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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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fraglichen Ecke versperrte mir ein weiterer Gebäudeflügel den Blick Das Mondlicht zeigte mir eine mehrstöckige Reihe Kaninchenkästen zwischen dem Palas und den Stallungen. Das war also das pelzige Etwas gewesen, das der Mann in der Hand gehabt hatte, ein frisch gewürgtes Kaninchen. Das perfekte Betthupferl für eine Jagdkatze. Doch es war keine Spur mehr von ihm zu finden, und weder durfte ich zu Nachtauge hindenken, noch länger aus der Küche wegbleiben, als die angebliche Verrichtung rechtfertigte. Ich knurrte ärgerlich. Jede Wette, dass der Proviantkorb für den Prinzen und seine Katze bestimmt gewesen war. Ich hatte eine Gelegenheit verpasst. Enttäuscht kehrte ich in Wärme und Helligkeit der Küche zurück.
    Es war ruhiger geworden. Der große Abwasch war fast bewältigt und die Spülbuben in die Gesindequartiere entwischt. Nur Lebven war noch da und mit ihrem Teig zugange und ein mürrischer Knecht, der auf einen Topf mit Siedefleisch aufpasste. Ich setzte mich wieder auf meinen Platz und schüttete den Rest Ale in meinen Humpen. Die übrige Küchenmannschaft versuchte wahrscheinlich, eine Mütze Schlaf zu ergattern, bevor es wieder aufstehen hieß und das Frühstück bereiten. Der bunte Kater streckte sich ruckartig, stand auf und kam her, um mich zu inspizieren. Ich tat so, als bemerkte ich nichts, während er meine Schuhe beschnüffelte und dann mein Bein. Er drehte wie angewidert den Kopf zur Seite und öffnete das Maul, aber ich vermutete, dass er meiner Witterung nachschmeckte. Stinkt wie dieser Hund draußen. Ein verachtungsvoller Gedankenkräusel von ihm. Mühelos schnellte er neben mir auf den Tisch und reckte die Nase in Richtung der Platte mit dem Wildbret. Ich wehrte ihn mit dem Handrücken ab. Davon unbeeindruckt, stieg er über meinen Arm hinweg und nahm sich das Fleischstück seiner Wahl.
    »Racker, pfui, so ein schlechtes Benehmen vor unserem Gast. Du darfst es ihm nicht übelnehmen, Tom, er ist schrecklich verwöhnt.« Mit bemehlten Händen hob sie ihn hoch und setzte ihn mitsamt seiner Beute auf den Fußboden, wo er sich niederkauerte und mit zur Seite gedrehtem Kopf Bissen von dem Fleischstück nagte. Lebven bedachte er mit einem vorwurfsvollen Blick. Hunde am Tisch zu füttern, ist ungehörig, Frau. Es war schwer, keine Boshaftigkeit in seinem gelbäugigen, starren Blick zu lesen. In kindischem Trotz starrte ich zurück weil ich genau wusste, dass die meisten Tiere es hassen, wenn man ihnen groß in die Augen schaut. Racker grollte eine kehlige Drohung, packte das Fleisch und verzog sich damit unter den Tisch.
    Langsam trank ich die letzten Schlucke aus meinem Humpen. Der Kater wusste Bescheid. Musste ich daraus schließen, dass der gesamte Haushalt über meine Verbindung zu Nachtauge im Bilde war? Trotz Avoins Vorträgen während des Essens, wusste ich immer noch zu wenig über die Natur der Jagdkatzen. Würden sie Nachtauge als einen Eindringling ansehen, den es zu verjagen galt, oder ließ sein Geruch im Burghof sie gleichgültig? Würden sie die Information für so wichtig halten, dass sie sie an die Menschen mit der Alten Macht weitergaben? Nicht alle Verschwisterungen waren so eng wie die zwischen mir und Nachtauge. Seine Eingebundenheit in die menschlichen Belange meines Lebens ging so weit, dass Rolf dagegen gewettert hatte und fast eine Abneigung gegen ihn entwickelte. Möglicherweise verbanden diese Katzen sich den Menschen nur für das Vergnügen der Jagd. Unmöglich war es nicht. Unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen.
    Nun, ich hatte nicht viel mehr in Erfahrung bringen können, als wir bereits wussten, aber zum Ausgleich ein opulentes Abendessen genossen. Schlaf war die einzige andere Tätigkeit, die für heute Nacht noch übrig blieb. Ich bedankte mich bei Lebven und wünschte ihr gute Nacht und räumte trotz ihrer Beteuerungen, sie würde es gleich selbst tun, mein schmutziges Geschirr in die Spülwanne.
    In der Burg war alles still, als ich leise durch die Flure zu den Gastgemächern wanderte. Nur ein schwacher Lichtschein zwängte sich unter der Tür hervor. Ich erwartete, sie verschlossen zu finden, aber sie war es nicht. Die Nerven zum Zerreißen angespannt, schob ich sie behutsam auf. Dann hielt ich den Atem an und erstarrte.
    Laurel trug einen langen schwarzen Umhang über ihrem Nachtgewand. Das aufgelöste Haar floss ihr über den Rücken. Fürst Leuenfarb war in einen mit bunten Vögeln bestickten Schlafrock gekleidet. Das Licht des für die Nacht

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