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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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gesattelten Pferden vor dem Stalltor und machte keinen Hehl aus ihrer Ungeduld. Ich schätzte ihr Alter auf Mitte bis Ende Zwanzig. Sie war kräftig gebaut, Kettricken nicht unähnlich, und muskulös, dennoch von fraulicher Gestalt. Man sah auf den ersten Blick, dass sie nicht aus den Bocksmarken stammte, denn unsere Frauen sind überwiegend brünett und klein, und Laurel war weder das eine noch das andere. Zwar war sie nicht blond wie Kettricken, aber sie hatte blaue Augen. Das braune Haar war von sonnenhellen Strähnen durchzogen und an den Schläfen fast weiß gebleicht. Gesicht und Hände waren von der Sonne gebräunt. Sie hatte eine schmale, gerade Nase, einen festen Mund und ein energisches Kinn. Bekleidet war sie mit der Ledertracht des Jägers, und ihr Pferd war von der kleinen drahtigen Sorte, die terriergleich über jedes Hindernis setzen und wieselflink durch das dichteste Unterholz schlüpfen. Ihre kleine Packrolle war hinter dem Sattel festgeschnürt.
    Als wir näher kamen, hob Malta den Kopf und wieherte ihrem Herrn entgegen. Meine Schwarze stand gleichgültig daneben. Ihr mangelndes Interesse an meiner Person war seltsam demütigend.
    »Jagdmeisterin Laurel. Bereit zum Aufbruch, wie ich sehe«, begrüßte Fürst Leuenfarb unsere unerwünschte Begleiterin.
    »Ja, Euer Gnaden. Wenn es Euch denn beliebt.«
    Erst als ich nach diesen Worten zwei Augenpaare auf mich gerichtet sah, besann ich mich auf meine Pflichten als Fürst Leuenfarbs Diener. Ich nahm Maltas Zügel und hielt sie am Platz, während mein Herr in den Sattel stieg, dann schnallte ich seine und meine Satteltaschen auf meine Schwarze, was sie deutlich als Zumutung empfand. Laurel reichte mir die Zügel und bot mir dann lächelnd die Hand. »Laurel aus der Familie vom Venn nahe Grubenhang. Ich bin Ihrer Majestät Leibjägerin.«
    »Tom Dachsenbless, Fürst Leuenfarbs Leibdiener«, stellte ich mich vor und beugte mich über ihre Hand.
    Fürst Leuenfarb hatte sein Pferd bereits in Bewegung gesetzt, mit der vornehmen Nichtachtung des leuchtenden Hauptgestirns gegenüber seinen bescheidenen Trabanten. Wir beeilten uns aufzusteigen und ihm zu folgen.
    »Und woher stammt deine Familie, Tom?«, erkundigte sich Laurel.
    »Oh. Aus der Nähe von Ingot. Am Brombeerbach.« Brombeerbach hatten Harm und ich ihn genannt; falls der Wasserlauf bei unserer Hütte noch einen anderen Namen hatte, war er mir nie zu Ohren gekommen.
    Die spontane Herkunftsangabe schien Laurel zufriedenzustellen. Meine Schwarze ärgerte mich, indem sie am Zügel ruckte und zu Malta aufzuschließen versuchte. Anscheinend war sie es nicht gewöhnt, hinter anderen Pferden zu gehen. Auch war ihre Schrittlänge größer als Maltas. Ich hielt sie zurück, doch es war ein ständiger Kampf zweier Willen.
    Laurel warf mir einen verständnisvollen Blick zu. »Neues Pferd?«
    »Ich habe sie erst seit heute. Auf einer Reise ihr Temperament zu erforschen ist vielleicht nicht die beste Art, sich kennen zu lernen.«
    Sie griente. »Nein, aber wahrscheinlich die schnellste. Außerdem, hast du eine Wahl?«
    Wir verließen die Burg durch das Westtor. In meiner Jugend war dieses Tor meistens geschlossen gewesen, der Zuweg kaum mehr als ein Ziegenpfad. Jetzt stand es offen, flankiert von einem bemannten Wachhaus. Man bedeutete uns zu passieren und wir fanden uns auf einer belebten Straße wieder, die durch die Berge ins Hinterland der Bocksburg führte und endlich in Serpentinen in die Flussaue hinunter. Neu angelegte Strecken umgingen die steilsten Stellen der alten Trasse und insgesamt war die Straße breiter ausgebaut worden. Radfurchen deuteten darauf hin, dass Frachtwagen diesen Verkehrsweg benutzten, und als wir uns bergab dem Fluss näherten, erspähte ich unten Hafenanlagen und die Dächer von Lagerschuppen. Mein Erstaunen wuchs, als ich weiter zurück unter den Bäumen Wohnhäuser hervorlugen sah.
    »Früher war hier unbewohnte Wildnis.« Ich biss mir auf die Zunge, bevor mir entschlüpfen konnte, dass Prinz Veritas besonders gern in diesen Hügeln gejagt hatte. Jetzt gab es bestimmt nicht mehr viel Wild in der Gegend. Man hatte Bäume gefällt und kleine Gärten angelegt. Esel und Ponys grasten auf strauchigen Weiden.
    Laurel nickte zu meiner Überraschung und meinte: »Dann bist du seit dem Ende der Piratenkriege nicht mehr hier gewesen. Das dahinten ist in den letzten zehn Jahren oder so gewachsen. Als nach den schweren Zeiten der Handel wieder in Gang kam, wollten mehr Menschen in der Nähe

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