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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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König-zur-Rechten Veritas Weitseher keinen anderen Rat mehr wusste, konnte diesen Mythen Glauben schenken, sein Reich in der Obhut des siechen Vaters und seiner aus einem fremden Land stammenden Königin lassen und sich aufmachen, die Uralten zu suchen. Vielleicht war es dieser verzweifelte Glaube, der ihm nicht nur die Kraft verlieh, die von den Uralten geschaffenen steinernen Drachen zu wecken, auf dass sie den Sechs Provinzen zur Hilfe kämen, sondern auch für sich selbst einen Drachen aus dem lebenden Fels zu meißeln und ihnen in dieser Gestalt voranzufliegen in die Schlacht.

    Der Narr blieb noch einige Tage, doch vermied er während dieser Zeit bewusst jedes ernste Gesprächsthema. Ich fürchte, ich folgte seinem Beispiel. Ihm von meinen ruhigen Jahren zu erzählen, schien die Geister der Vergangenheit zu bannen. Ich hätte zufrieden wieder in meinen alten Tagesablauf zurückfallen müssen, stattdessen spürte ich den Stachel einer neuen Ruhelosigkeit. Eine Zeit der Veränderung, eine Zeit, sich zu verändern. Wandler. Der Katalyst. Die Begriffe und ihre Zusammenhänge wanden sich durch meine Tage und beschwerten des Nachts meine Träume. Nicht die Vergangenheit quälte mich mehr, sondern die Zukunft lockte. Wenn ich zurückschaute, auf meine eigene Jugend und was ich daraus gemacht hatte, überfiel mich die Sorge, wie Harm im Leben zurechtkommen würde. Verloren die Jahre, mit nichtigem Tun hingebracht, die ich hätte nutzen sollen, um den Jungen darauf vorzubereiten, eines Tages auf eigenen Füßen zu stehen. Er war ein gutherziger junger Mann, ich hatte keine Bedenken wegen seines Charakters, doch ich musste mir vorwerfen, dass er bei mir nur das Notwendigste gelernt hatte, was man an Fertigkeiten brauchte, um auf einem einsamen Waldbauerngehöft zu leben und sich hauptsächlich von der Jagd zu ernähren. Doch in der großen weiten Welt, in die ich ihn entließ, würde er sich da behaupten können? Die zwingende Erfordernis, ihn bei einem guten Lehrmeister unterzubringen, begann, mir den Schlaf zu rauben.
    Falls der Narr davon etwas merkte, zeigte er es nicht. Seine unermüdlichen Schnitzwerkzeuge arbeiteten sich durch mein Heim, ließen Weinlaubgerank an meinem Kaminsims wuchern. Eidechsen lugten vom Türsturz herunter. In den Ecken von Schranktüren und am Rand der Verandastufen feixten kleine Koboldgesichter. Kein Stück Holz war sicher vor seinen scharfen Messern und geschickten Fingern. Die Umtriebe der Wassernixen an meinem Regenfass hätten selbst einen altgedienten Soldaten erröten lassen.
    Ich suchte mir ebenfalls ruhige Beschäftigungen und arbeitete ebenso viel drinnen wie draußen, trotz des schönen Wetters, teils weil ich in Ruhe nachdenken wollte, doch hauptsächlich deshalb, weil der Wolf nur langsam wieder zu Kräften kam. Natürlich beschleunigte es den Genesungsprozess nicht, wenn ich – bildlich gesprochen – die ganze Zeit bei ihm auf der Bettkante saß, aber die Angst um ihn ließ mich, einmal geweckt, nicht wieder los. Wenn ich mit der Alten Macht nach ihm spürte, begegnete mir ein tiefgründiges Schweigen, wie ich es von meinem Freund und Weggefährten nicht kannte. Manchmal hob ich den Kopf von meiner Arbeit und merkte, dass er mich unverwandt anschaute, grüblerisch. Ich fragte ihn nicht, was er dachte; hätte er mich daran teilhaben lassen wollen, wäre sein Bewusstsein für mich offen gewesen.
    Nach und nach nahm er seine Gewohnheiten wieder auf, doch ohne den früheren Schwung. Er schonte sich, vermied unnötige Anstrengungen. Bei meinen Verrichtungen um das Haus herum folgte er mir nicht, sondern lag auf der Veranda und beobachtete mein Kommen und Gehen. Wie früher jagten wir zusammen, doch ließen wir es langsamer angehen und taten beide so, als wäre es der Narr, auf den wir Rücksicht nehmen mussten. Oft war Nachtauge damit zufrieden, mir das Wild zu zeigen und dann zu warten, dass ich es mit Pfeil und Bogen erlegte, statt es selbst zu töten. Diese Veränderungen beunruhigten mich, doch ich schwieg. Alles, was er brauchte, war Zeit, um völlig gesund zu werden und überdies war der Hochsommer nie seine beste Zeit gewesen. Sobald der Herbst kühleres Wetter brachte, würde er wieder ganz der Alte sein.
    Wir drei verfielen in einen gemütlichen Trott. Abends wurde in Erinnerungen gekramt, wurden Geschichten erzählt. Irgendwann war der Marill alle, aber die Gespräche flossen trotzdem weich und herzerwärmend wie der Trunk. Ich berichtete dem Narren, was Harm in

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