Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die zweite Todsuende

Die zweite Todsuende

Titel: Die zweite Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
Vom Netzwerk:
in ihre Sessel sinken.
    «Mr. Geltman», fragte Delaney, «was halten Sie persönlich von Mrs. Maitland?»
    «Von der guten Alma? Ich habe sie in Greenwich Village gekannt, wissen Sie. Vor zwanzig Jahren. Sie hat sich eine Zeitlang als Malerin versucht, es dann aber aufgegeben. Sie war schrecklich. Einfach schrecklich. Viel schlimmer als ich auf der Geige. Und so beschloß sie, durch Modellstehen das Ihre zur Kunst beizutragen. Ich muß zugeben, sie hatte einen unglaublichen Körper. Groß, junonisch, Maillol hätte seine Freude daran gehabt. Aber wissen Sie, wie man sie damals im Village genannt hat? Eisjungfrau. Sie wollte nicht vögeln. Wollte-nicht-vögeln. Ich hab mich oft gefragt, ob sie nicht 'ne verkappte Lesbe war. Und Maitland hat sie geheiratet, weil das die einzige Möglichkeit war, mit ihr zu schlafen, ohne sich eine Klage wegen Vergewaltigung einzuhandeln.»
    «Sie hat uns gesagt, sie sei sein erstes Modell gewesen.»
    «Quatsch!» kam es explosiv von Saul Geltman. «Er hatte haufenweise Modelle, ehe sie ihm über den Weg lief. Und mit allen hat er was gehabt: mit jungen, alten, dicken und dünnen, schönen und häßlichen. Das war ihm völlig egal. Der Mann war ein Hengst. Und nachdem er Alma geheiratet hatte, erzählte er aller Welt, sie sei im Bett die schlimmste, die er je gehabt habe.»
    «Kaum ein Gentleman.»
    «Das hat Victor Maitland auch nie jemand vorgeworfen.»
    «Warum haben sie sich denn nicht scheiden lassen?»
    «Ja, warum nicht? Er hatte jemand, der ihn bekochte und ihm die Farben mischte, zum Laden an der Ecke lief und ihm seinen Schnaps holte und ihn pflegte, wenn er seinen Kater hatte. Außerdem hatte er ein Modell, dem er nichts zu bezahlen brauchte. Sie hatte einen Körper, der ihm gefiel. Für ihn war das ein gutes Geschäft.»
    «Und wie steht es mit ihr?» fragte Delaney. «Was hat sie von ihm gehabt?»
    Geltman lehnte sich zurück, verschränkte die Hände im Nacken und starrte an die Decke.
    «Sie dürfen nicht vergessen, daß die Eisjungfrau eine ausgesprochene Schönheit war. Viele Männer haben sich in sie verliebt. Oder bildeten sich das ein. Kann sein, daß ich auch darunter war. Früher mal. Das mochte sie. Es gefiel ihr, daß Männer verrückt nach ihr waren. Daß sie auf jeder Party Aufmerksamkeit erregte. Die professionelle Jungfrau. Ich glaube, es hat ihr ein Machtgefühl verliehen, daß alle mit einem Steifen um sie herumscharwenzelten. Sie bildete sich ein, es gäbe keinen Mann, der nicht in sie verliebt sei. Für sie war das eine Selbstverständlichkeit.»
    «Und hat Maitland sie geliebt?»
    «Aber, aber, Chief. Das sollten Sie inzwischen besser wissen. Vermutlich hat er ihr gesagt, er liebe sie. Er hat einer Frau alles gesagt, bloß um sie ins Bett zu kriegen. Und außerdem fing er an, seine Bilder zu verkaufen, woraufhin sie sich wohl einredete, er sei eine gute Partie. Er hat sie natürlich unglücklich gemacht. Er hat alle unglücklich gemacht. Sie konnte es einfach nicht fassen, daß er abends nicht nach Hause kam, weil er auf einer Sauftour war oder eine Frau pimperte, die älter und häßlicher war als sie. Sie wollte ihn ganz für sich. Ich meine, ganz und gar. Aber ich muß Ihnen was Komisches sagen. Na ja, vielleicht ist es gar nicht komisch. Wäre er ein guter Ehemann gewesen, und hätte er sie nicht betrogen und auch dem Alkohol abgeschworen, sie wäre immer noch nicht zufrieden gewesen. Sie hätte dann immer noch mehr und noch mehr und noch mehr von ihm haben wollen, bis sie ihn ganz gehabt hätte, mit Haut und Haar. Und dann, nehme ich an, hätte sie sich jemand anderem zugewandt.»
    «Ein Barrakuda», sagte Sergeant Boone plötzlich und errötete, als die beiden ihn verwundert ansahen.
    «Genau, Sergeant», sagte Geltman sanft. «Ein wunderschöner Barrakuda. Nur, daß Victor sich wehrte. Er kannte ihre Habgier, hatte aber keine Lust, sich auffressen zu lassen. Zumindest sehe ich das so.»
    «Interessant», erklärte Delaney tonlos. Er ließ sein Notizbuch zuschnappen und rappelte sich abermals aus dem verdammten Sessel hoch. Sergeant Boone folgte seinem Beispiel. «Vielen Dank, Mr. Geltman, daß Sie uns soviel von Ihrer kostbaren Zeit geopfert haben. Ich hoffe, Sie werden uns wieder empfangen, falls es sich als nötig erweisen sollte.»
    «Ich habe Ihnen schon gesagt: jederzeit. Darf ich jetzt Sie etwas fragen?»
    «Selbstverständlich.»
    «Diese drei Skizzen, die im Atelier waren, was ist aus denen geworden?»
    «Im Augenblick habe ich sie»,

Weitere Kostenlose Bücher