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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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er sich, und als er wieder das Wort ergriff, war er ganz der Ratgeber der Königin. »Der Thron der Weitseher geriete ins Wanken, FitzChivalric. Wir sind schon zu lange ohne starken König. Würde bekannt, dass der einzige Thronfolger über die Alte Macht verfügt, nun, selbst das könnte ich so drehen und wenden, dass es in einem anderen Licht erscheint. Doch zeigt man ihn den Fürsten als ein vernunftloses Tier, ist alles verloren, und aus den sechs Provinzen werden nie sieben Provinzen werden, sondern sie werden zerfallen in sich befehdende Stadtstaaten und dazwischen Land ohne Gesetz. Kettricken und ich haben einen langen mühsamen Weg der kleinen Schritte zurückgelegt, mein Junge, in den Jahren, die du nicht hier warst. Weder sie noch ich sind in der Lage mit der unanfechtbaren Autorität zu handeln, die ein gesalbter Monarch aus dem Geschlecht der Weitseher besäße. Wir lavierten auf einem tückischen Meer aus Allianzen einmal mit diesen Herzögen, dann mit jenen, und brachten jedes Mal mit knapper Not eine Mehrheit zusammen, um ein weiteres Jahr zu überstehen. Jetzt sind die Schwierigkeiten beinahe überwunden. Noch zwei Jahre und Prinz Pflichtgetreu wird nicht mehr Prinz sein, sondern den Titel König-zur-Rechten annehmen. Dann ein weiteres Jahr und ich bin überzeugt, ich könnte die Herzöge bewegen, ihn als ihren Souverän anzuerkennen. Dann könnten wir uns eine Zeitlang sicher fühlen. Wenn König Eyod vom Hohen Reich stirbt, erbt Pflichtgetreu auch seinen Mantel. Dadurch haben wir den Rücken frei, und falls diese politische Heirat, die Kettricken mit dem Obhaupten der Äußeren Inseln ausgehandelt hat, tatsächlich zustande kommt, haben wir auch Frieden auf den Meeren im Norden.«
    »Obhaupten?«
    »Ein Zusammenschluss von Edlen. Man hat dort keinen König, keinen allein herrschenden Monarchen. Kebal Steinbrot war eine Ausnahme. Dieser Obhaupten setzt sich aus einer Anzahl einflussreicher Männer zusammen und einer davon, Arkon Blutschwert, hat eine Tochter. Briefe sind hin und her gegangen. Seine Tochter und Pflichtgetreu scheinen füreinander passend. Der Obhaupten hat eine Delegation geschickt, um die Verlobung offiziell zu bestätigen. Sie wird demnächst hier eintreffen. Falls Prinz Pflichtgetreu den Erwartungen der Outislander entspricht, wird das Verlöbnis beim nächsten Neumond im Rahmen einer feierlichen Zeremonie besiegelt.« Er drehte sich kopfschüttelnd wieder zu mir herum. »Nach meiner Ansicht ist es zu früh für ein derartiges Bündnis. Bearns gefällt es nicht, und auch Rippon nicht. Dort wird man vermutlich von dem wieder auflebenden Handel profitieren, aber die Wunden des Krieges sind noch zu frisch. Ich hielte es für klüger fünf Jahre zu warten, die Handelsbeziehungen auszubauen und zu festigen, Prinz Pflichtgetreu die Zügel der Sechs Provinzen in die Hand nehmen zu lassen und erst dann durch eine Vermählung den Knoten fester zu knüpfen. Allerdings nicht auf höchster Ebene, sondern man könnte die Tochter eines Herzogs vorschlagen, einen zweitgeborenen Sohn – aber das sind nur meine Gedanken. Ich bin nicht die Königin, und die Königin hat ihren Willen deutlich gemacht. Sie will Frieden haben. Ich fürchte, sie versucht zu viel: die Eingliederung des Hohen Reichs in die Sechs Provinzen und eine Outislanderin als Königin auf unseren Thron setzen. Es ist zu viel, zu früh …«
    Fast war es, als hätte er meine Anwesenheit vergessen. Er dachte laut in meiner Gegenwart, eine Achtlosigkeit, derer er sich in den Tagen von König Listenreich niemals schuldig gemacht hätte. In jenen Jahren wäre ihm nie ein Wort des Zweifels an den Entscheidungen des Königs über die Lippen gekommen. Ich fragte mich, ob er unsere aus einem fremden Land stammende Königin für fehlbarer ansah, oder ob er fand, ich sei nun erwachsen genug, um seine Bedenken anzuhören. Er setzte sich auf den Stuhl mir gegenüber und unsere Blicke trafen sich.
    Ein eisiger Finger strich an meinem Rücken hinauf und hinunter, als mir in diesem Moment bewusst wurde, wie die Dinge standen. Chade war nicht mehr der Mann, der er gewesen war. Er war alt geworden, und auch wenn er es nicht wahrhaben wollte, musste der scharfe Verstand kämpfen, zwischen den flatternden Vorhängen des Verfalls hindurch sein Licht leuchten zu lassen. Allein sein Spionagenetz, über die Jahre hinweg mit großer Sorgfalt geknüpft, stützte heutigentags seine Macht. Was immer er für Trünke in seiner Teekanne braute, sie waren nicht

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