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Die zweite Todsuende

Die zweite Todsuende

Titel: Die zweite Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Prozessen handelt es sich um Kinderkram. Einer klagt gegen ihn, weil er ein Bild zurückgeben möchte, das seiner Frau nicht gefällt, und Geltman will ihm sein Geld nicht wiedergeben. Er scheint ein gutes Einkommen zu haben, was aus seinen Kontoauszügen allerdings nicht hervorgeht. Man sollte denken, daß ein Mann, der bloß den Hörer aufzuheben braucht und schon hat er dreißigtausend verdient, irgendwas auf die hohe Kante gelegt hätte, aber es sieht so aus, als ob Mr. Geltman chronisch an Geldmangel litte. Möchte mal wissen, wohin das ganze Geld geht? Wenn wir ihn das nächste Mal besuchen, wollen wir in seine Wohnung gehen. Ich will sehen, wie er wohnt.»
    «Chief…» Boone zögerte und verstummte.
    «Was wollten Sie sagen?»
    «Halten Sie es für möglich, daß er ein verkappter Schwuler ist?»
    Neugierig sah Delaney ihn an.
    «Wie kommen Sie darauf?»
    «Lauter Kleinigkeiten.» Boone runzelte die Stirn. «Jede für sich bedeutungslos, aber zusammengenommen … Er ist mächtig ete-petete. Das Armband. Daß er den Innenarchitekten eine Schwuchtel nannte. Das war doch nicht nötig. Es sei denn, um sich seine eigene Männlichkeit zu beweisen und uns obendrein. Er ist geschieden, sagt er. Die Art und Weise, wie er sich übers Haar fährt. Angeblich hat er Alma Maitland auch mal geliebt. ‹Früher.› Und das vorgetäuschte Fenster.»
    «Sie sind fabelhaft», sagte Delaney. «Das sind Sie wirklich! Fabelhaftes Auge, fabelhaftes Gedächtnis.»
    Boone errötete vor Freude.
    «Aber ich weiß nicht recht», sagt Delaney zweifelnd. «Wie Sie sagen: jedes für sich genommen ist harmlos. Alles zusammen hingegen … Die Frage ist nur: Was ist schon dabei?»
    «Vielleicht war er in Maitland verliebt und konnte die Vorstellung nicht ertragen, daß der Kerl dauernd was mit Weibern hatte.»
    «Originelle Idee. Immerhin eine Möglichkeit. Das ist das Schlimme an der ganzen Sache: lauter nebulöses Zeug, nichts Handfestes. Morgen sehen wir uns Jake Dukker und Belle Sarazen an. Dann bleiben nur noch Maitlands Sohn, seine Mutter und seine Schwester in Nyack. Wenn wir mit denen geredet haben, setzen wir uns hin und versuchen …»
    Nun wurde an die geschlossene Tür des Arbeitszimmers geklopft, und Monica Delaney steckte den Kopf herein.
    «Hallo, Liebling», sagte sie zu ihrem Mann. «Rebecca und ich haben gerade … Ach, Sergeant Boone! Wie reizend, Sie wiederzusehen! »
    Sie trat rasch ins Zimmer, Abner Boone erhob sich mit einem Ruck, ergriff die ihm dargebotene Hand und verbeugte sich.
    «Es ist mir ein Vergnügen, Madam», murmelte er.
    Delaney verkniff sich ein Grinsen, als er sah, welche Wirkung der umwerfende Charme seiner Frau auf den Sergeant ausübte. Der war einfach wehrlos.
    «Edward», sagte Monica strahlend und wandte sich ihm zu, «Rebecca und ich sind Einkaufen gewesen, und sie ist auf eine Tasse Kaffee mit reingekommen. Unterwegs sind wir ins Eclair gegangen und haben dort Petits Fours gekauft, die du so gern magst. Warum kommt ihr nicht auf ein paar Minuten rüber und trinkt Kaffee mit uns? Einfach in der Küche. Ohne große Umstände.»
    «Ich hätte nichts dagegen», sagte Delaney, um dann pflichtschuldigst zu fragen: «Und wie steht's mit Ihnen, Sergeant?»
    «Sehr gern.» Boone nickte.
    Armes Schwein, dachte Delaney. Er hat ja keine Chance.
    Sie saßen auf Holzstühlen um den Küchentisch und lachten über Monicas drollige Schilderung der Beschwernisse des Einkaufens in überfüllten Kaufhäusern.
    «Und was noch das schönste ist», schloß sie, «und was du bestimmt gern hörst, ist, daß wir nichts, aber auch gar nichts gekauft haben. Stimmt's, Becky?»
    «Nicht das geringste», bestätigte Becky Hirsch.
    Becky war eine rundliche, fröhliche Person mit sanften Augen in einem Puttengesicht. Ihr Teint schien durchsichtig und so fein, daß man das Gefühl hatte, schon ein Fingerdruck könnte einen Bluterguß hervorrufen. Ihr schimmerndes schwarzes Haar trug sie in der Mitte gescheitelt, und es fiel ihr locker auf die Schultern. Ihr Körper war, das konnte man nicht leugnen, recht pummelig, aber Hand- und Fußgelenke waren zierlich, Hände und Füße schmal. Sie bewegte sich mit kraftvoller Anmut.
    Selbst in ihrem Jackenkleid wirkten Busen und Hüften ehrfurchtgebietend. Sie hatte etwas rosig Schimmerndes, und wenn sie auch nicht eigentlich schön genannt werden konnte, ihr gefälliger Anblick hatte etwas Beruhigendes, und ihre Art sich zu geben war ohne Arg. Sie sprach mit heller, ein wenig flötender

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