Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann
zur Anlegestelle der Fähre für uns von geringem Nutzen. Die Fähre lag festgemacht am Pier und daran würde sich auch vorläufig nichts ändern, tat mir der Schiffer kund, bis eine avisierte Fracht aus zwei Fuhrwerken mit Meersalz eintraf. Als Fürst Leuenfarb und Laurel die Anlegestelle erreichten – um der Wahrheit die Ehre zu geben, nicht sehr lange nach mir –, hatte der Schiffer für sie keinen anderen Bescheid. Der Fürst bot ihm ein erkleckliches Sümmchen, wenn er uns gleich übersetzte, aber der Mann schüttelte lächelnd den Kopf. »Eure Münzen wären ein einmaliger Segen und so hübsch sie klimpern mögen, ich könnte sie auch nur einmal ausgeben. Lady Bresinga hat mich gebeten auf die Fuhrwerke zu warten. Ihre Münzen erreichen mich allwöchentlich, und ich werde nichts tun, womit ich mir ihre Gunst verscherzen könnte. Ihr müsst warten, guter Herr, mit Verlaub.«
Fürst Leuenfarb war alles andere als erfreut über die Wendung der Dinge, doch er konnte nichts tun. Er trug mir auf, bei den Pferden zu bleiben, und verfügte sich seinerseits in das Gasthaus am Landungssteg, um sich mit einem Krug Ale die Wartezeit zu verkürzen. Er spielte das Spiel, und ich nahm es ihm nicht übel. Durfte es nicht übel nehmen. Konnte es nicht übel nehmen. Nahm es nicht übel, nein. Wäre Laurel nicht bei uns gewesen, so hätte er vielleicht eine Möglichkeit gefunden, dass wir einige Zeit miteinander verbringen konnten, ohne Zweifel an unserer Maskerade zu wecken. Ich hatte mich auf den gemeinsamen Ritt gefreut, er und ich als alte Freunde und weitgehend unbeobachtet, sodass wir nicht gezwungen waren ständig die Fassade von Herr und Knecht aufrechtzuerhalten. Nun, ich fügte mich in das Unvermeidliche, aber eine Spur meines Bedauerns muss sich auf meinem Gesicht wiedergespiegelt haben, denn Laurel schloss sich mir an, als ich die Pferde zum Abkühlen auf einer nahen Wiese herumführte. »Bedrückt dich etwas?«, forschte sie.
Die Anteilnahme in ihrer Stimme erstaunte mich. »Ich dachte an einen alten Freund, der mir sehr fehlt«, antwortete ich wahrheitsgemäß.
»Aha.« Als ich keine Anstalten machte mich weiter zu äußern, bemerkte sie: »Du hast einen guten Herrn. Er hat es dir nicht nachgetragen, dass du ihn in dem Wettrennen geschlagen hast. Manch anderer hätte einen Weg gefunden, dich die Dreistigkeit büßen zu lassen.«
Die Vorstellung überraschte mich, nicht als Tom Dachsenbless, sondern als Fitz. Mir war nie der Gedanke gekommen, dass der Narr wegen eines fair gewonnenen Rennens einen Groll gegen mich hegen könnte. Ich hatte mich wahrhaftig noch nicht gut genug in meine Rolle eingelebt. »Du hast vermutlich Recht. Anders betrachtet war es auch ein Sieg für ihn. Er hat die Stute für mich ausgesucht, und zuerst war ich von ihr nicht besonders angetan. Aber sie kann laufen, und bei dem Rennen hat sie ein Feuer gezeigt, das ich bei ihr nicht erwartet hatte. Ich denke, ich kann ein gutes Reitpferd aus ihr machen.«
Laurel trat ein Stück zurück, um die Stute kritisch zu begutachten. »Ich kann kein Fehl an ihr entdecken. Weshalb hast du an ihr gezweifelt?«
»Oh.« Ich suchte nach einer Erklärung, die nicht den Verdacht erweckte, ich könnte einer mit der Alten Macht sein. »Ihr fehlt es an Willigkeit. Manche Pferde bemühen sich zu gefallen. Dein Weißschopf ist so eins und Malta auch. Meine Schwarze scheint daran nicht interessiert zu sein. Vielleicht kommt das noch mit der Zeit, wenn wir uns besser kennen lernen.«
»Meine Schwarze? So heißt sie?«
Ich zuckte die Schultern und lächelte. »Warum nicht? Ich habe ihr keinen Namen gegeben, aber es stimmt, so nenne ich sie wohl.«
Sie sah mich schräg an. »Tja, das ist viel besser als Sägebock oder alter Zossen .«
Ich grinste über ihre Missbilligung. »Ich habe verstanden. Vielleicht bringt sie mich noch auf einen Namen, der besser zu ihr passt, aber vorläufig ist sie ›Meine Schwarze‹.«
Eine Zeit lang gingen wir schweigend nebeneinander her. Ihr Blick flog immer wieder zur Straße. »Ich wünschte, die Fuhrwerke kämen endlich. Noch ist weit und breit nichts von ihnen zu sehen.«
»Die Gegend hier ist ziemlich hügelig. Sie können jederzeit auf einer Anhöhe auftauchen und plötzlich in Sichtweite sein.«
»Hoffentlich. Ich möchte weiter. Ich hatte gehofft, dass wir Tosen vor Dunkelwerden erreichen, sodass ich mich heute schon ein wenig in den Hügeln dort umsehen kann.«
»Nach der Königin liebstem Federwild«, ergänzte
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