre prominenten Bekannten hierzulande und in Europa wissen, daß sie Maitlands zu verkaufen hatte, und schlug alle Bilder los, die der Maler ihr brachte.
    «Und meine Kommission habe ich korrekt versteuert», schloß sie.
    «Daran zweifle ich keinen Moment. Wie viele Bilder konnten Sie verkaufen?»
    «Zehn ungefähr, bevor er ermordet wurde. Wir machten einen guten Profit.»
    «Und hatte Maitland nicht Angst, Geltman könnte dahinterkommen?»
    «Angst? Vic Angst? Nicht die Spur», lachte sie. «Der hatte vor gar nichts Angst, ausgenommen, die Einkünfte könnten nicht reichen, ihm das Leben zu ermöglichen, das er sich wünschte. Allerdings hat er verlangt, die Käufer dürften nicht verraten, daß sie von ihm direkt gekauft haben und die Bilder nicht vor Ablauf von fünf Jahren für Museen oder Ausstellungen herleihen.»
    «Und darauf haben sie sich eingelassen?»
    «Selbstverständlich. Sie müssen bedenken, Vic verschleuderte seine Sachen förmlich. Man bekam sie von ihm sehr viel billiger als von Geltman.»
    «Ah so. Jetzt verstehe ich, weshalb Ihre Geschäfte so gut gingen. Sie waren quasi eine billige Filiale von Geltman.»
    «Ganz recht.»
    «Sie sagten, Maitland sei es nur darauf angekommen, sich die Lebensführung leisten zu können, die ihm vorschwebte. Wissen Sie, was er mit dem Geld anfing? Wofür er es ausgab?»
    «Die Hälfte ging für Steuern drauf.»
    «Schön, aber-»
    «Schnaps. Parties.»
    Er schaute sie ungläubig an.
    «Man kann doch nicht Tausende für Alkohol und Parties ausgeben! Sie sagten, Sie haben zehn Bilder verkauft. Nehmen wir an, im Durchschnitt für 50000. Das ist eine halbe Million. Davon 20 Prozent für Sie. Bleiben ihm 400000. Zahlte er die Steuern in voller Höhe - und das möchte ich denn doch bezweifeln -, bleiben immer noch 200000 aus dem Geschäft mit Ihnen, von Geltmans Umsätzen ganz zu schweigen. Sie wollen doch nicht ernstlich behaupten, daß er an Schnaps und Parties 200000 Dollar gewendet haben kann?»
    Miss Sarazen schwieg ein Weilchen. Der bloße Fuß wippte wieder nervös. Sie fuhr über ihr feuchtes Haar.
    «Sie werden mir doch nicht glauben.»
    «Ich bin geneigt, Ihnen alles und jedes zu glauben.»
    «Nun, das meiste hat er verschenkt. Es durfte aber niemand davon wissen.»
    «Verschenkt? An wen?»
    «An junge Maler. Im Village. In SoHo. In Brooklyn. Er hat die ganze Stadt durchstreift, kleine Galerien besucht, war in unzähligen Ateliers. Entdeckte er jemanden, der seiner Meinung nach

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