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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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von Vögeln, Katzen, sogar Tanzbären im Zuge ihres Liebeswerbens versuchen, sich Zugang zum Schlafgemach der Angebeteten zu verschaffen.
    Sämtliche Erzählungen dieser Art sind Unfug, in die Welt gesetzt von solchen, die den Hass auf jene mit der Alten Macht zu schüren suchen. Obwohl ein Zwiehafter das Bewusstsein seines Geschwistertiers teilen kann und daher auch dessen Sinneswahrnehmungen, vermag er nicht seine menschliche Gestalt in die eines Tieres umzuwandeln. Hingegen entspricht es den Tatsachen, dass manche mit der Alten Macht bis zu einem gewissen Grad die Gebärde ihres Geschwistertiers annehmen, seine Ernährungsgewohnheiten und Verhaltensweisen. Doch ein Mensch, der frisst, haust, fouragiert und riecht wie ein Bär, wird deswegen nicht zu einem Bären.
    Könnte dieser Mythos des Gestaltwandelns aus der Welt geschafft werden, wäre das ein großer Schritt in die Richtung einer Annäherung zwischen denen mit der Alten Macht und der übrigen Bevölkerung.
    DACHSENBLESS:
›GESCHICHTEN DERER VOM ALTEN BLUT‹
    Der Wolf war nicht mehr dort, wo ich ihn zurückgelassen hatte.
    Ich bekam einen gehörigen Schreck und vergewisserte mich gründlich, dass ich am richtigen Ort war. Da waren die Blutspritzer auf dem Bett aus altem Herbstlaub, dort im Staub die Mulden der Tropfen, wo er Wasser aus meinen Händen geschlabbert hatte. Er war hier gewesen und jetzt war er es nicht mehr.
    Der Fährte von zwei beschlagenen Pferden mit Reitern zu folgen ist eine Sache, auf trockenem Erdboden die Spur eines Wolfs ausfindig zu machen, stellt höhere Anforderungen an die Fähigkeiten eines Fährtenlesers. Er hatte keine sichtbaren Abdrücke hinterlassen, und ich fürchtete mich, zu ihm hinzudenken. Ich folgte den Spuren der Pferde, in dem Glauben dass er wohl das Gleiche getan hatte.
    Auf dem Weg durch die in der Sonne brütenden Hügel führten sie mich in eine Senke und durch einen Bach. Dort hatten der Prinz und sein unbekannter Begleiter kurz Halt gemacht, um die Pferde trinken zu lassen. Und dort am morastigen Ufer fand ich den Pfotenabdruck eines Wolfs, über die Hufspur geprägt. Demnach hatte ich richtig geraten. Er verfolgte sie.
    Drei Hügel später holte ich ihn ein.
    Er wusste, dass ich kam, doch wartete er nicht, sondern zockelte weiter. Man konnte es nicht anders bezeichnen. Es war nicht sein gewohnter, zielstrebiger Trab, sondern eine Art Schlendern. Meine Schwarze war nicht sonderlich beglückt darüber, dass sie sich in die Nähe eines Wolfs begeben sollte, aber sie widersetzte sich nicht. Als ich ihn fast erreicht hatte, trottete er in den Schatten einer kleinen Baumgruppe und wartete auf mich.
    »Ich bringe Fleisch«, sagte ich, als ich aus dem Sattel stieg.
    Ich spürte, dass er bei mir war, aber er sandte keinen Gedanken zu mir hin. Es war unheimlich. Ich nahm das Fleisch aus meinem Hemd und gab es ihm. Er schlang es herunter und setzte sich dann neben mich. Ich nahm die Salbe aus meinem Beutel. Er seufzte und legte sich hin.
    Die langen Kratzer an seinem Bauch waren geschwollen und entzündet und fühlten sich heiß an. Als ich anfing, die Salbe aufzutragen, wurde der Schmerz zu einer beidseitig geschliffenen Klinge zwischen uns. Ich war so behutsam wie möglich, dabei so gründlich wie nötig. Er duldete die Behandlung, aber nicht gern. Ich blieb eine Zeitlang neben ihm sitzen, eine Hand in seinem Nackenfell vergraben. Er schnüffelte an der Salbe. Honig und Bärenfett, ließ ich ihn wissen. Er leckte an dem langen Riss und ich ließ ihn gewähren. Seine Zunge massierte die Salbe tiefer in die Wunde und ein Schaden war nicht zu befürchten. Davon abgesehen hatte ich kein Mittel, ihn daran zu hindern. Er wusste bereits, dass ich nach Burg Tosen zurückkehren musste.
    Ich hielt es für das Klügste, ihnen zu folgen, auch wenn ich nur langsam vorankomme. Je länger ihr aufgehalten werdet, desto kälter die Spur. Es ist leichter für dich, mich zu finden, als eine verwehte Fährte.
    Das kann ich nicht bestreiten. Ich verschwieg meine Sorge, dass er in diesem Zustand weder jagen konnte noch sich verteidigen. Er wusste es, ich wusste es, und er hatte seine Entscheidung getroffen. Ich werde alles daransetzen, so schnell wie möglich wieder bei dir zu sein. Er wusste auch das, aber ich konnte nicht anders, als es noch einmal zu bekräftigen.
    Mein Bruder, sei auf der Hut vor deinen Träumen heute Nacht
    Ich werde es nicht darauf anlegen, mit ihnen zu träumen.
    Ich fürchte, das liegt nicht mehr in deinem

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