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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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hatten nichts getan, um den Tod zu verdienen. Was für Menschen waren das, mit denen der Prinz sich da zusammengetan hatte?
    Laurel hielt sich die Hand vor Nase und Mund und zog es vor, im Sattel zu bleiben. Fürst Leuenfarb sah ermüdet und angewidert aus, aber er stieg neben mir ab. Zusammen gingen wir zwischen den Toten umher, schauten sie an. Alles junge Männer, genau in dem Alter, in dem man sich auf solch gefährlichen Unfug einlässt. Gestern Nachmittag waren sie auf ihre Pferde gesprungen und losgestürmt, um ein paar Gescheckte Mores zu lehren. Gestern Abend waren sie gestorben. Wie sie dort lagen, sahen sie nicht grausam aus oder gemein oder auch nur dumm. Nur tot.
    »In den Bäumen saßen Bogenschützen«, rekonstruierte ich das Szenario. »Sie haben hier gewartet. Ich denke mir, der Trupp des Prinzen ist weitergeritten und hat sich auf die Verbündeten verlassen, die bereits in Stellung standen, um ihnen den Rücken freizuräumen.« Ich hatte nur einen Pfeil gefunden, zerbrochen und weggeworfen. Die anderen hatte man sparsam und kaltblütig aus den toten Leibern gezogen und eingesammelt.
    »Das da ist keine Pfeilwunde.« Der Narr wies auf einen abseits liegenden Toten. Seine Kehle war von tiefen Bisswunden gezeichnet, bekrallte Hintertatzen hatten ihm den Leib aufgerissen. Seine Eingeweide führten ein summendes Scheinleben. Fliegentrauben verbargen den Ausdruck des Entsetzens in seinen Augen.
    »Sieh dir die Hunde an. Auch sie wurden von Katzen angegriffen. Die erste Gruppe muss umgekehrt sein und alle zusammen haben sie die Verfolger massakriert.«
    »Und danach sind sie weitergeritten.«
    »Ja.« Hatte des Prinzen Jagdkatze diesen Mann zerfleischt? Waren sie im Geist verbunden gewesen, als die Katze tötete?
    Laurel war ein kurzes Stück vorausgeritten, vermutlich nicht nur um die neue Fährte zu studieren, sondern auch um dem Anblick und Gestank der aufgeblähten Leiber zu entkommen. Man konnte es ihr nicht verdenken. Jetzt rief sie mit gedämpfter Stimme: »Es sind mindestens acht, denen wir jetzt folgen.«
    »Und folgen müssen wir ihnen«, sagte der Fürst. »Sofort.«
    Laurel nickte. »Inzwischen werden die anderen aus dem Dorf sich aufgemacht haben, um nach dem Verbleib ihrer Gevattern zu forschen. Wenn sie die Toten finden, werden sie blindwütig den Mördern nachsetzen. Wir müssen den Prinzen zu uns geholt haben, bevor die beiden Gruppen aufeinander prallen.«
    Wie sie es sagte, hörte es sich einfach an. Ich ging zu Meine Schwarze zurück, die mich ärgerte, indem sie zweimal auswich, bevor es mir gelang, die Zügel zu greifen. Diese Flausen gehörten ihr ausgetrieben, aber jetzt war nicht die Zeit dazu. Ich sagte mir, dass Blutgeruch auch das ruhigste Tier kopfscheu machte und dass Geduld heute sich später auszahlte. »Ein anderer würde dir dafür die Faust zwischen die Ohren setzen«, erklärte ich ihr freundlich, nachdem ich aufgestiegen war. Das nervöse Zucken, das über ihr Fell lief, erstaunte mich. Offenbar empfing sie mehr Signale von mir als ich ahnte. »Keine Sorge, so eine Behandlung hast du von mir nicht zu befürchten«, fügte ich beruhigend hinzu, aber nach Pferdeart ignorierte sie diese Versicherung meiner lauteren Absichten. Wieder grollte Donner in der Ferne. Sie legte die Ohren an.
    Ich glaube, es fiel uns allen schwer, wegzureiten und die Toten in der Sonne der Verwesung zu überlassen. Nüchtern gesehen war es die einzig vernünftige Entscheidung. Ihre Freunde würden bald hier sein und sie finden, und ihnen sollte die Arbeit zufallen, ein Grab auszuheben. Ihr Zeitverlust war unser Gewinn.
    Aber vernünftig oder nicht, es lag mir schwer auf der Seele.
    Die Spuren, denen wir jetzt folgten, waren die tiefen Einkerbungen scharf gerittener Pferde – in der unter dem Blätterdach feucht gebliebenen Erde gut zu erkennen. Zuerst war es ihnen darauf angekommen, möglichst schnell eine möglichst große Strecke zurückzulegen, und ein Kind hätte die Fährte nicht verlieren können, doch nach einiger Zeit führte sie hinunter in eine vom Wasser ausgewaschene Schlucht und folgte einem gewundenen Bach. Ich hielt beim Reiten den Blick in die Baumkronen gerichtet und überließ es meinem Pferd, hinter der führenden Malta den besten Weg zu finden, während ich nach einem möglichen Hinterhalt ausspähte. Irgendetwas ließ mir keine Ruhe. Die Gescheckten, denen der Prinz sich angeschlossen hatte, schienen straff organisiert zu sein, fast militärisch. Dies war der zweite Trupp,

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