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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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»Das waren fürs Erste die letzten Häuser. Ich wollte vermeiden, dass die Leute sagen, wir wären in großer Hast geritten und warum, aber ich möchte auch ungern die letzte Fähre verpassen, die heute Abend von Vierlampen geht. Wohlan, liebe Leute, jetzt wird geritten. Dachsenbless, wir werden sehen, ob deine Schwarze wirklich so schnell ist, wie der Händler sie gerühmt hat. Haltet beide mit, so gut ihr könnt. Ich sage dem Fährmann, er soll auf euch warten.« Damit drückte er Malta die Fersen in die Flanken und gab ihr den Kopf frei. Mehr Ermunterung brauchte sie nicht. Sie zeigte uns die Hufe.
    »Mein Weißschopf kann es jederzeit mit ihr aufnehmen!«, rief Laurel und ließ ihrem Wallach die Zügel schießen.
    Hinterher , ermunterte ich meine Schwarze, und erschrak fast über ihren prompten Gehorsam. Ohne Übergang warf sie sich aus dem Schritt in einen gestreckten Galopp. Die kleineren Pferde hatten bereits einigen Vorsprung. Malta führte, aber nur, weil der Weg schmaler wurde und es Weißschopf verwehrt war, sie zu überholen. Die raumgreifenden Sprünge meiner Schwarzen fraßen den Vorsprung auf, bis wir dicht hinter ihnen waren und uns die von ihren Hufen hochgeschleuderten Erdbatzen um die Ohren flogen. Die Verfolgerin im Nacken spornte sie zu größerer Anstrengung an und der Abstand wuchs. Doch ich konnte spüren, dass meine Schwarze noch längst nicht alles gegeben hatte. Sie konnte sich noch weiter strecken und der Rhythmus der Galoppsprünge verriet, dass sie noch nicht ihre größte Schnelligkeit erreicht hatte. Ich wollte sie zurückhalten, um weniger dem Bombardement der Erdklumpen ausgesetzt zu sein, aber sie gehorchte dem Zügel nicht. Kaum dass der Weg etwas breiter wurde, schob sie sich in die Lücke und mit wenigen Sprüngen hatte sie Malta und Weißschopf hinter sich gelassen. Ich hörte Laurel und den Narren brüllen und ihre Pferde antreiben, und ich glaubte, sie würden uns wieder überholen, aber meine Schwarze streckte sich wie ein Wolfshund auf frischer Fährte, riss noch größere Stücke des Weges heraus und warf sie hinter sich. Einmal wagte ich einen Blick über die Schulter; die Gesichter Laurels und des Narren glühten von der Erregung des Rennens.
    Schneller, ermunterte ich meine Schwarze. Ich glaubte nicht wirklich, dass sie noch zulegen konnte, doch wie die Flamme einen trockenen Baum hinauffliegt, schnellte sie vorwärts. Ich lachte laut vor schierer Lust an der Geschwindigkeit und sah, wie ihre Ohren zuckten. Sie versuchte nicht, mich mit einem Gedanken zu berühren, doch ich spürte eine Regung kühler Sympathie. Wir würden uns vertragen.
    Und wir erreichten die Fähre von Vierlampen als Erste.

Kapitel 15 · Tosen
    Seit den Tagen des Gescheckten Prinzen galt in den Sechs Provinzen die Ausmerzung derer mit der Alten Macht als ebenso selbstverständlich wie Zwangsarbeit als Strafe für zahlungsunfähige Schuldner oder das Auspeitschen von Dieben. So war es eben und damit gut.
    Man kann es als eine natürlich Entwicklung ansehen, dass in den Jahren nach den Piratenkriegen die Verfolgung größere Ausmaße annahm. Die Säuberung der Bocksmarken hatte das Land von den Roten Korsaren und der von ihnen geschaffenen Geißel der Entfremdeten befreit. Die anständigen Bürger waren nun darauf bedacht, ganze Arbeit zu machen und alles Widernatürliche aus den Sechs Provinzen zu tilgen. Es konnte nicht ausbleiben, dass man gelegentlich zu schnell und ohne ausreichende Beweise mit drastischen Strafen bei der Hand war. Eine Zeitlang genügte der Verdacht, einer mit der Alten Macht zu sein, dass der Unglückliche, schuldig oder nicht, um sein Leben bangen musste.
    Die selbst ernannten Gescheckten machten sich dieses Klima aus Misstrauen und Gewalt zunutze. Anonym stellten sie prominente Personen, die der Alten Macht teilhaftig waren, öffentlich an den Pranger, protestierten aber niemals gegen die Verfolgung ihrer wehrlosen Genossen. Es war der erste Versuch derer mit der Alten Macht, als Gruppe politische Macht auszuüben. Doch bei ihren Aktionen handelte es sich nicht um den Versuch einer diskriminierten Minderheit, sich gegen ungerechte Verfolgung zur Wehr zu setzen, sondern es war die subversive Taktik einer doppelgesichtigen Fraktion, die entschlossen war alle Mittel einzusetzen, um selbst an die Macht zu kommen. Untereinander kannten sie nicht mehr Loyalität als eine Hundemeute.
    DELVIN: ›DIE KABALE DER GESCHECKTE‹
    Wie sich herausstellte, war mein Sieg bei dem Wettrennen

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