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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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begrüßen. Du liebst mich. Du weißt, dass du mich liebst. Nimm mich auf den Arm.
    Wie sollte man nicht gehorchen. Ich hob ihn auf. Er grub die Krallen in meine Schulter, während er hingebungsvoll die Stirn an meinem Wams rieb, um mich zu kennzeichnen.
    »Jinna ist gestern Abend in die Hügel gestiegen und hat dort übernachtet, um gleich im ersten Morgengrauen Pilze zu schneiden. Sie könnte jeden Moment wieder hier sein oder aber erst spät am Abend«, erklärte Miskya. »Finkel, sei nicht so ein Quälgeist. Komm her.« Sie nahm mir die Katze aus den Armen und entschuldigte sich für die Schicht aus ockerfarbenem Haar an meinem Wams.
    »Das macht nichts. Nicht der Rede wert. Aber verflixt, dass ich zu dumm …« Ich setzte ihr auseinander, dass mein Herr sich aus heiterem Himmel entschlossen hatte, eine Reise zu unternehmen, und ich ihn begleiten musste. Ich vertraute ihr das Empfehlungsschreiben von Chade an, um es Harm zu übergeben, sowie einige erklärende Zeilen von mir. Nachtauge würde nicht erfreut sein, bei seinem Eintreffen festzustellen, dass ich schon wieder fort war. Ebensowenig würde es ihm gefallen, hierbleiben und auf mich warten zu müssen. Mit einiger Verspätung wurde mir bewusst, dass ich Jinna nicht nur meinen Sohn aufbürdete, sondern dazu einen Wolf, ein Pony und ein Fuhrwerk. Ich hatte kein Geld um für ihren Unterhalt zu zahlen und konnte nur immer wieder sagen, wie dankbar ich war und versprechen, sämtliche Ausgaben zu erstatten, die ihnen durch die Einquartierung entstanden.
    »Schon gut, Tom Dachsenbless.« Miskya lächelte mit sanftem Tadel. Geduldig hörte sie sich meinen zerfahrenen Wortschwall an. Finkel, den Kopf unter ihr Kinn geschmiegt, fixierte mich durchdringend. »Dreimal hast du mir nun gesagt, dass du bald wieder hier sein wirst und uns großzügig entschädigst. Mach dir keine Sorgen. Dein Sohn ist willkommen hier und wird gute Aufnahme finden, auch ohne Bezahlung. Bestimmt hast du auch kein Geld von meiner Tante verlangt, als sie bei dir zu Gast war.«
    Ihre Worte brachten mir zu Bewusstsein, dass ich mich aufgeführt hatte wie eine besorgte Glucke. Ich biss mir auf die Zunge, um nicht erneut damit anzufangen, wie sehr ich von der Ankündigung der bevorstehenden Reise überrumpelt worden war. Als ich endlich meinen unbeholfenen Dank hervorgestammelt hatte, fühlte ich mich vollkommen konfus und verwirrt. Zerrissen, als wären Stücke von mir in meinem leeren Haus, bei Nachtauge, bei Harm und sogar in dem Turmgemach oben in der Burg. Ich fühlte mich verwundbar und schutzlos. »Also dann. Auf Wiedersehen«, sagte ich zu Miskya.
    In der Sonne schlafen ist schöner. Mach ein Nickerchen mit der Katze, kommentierte Finkel, als Miskya mir eine gute Reise wünschte.
    Als ich Jinnas Haus verließ und mich auf den Weg zur Schmiede machte, schlug mir das Gewissen. Ich überließ es Fremden, sich um meine Angelegenheiten zu kümmern. Hingegen leugnete ich rigoros meine Enttäuschung darüber, Jinna nicht angetroffen zu haben. Der Kuss, den sie mir gegeben hatte, hing zwischen uns in der Schwebe, wie ein abgebrochenes Gespräch, doch ich wollte nicht darüber nachdenken, wohin es uns führen könnte. Verworren wie die Dinge waren, brauchte ich als Allerletztes eine zusätzliche Komplikation in meinem Leben. Trotzdem, ich hätte sie gern wiedergesehen, und dass es nicht dazu gekommen war, dämpfte meine Vorfreude auf die Reise.
    Denn ich freute mich darauf, unterwegs zu sein. Meine Gewissensbisse, dass ich Harms Wohlergehen in andere Hände gelegt hatte, war das dunkle Spiegelbild des Gefühls der Befreiung, welches ich bei der Aussicht auf das bevorstehende Unternehmen empfand. Ein gemächlicher Ritt bei schönem Wetter, der Narr und ich, Seite an Seite und niemand sonst, für den man sorgen musste. Urlaub, nicht Arbeit. Meine Befürchtungen den Prinzen betreffend waren durch den Traum der vergangenen Nacht weitgehend beschwichtigt worden. Es hatte nicht den Anschein, dass dem jungen Mann ein finsteres Schicksal drohte. Berauscht vom Zauber einer Sommernacht und der Frau, die er verfolgte, drohte Gefahr einzig seinem törichten jungen Herzen, und davor konnte ihn niemand schützen. Ehrlich gesagt, erschien mir meine Aufgabe nicht besonders schwierig. Wir wussten, wo wir nach ihm suchen mussten, und auch ohne Nachtauge war ich immer ein guter Fährtenleser gewesen. Falls es Fürst Leuenfarb und mir nicht gelang, das unbotmäßige Prinzlein gleich in Tosen aufzustöbern, dürfte es

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