Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die zweite Todsuende

Die zweite Todsuende

Titel: Die zweite Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
Vom Netzwerk:
Belle verkaufte die alte Plantage und die Pferde und ging nach Paris. Und bei ihrer Jagd durch Europa hat sie eine ansehnliche Strecke gemacht: französische Dichter, englische Rennfahrer, italienische Fürsten und spanische Stierkämpfer. Ich glaube, irgendwo war auch noch ein polnischer Gewichtheber dazwischen. Das Geld reichte für fünf Jahre und drei Ehen. Dann kam sie zurück in die Staaten und heiratete einen Abgeordneten.»
    «Jetzt erinnere ich mich!» sagte Delaney. «Burroughs aus Ohio. Derjenige, der tot zusammenbrach, als er gegen den staatlichen Gesundheitsdienst wetterte.»
    «Richtig. Aber solange er lebte war Belle die populärste Gastgeberin in Washington. In der Regenbogenpresse hieß es, John F. Kennedy, ich zitiere, genoß ihre Gastfreundschaft, Zitat zu Ende. Aber egal wie: nachdem der Abgeordnete Burroughs das Zeitliche gesegnet hatte, kam sie nach New York. Sie hat immer noch einen Haufen Freunde unter Politikern.»
    «Hm.» Delaney nickte. «Jetzt geht mir allmählich auf, warum man so überaus vorsichtig war. Aber sie trägt nicht den Namen eines ihrer Ehemänner; deshalb ist mir wahrscheinlich nicht aufgegangen, um wen es sich handelt.»
    «Nein, sie heißt jetzt schlichtweg Belle Sarazen, aus Raccoon Ford im hintersten Virginia. Dabei rauscht sie immer noch mit vollen Segeln vorm Wind und ist bildhübsch. Sie ist eine von Saul Geltmans herrlichen Menschen, gehört zum Jet Set. Gibt verschwenderische Parties. Eine große Nummer in der Kunst- und Museumswelt. Unterstützt finanziell die Demokraten. Spielt bei Modeschauen für wohltätige Zwecke Mannequin und läßt sich manchmal für Modezeitschriften fotografieren, steht aber ab und zu auch Malern und Fotografen Modell.»
    «Sie muß aber stark auf die Vierzig zugehen», sagte Delaney. «Mindestens!»
    «Mindestens», pflichtete Boone ihm bei. «Hat aber den Körper einer Achtzehnjährigen. Sie werden ja sehen.»
    «Und woher kommt das Geld für diese verschwenderischen Parties und die Parteispenden?» erkundigte Delaney sich.
    «Ich glaube, sie geht sozusagen auf den Strich», sagte Boone und lachte, als er Delaney aus den Augenwinkeln anblickte und die erschrockene Miene des Chief bemerkte. «Kein Flachs, Chief. Ich hab sie rundheraus gefragt. Ich sagte: ‹Was ist Ihre Haupteinkommensquelle, Miss Sarazen?› Und sie sagte: ‹Ich bekomme Geschenke von Männern.› - ‹Geldgeschenke?› Woraufhin sie antwortete: ‹Gibt es denn andere?› Vielleicht wollte sie mich auf den Arm nehmen, aber das bezweifle ich. Es ist ihr ganz einfach piepegal.»
    «Hat Maitland ihr Geld geschenkt?»
    «Sie behauptet, ja. Viel sogar. Ob sie zusammen geschlafen haben? Ja. Ob sie ihn geliebt hat? O Gott, nein, sagte sie; er sei ein ganz Wüster gewesen. Allerdings fand sie ihn amüsant. Das ist ihr eigenes Wort: amüsant.»

    «Stimmt. Das habe ich in Ihrem Bericht gelesen. Woher wissen Sie all die anderen Dinge über sie? Den allgemeinen Hintergrund, meine ich?»
    «Aus ihrer Sammlung. Sie hat drei Alben mit Presseberichten über sich. Und Illustriertenartikel. Fotos mit Berühmtheiten. Briefe von Politikern und gekrönten Häuptern. Ich durfte darin so lange herumschnüffeln, wie ich wollte.»
    «Irgendwas von Maitland? Oder über Maitland?»

    «Nichts, Sir! Und ich habe umfassend und sehr sorgfältig nachgesehen.»
    «Das glaube ich Ihnen, Sergeant. Das Haus da drüben muß es sein. Dieser Wolkenkratzer gegenüber vom Lincoln Center. Hören Sie, bei unseren Unterhaltungen mit Mrs. Maitland und Geltman haben Sie kaum den Mund aufgemacht. Haben Sie bitte keine Angst, auch mal was zu sagen. Und wenn Ihnen etwas einfällt, was ich vergessen habe, fragen Sie's!»
    «Mir ist es aber lieber, Sie behalten die Führung, Sir. Zunächst einmal lassen sich die Leute aller Wahrscheinlichkeit nach von Ihnen wesentlich mehr einschüchtern als von einem Sergeant. Und außerdem studiere ich Ihre Vernehmungstechnik.»
    «Meine Technik?» Delaney lächelte. «Jetzt bin aber ich amüsiert.»
    Die Tür zum Penthouse im 20. Stock wurde von einem Filipino-Diener geöffnet, der eine Livree von ungewöhnlicher Farbe trug: Blaugrau mit einem Stich ins Rote. Nicht Lila, Fliederfarben oder Violett, sondern eine Mischung aus allen dreien zusammen. Als Delaney sich in diesem persischen Hurenhaus umsah, erkannte er, daß nicht nur die Wände, Draperien und Gardinen im gleichen Ton gehalten waren, sondern auch die Möbelpolster, Sitzpuffs, Kissen und Bilderrahmen. Das Ganze hatte etwas

Weitere Kostenlose Bücher