Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
ich.
    »Ja.« Sie schaute an mir vorbei. Dann, wie um klarzustellen, dass sie keinen Vertrauensbruch beging, sagte sie freiheraus: »Königin Kettricken hat mir gesagt, sowohl der Fürst als auch du, besäßen ihr uneingeschränktes Vertrauen. Ich könnte euch gegenüber offen sprechen.«
    Ich neigte den Kopf. »Das Vertrauen meiner Königin ehrt mich.«
    »Warum?«
    »Warum?« Ich war verdutzt. »Nun, uneingeschränktes Vertrauen einer regierenden Monarchin gegenüber jemandem wie mir ist …«
    »Unglaublich. Schon gar, wenn du erst vor wenigen Tagen nach Bocksburg gekommen sein willst.«
    Kettricken hatte ihre Vertraute gut ausgesucht, doch mit ihrem Scharfsinn konnte sie eine Bedrohung für mich werden. Ich wog ab, wie viel ich preisgeben sollte. Ein kleines Stückchen der Wahrheit, beschloss ich. Dann lief man am wenigsten Gefahr, sich bei einem späteren Gespräch zu verplappern. »Ich kenne Königin Kettricken von früher. Während der Piratenkriege diente ich ihr in verschiedenen vertraulichen Angelegenheiten.«
    »Dann bist du eigentlich ihretwegen nach Bocksburg gekommen und nicht wegen der Stellung bei dem Fürsten?«
    »Ich denke, man kann mit Fug behaupten, ich kam meinetwegen.«
    Schweigen entstand. Zusammen führten wir die Pferde zum Fluss hinunter und ließen sie trinken. Meine Schwarze zeigte keine Angst vor dem Wasser, watete ins Tiefe hinaus und trank ausgiebig. Ich fragte mich, wie sie sich anstellen würde, wenn sie auf die Fähre gehen sollte. Sie war groß und der Fluss war breit. Falls sie auf die Idee kommen sollte, ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen, stand mir eine unangenehme Überfahrt bevor. Ich tauchte mein Halstuch in das kühle Wasser und wischte mir damit über das Gesicht.
    »Glaubst du, der Prinz ist einfach nur auf und davon?«
    Ich schaute sie über das nasse Tuch hinweg verdutzt an. Diese Frau nahm kein Blatt vor den Mund. Ihr Blick versuchte, in meinem Gesicht zu lesen. Ich schaute mich um, ob irgendjemand hören konnte, was wir redeten. »Ich weiß nicht«, antwortete ich dann ebenso ehrlich. »Meiner Meinung nach ist es wahrscheinlicher, dass er weggelockt wurde, nicht mit Gewalt verschleppt. Aber ich bin sicher, wegzugehen war nicht sein eigener Entschluss, da haben andere die Hände im Spiel gehabt.« Dann biss ich mir auf die Zunge und warf mir vor, mehr gesagt zu haben als klug war. Wie sollte ich die geäußerte Vermutung begründen? Indem ich zugab, einer mit der Alten Macht zu sein? Ich hatte die alte Regel vergessen, dass zuhören besser ist als reden.
    »Dann müssen wir bei unserer Suche nach ihm mit Widerstand rechnen?«
    »Die Möglichkeit besteht.«
    »Wie kommst du darauf, dass man ihn weggelockt haben könnte?«
    »Ach, ich weiß nicht.« Es hörte sich flau an, ich merkte es selbst.
    Sie hielt meinen Blick fest. »Nun, ich glaube auch, dass er weggelockt wurde, wenn nicht gar regelrecht entführt. Ich nehme an, dass diejenigen, die es getan haben, nicht mit dem Plan Ihrer Majestät einverstanden waren, ihn mit der Narcheska der Outislander zu vermählen.« Sie schaute zur Seite und fügte hinzu: »Ebenso wenig wie ich.«
    Oha. Das war eine erste Andeutung, dass sie ihrer Herrin nicht blind ergeben war. Der alte Drill erwachte, als ich unwillkürlich abzuschätzen versuchte, bis zu welchem Ausmaß diese Missbilligung der Politik der Königin ihre Loyalität beeinflusste. Konnte sie etwas mit dem Verschwinden des Prinzen zu tun haben? »Ich weiß auch nicht recht, ob ich es gut finden soll«, bemerkte ich, um sie wenn möglich noch weiter aus der Reserve zu locken.
    »Der Prinz ist zu jung, um ihn jetzt schon zu versprechen«, sagte Laurel energisch. »Ich bin nicht der Überzeugung, dass die Outislander unsere besten Verbündeten sind, von ihrer Verlässlichkeit gar nicht zu reden. Was können wir von ihnen erwarten? Ihr Reich besteht aus wenig mehr als verstreuten Stadtstaaten oder befestigten Siedlungen an den Küsten ungastlicher Eilande. Sie haben keinen gemeinsamen Oberherrn und ständig liegen sie miteinander in Fehde. Jedes Bündnis, das wir dort eingehen, reißt uns eher in eine ihrer Zwistigkeiten hinein, als dass wir einen Nutzen davon haben.«
    Erstaunlich. Offenbar hatte sie über die politische Situation gründlich nachgedacht und mit einer Klarsichtigkeit, die ich von einer Jagdmeisterin nicht erwartet hätte. »Was würdest du denn tun?«
    »Läge die Entscheidung bei mir – und ich weiß sehr gut, dass es nicht so ist –, würde ich ihn in der

Weitere Kostenlose Bücher