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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Ermessen. Sie werden nach dir suchen.
    Ein kalter Schauer lief mir den Rücken hinunter, aber wieder gab es nichts zu sagen. Ich wünschte mir vergeblich, dass man mich als Kind mehr über die Zusammenhänge der Alten Macht gelehrt hätte. Wenn ich die vom Alten Blut besser verstehen könnte, wäre es für uns jetzt leichter abzuschätzen, was wir von ihnen zu erwarten hatten.
    Nein, das glaube ich nicht Was dich mit ihm verbindet, dem Prinzen, ist nicht nur die Gabe. Es ist eine Verquickung deiner magischen Fähigkeiten. Du öffnest die Tür mit der einen und gehst hindurch mit der anderen. So, wie ich mich auf Justin stürzte, nachdem er mit der Gabe eine Brücke zu dir geschlagen hatte. Seine Gabe war die Brücke, aber mein Bund mit dir der Weg, ihn zu erreichen.
    Er hatte diesen Gedanken bewusst mit mir geteilt, und an einen wunden Punkt gerührt, der schon seit einiger Zeit in mir schwärte. Hundemagie hatte Justin meine Alte Macht genannt und mir vorgeworfen, dass meine Gabe danach stank. Veritas hatte nie etwas dergleichen erwähnt. Aber Veritas, musste ich widerwillig einschränken, hatte gleich mir nur eine um Wesentliches beschnittene Ausbildung in der Gabe erhalten. Vielleicht hatte er nie eine Besudelung durch die Alte Macht in meinem Gebrauch der Gabe bemerkt oder war vielleicht zu taktvoll gewesen, mir je deswegen einen Vorwurf zu machen. Jetzt war ich in Sorge um Nachtauge. Halte Abstand zu ihnen. Sie dürfen nicht merken, dass wir ihnen auf den Fersen sind.
    Was fürchtest du? Dass ich eine große Katze und einen halbstarken Buben zu Pferde angreife? Nein. Der Kampf ist deine Sache. Ich spüre das Wild auf, es zu stellen und zu erlegen ist deine Aufgabe.
    Auf dem ganzen Rückweg nach Burg Tosen beschäftigten mich die wenig erfreulichen Gedanken, mit denen er mich angesteckt hatte. Ich war ausgezogen, um einen halbflüggen Königssohn an den heimischen Herd zurückzubefördern, mochte er nun in jugendlichem Leichtsinn in die weite Welt gewandert oder entführt worden sein. Nun hatte ich es plötzlich nicht lediglich mit einem grünen Bürschchen zu tun, das eventuell keine Lust hatte, seinen Ausflug in die Freiheit schon zu beenden, sondern auch mit seinen Kumpanen, gesichtslos und in ihren Absichten undurchschaubar. Wie weit war ich bereit zu gehen, um meine Mission, ihn zurückzubringen, zu erfüllen? Und wie entschlossen war er, das nicht zu dulden?
    Hatten seine Helfershelfer irgendwelche Skrupel in Bezug auf das, was sie tun würden, um ihn in ihrer Gewalt zu behalten?
    Ich wusste, der Narr handelte klug, indem er unsere Tarnung aufrechterhielt. So sehr es mich drängte, die Maske fallen zu lassen und den Prinzen zu stellen und auf kürzestem Weg zurück nach Bocksburg zu bringen, war ich doch keineswegs blind für die Konsequenzen solchen Handelns. Falls die Bresingas glaubten, ihr Verdacht sei begründet, dass wir es auf den Prinzen abgesehen hatten, würden sie ihm eine Warnung zukommen lassen. Er würde seine Flucht beschleunigen und sich besser verstecken. Schlimmer noch, sie könnten sich entschließen, gewaltsam eine weitere Verfolgung zu verhindern. Ich hatte nicht den Wunsch, unterwegs eines plötzlichen »Unfalltodes« zu sterben. Wie die Dinge standen, konnten wir immer noch hoffen, unentdeckt des Prinzen habhaft zu werden und ihn ohne öffentliches Aufsehen nach Hause zu schaffen. Er hatte sich von unserer Ankunft aus Burg Tosen vertreiben lassen, war aber in der Nähe geblieben. Jetzt war er wieder in Bewegung, hatte aber immer noch keine Veranlassung, diesen Fürst Leuenfarb mit einer möglichen Verfolgung in Verbindung zu bringen. Wenn es dem Narren gelänge, uns unauffällig aus der Umklammerung von Lady Bresingas Gastfreundschaft zu befreien, könnten wir ihm ungestört folgen und hätten bessere Aussichten, ihn einzuholen.
    Verschwitzt und staubig und durstig ritt ich durch das Tor von Burg Tosen. Es war nach wie vor ein merkwürdiges Gefühl, mein Pferd einem Stallburschen zu übergeben, damit der es versorgte. Mein Herr hielt in seinem Gemach ein Nickerchen. Wegen der Hitze und der grellen Mittagssonne waren die Vorhänge zugezogen; der Raum lag in einem angenehmen Halbdunkel. Ich ging leise an ihm vorbei in meine Kammer, um mich so gut wie möglich von Staub und Schweiß zu säubern. Mein Hemd hängte ich zum Trocknen und Ausdünsten an den Bettpfosten und warf mir ein frisches um die Schultern.
    Die Obstschale im Gemach des Fürsten war aufgefüllt worden. Ich nahm mir eine

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