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Die zweite Todsuende

Die zweite Todsuende

Titel: Die zweite Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Mitternacht noch nicht zurück war, informierte seine verzweifelte junge Frau die Polizei. Durkees Boot wurde kieloben ein paar hundert Meter vom Strand gefunden. Von Ronald Durkee keine Spur.
    Der Vermißte hatte eine Lebensversicherung über 20000 Dollar abgeschlossen, war schwer verschuldet und als besonders ausdauernder Schwimmer bekannt. Als seine Frau nach sehr kurzer Zeit die Auszahlung der Versicherungssumme verlangte, witterte Delaney einen Betrugsversuch. Und geknackt hatte er die Nuß, indem er der Frau suggerierte, ihr Mann habe eine Freundin gehabt; er hielt ihr sogar ein Foto unter die Nase.
    «Das hier ist die Frau, Mrs. Durkee, nicht wahr? Offenbar hat er sie während der Mittagspause und nach der Arbeit besucht. Er ist doch gelegentlich spät von der Arbeit nach Hause gekommen, nicht wahr? Wir haben die Aussagen von Nachbarn, die Ihren Mann identifiziert haben. Er hat sie häufig besucht. Es ist mir zwar schrecklich, Ihnen das sagen zu müssen, Mrs. Durkee, aber wir sind der Meinung, daß er mit ihr durchgebrannt ist. Nach Florida, vermutlich. Wirklich schlimm, Mrs. Durkee. Nun, es heißt ja, die Ehefrauen sind immer die letzten, die von so etwas erfahren.»
    Und so weiter. Nach einer Woche brach sie zusammen, und Delaney holte Ronald Durkee in einem Motel in der Nähe des La-Guardia-Flughafens ab, wo er sich einen Bart hatte wachsen lassen und geduldig darauf wartete, daß seine Frau mit dem Versicherungsgeld auftauchte. Delaney war nicht besonders stolz auf seine Rolle in diesem Fall, aber man arbeitete nun mal mit dem, was man hatte.
    Jedenfalls berichtete die Presse ausführlich darüber, und sein Name wurde bekannt. Ein Jahr später wurde er zum Lieutenant befördert.
    «Der Fall Durkee?» sagte er. Er konnte es nicht über sich bringen, sie Belle zu nennen. «Das war lange bevor Sie nach New York kamen. Sie müssen Informationen über mich eingeholt haben.»
    «Genauso wie Sie über mich», sagte sie. Ihre Stimme hatte etwas Fröhliches. Ihre Sprechweise erinnerte nur ganz von fern an ihre Herkunft aus dem Süden. «Das haben Sie doch, oder?»
    «Selbstverständlich. Sie scheinen keine Geheimnisse zu haben.»
    «O nein, die habe ich nicht.»
    Sie reckte sich noch höher und beugte sich nun aus den Hüften herunter, bis sie den Boden mit der ganzen Handfläche berührte. Jetzt erst konnte er sehen, was für einen schlanken, federnden Körper sie besaß. Schmunzelnd erinnerte er sich an eine Szene aus einem alten Film, der ihm sehr gefallen hatte: Spencer Tracy betrachtet Katherine Hepburn und sagt: «Nicht viel dran, aber was da ist, ist lecker.»
    «Dann wissen Sie auch, daß ich meinen Mann getötet habe», sagte Belle Sarazen beiläufig. «Meinen ersten Mann. Vor vier Ehen. Ein tragischer Unfall.»
    «Ja, ich weiß.»
    Sie fragte spöttisch: «Wie hätten Sie in diesem Fall die Ermittlungen geführt?»
    «Die übliche Routine», sagte er kalt, ihres leichtfertigen Geschwätzes überdrüssig. «Zuerst hätte ich nachgeprüft, ob Ihr Mann an diesem Abend wirklich mit Freunden aus war oder nicht vielleicht doch bei einer anderen Frau. Mich hätte interessiert, ob Sie eifersüchtig genug waren, blindlings auf einen Eindringling zu feuern, der sehr wohl Ihr Mann sein konnte.»
    «Wie spät ist es?» fragte sie unvermittelt.
    Abner Boone blickte auf die Uhr.
    «Gleich halb elf, Belle», sagte er.
    «Dann reicht's für heute», sagte sie. «Das ist mein tägliches Pensum.»
    Sie hörte mit ihren Übungen auf, knipste eine Bodenlampe (mit blutrotem Schirm) an und gab dem Chief die Hand.
    «Edward X. Delaney», sagte sie, «es ist mir ein Vergnügen. Freut mich, Sie wiederzusehen, Kranich. Ich trinke jetzt Sekt mit Orangensaft zur Belohnung für meine Mühe. Ein bißchen fade, aber gut für kleine Mädchen am frühen Morgen. Möchten Sie auch was? Kaffee vielleicht?»
    «Sehr gern», sagte Delaney. «Und Sie, Sergeant?»
    Boone nickte. Belle bestellte Kaffee über die Gegensprechanlage neben ihrem Bett. Niemand sagte etwas, bis der Diener mit silbernem Tablett, Kaffeekanne, Zuckerdose und Sahnekännchen, zwei Tassen, Untertassen und Kaffeelöffeln eintrat. Belle schenkte ein. Beide lehnten Zucker und Sahne ab. Delaney neigte sich vor, um das Tablett zu begutachten.

    «Hübsch», sagte er. «Sehr alt, nicht wahr?»
    «Soviel ich weiß, ja», sagte sie unbekümmert. «Daddy behauptet, es hat Thomas Jefferson gehört, aber wer weiß? Wenn man die Virginier so reden hört, muß Thomas Jefferson

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