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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Geschichten heißt es: ›und sie wurden nimmermehr gesehen‹, in anderen kehren sie zurück, alt und grau, nachdem sie nur eine Nacht fort gewesen sind. Noch andere behaupten das Gegenteil: dass nach hundert Jahren die Liebenden zurückkehren, Hand in Hand, jung wie ehedem, und feststellen, die feindlichen Eltern sind lange tot und ihrer Vermählung steht nichts mehr im Wege.«
    Ich zog es vor, meine eigene Deutung dieser Geschichten für mich zu behalten. Einst war ich durch einen solchen Pfeiler gegangen und hatte mich in einer fernen, toten Stadt wiedergefunden. Einst hatten die schwarzen Mauern jener verlassenen Stadt zu mir gesprochen, und sie war um mich herum zum Leben erwacht. Monolithen und Städte aus schwarzem Stein waren das Werk der Uralten, einer geheimnisvollen, lange untergegangenen Rasse, die vor langer Zeit tief in den Bergen hinter Kettrickens Hohem Reich gewohnt hatte. Zweimal nun hatte ich Beweise dafür gesehen, dass sie auch in diesem Teil der Sechs Provinzen ansässig gewesen waren. Aber vor wie vielen Sommern?
    Ich bemühte mich, Fürst Leuenfarbs Blick einzufangen, doch er schaute stur geradeaus und mir kam es vor, als ob er sein Pferd zu schnellerer Gangart antrieb. Der Zug um seinen Mund verriet mir, dass jede Frage, die ich ihm stellte, mit einer Gegenfrage beantwortet würde oder sonstwie ausweichend. Ich konzentrierte meine Bemühungen auf Laurel.
    »Ich finde es merkwürdig, dass man sich in Farrow Geschichten von diesem Ort hier erzählt.«
    Wieder das kleine Achselzucken. »Die Geschichten, die ich gehört habe, waren um einen ähnlichen Ort in Farrow angesiedelt. Und du weißt doch, die Familie meiner Mutter war nicht weit von den Besitzungen der Bresingas ansässig. Als sie noch lebte, haben wir sie oft besucht. Davon abgesehen möchte ich wetten, dass die Menschen, die hier wohnen, sich ganz ähnliche Schauergeschichten über jene Hügel und jenen Pfeiler erzählen. Falls hier Menschen wohnen.«
    Das wurde im Lauf des Tages immer unwahrscheinlicher. Von Meile zu Meile zeigte sich die Gegend wilder. Am Horizont färbte sich der Himmel schwarz, das Unwetter murmelte Drohungen, verharrte jedoch in der Ferne. Falls diese Täler je den Pflug gekannt oder diese Hänge jemals Rinder genährt hatten, musste es viele, viele Jahre her sein. Die Humusschicht war dünn, Steine wuchsen zwischen dürren Grasbüscheln und Gestrüpp. Insektengezirp und Vogelrufe waren die einzigen Hinweise auf tierisches Leben. Der felsige Untergrund war nicht unser Freund; oft mussten wir lange nach einem Hinweis suchen, der uns sagte, wir waren noch auf dem richtigen Weg. Immer wieder schaute ich über die Schulter. Unsere Spuren auf der Fährte unseres Wildes machten es unseren Verfolgern leicht, uns einzuholen, aber mir fiel nichts ein, um das zu vermeiden.
    Linkerhand verstummte auf einen Schlag das Konzert der Insekten. Umso lauter klopfte mein Herz, als ich mich in diese Richtung wandte, doch fast im selben Moment spürte ich die Nähe meines Bruders. Zwei Atemzüge später hatte ich ihn erspäht. Wie immer staunte ich, wie gut der Wolf selbst die spärlichste Deckung auszunutzen verstand. Als er näher kam, schlug meine Freude darüber, ihn zu sehen, in Bestürzung um. Er trabte verbissen, mit hängendem Kopf und die Zunge schlenkerte ihm durstig aus dem Maul. Ohne ein Wort zu den anderen hielt ich Meine Schwarze an, stieg ab und nahm meine Wasserflasche vom Sattel. Er kam zu mir und trank aus meinen zusammengelegten Händen.
    Wie konntest du uns so schnell einholen?
    Ihr folgt Spuren und kommt nur langsam voran. Ich bin meinem Herzen gefolgt. Wo euer Pfad sich wie eine Schlange durch diese Berge windet, führte der meine stracks zu euch, über Gelände, das einem Pferd nicht gefallen würde.
    Oh, mein Bruder.
    Keine Zeit, mich zu bedauern. Ich bringe eine Warnung. Ihr werdet verfolgt. Ich habe die überholt, die hinter euch reiten. Bei den Toten machten sie Halt. Sie waren zornig und veranstalteten ein großes Geschrei. Sie werden einige Zeit brauchen, um sich wieder zu besinnen, aber wenn sie weiterreiten, dann auf den Flügeln der Rache.
    Kannst du mit uns Schritt halten?
    Ich kann mich verbergen, sehr viel leichter als ihr. Statt daran zu denken, was ich tun werde, solltest du überlegen, was euch zu tun bleibt.
    Sehr wenig. Ich stieg auf, trieb Meine Schwarze an und schloss zu den beiden anderen auf. »Wir müssen schneller reiten.«
    Laurel warf mir einen Blick zu, sagte aber nichts. Nur eine

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