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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Gefolterte jeden Ansporn, sein Schweigen aufzugeben. Er wird nur noch den Wunsch haben, möglichst rasch im Tod Erlösung zu finden. Doch gelingt es ihm, mit den Torturen unterhalb dieser Grenze zu bleiben, dann wird das Opfer zu einem Verbündeten des Exekutors bei seiner eigenen hochnotpeinlichen Befragung. Zu der Not des Fleisches gesellt sich verstärkend die Angst, wie lange er in seinem Stillschweigen wird beharren können, ohne dass er seinen Peiniger veranlasst, zu den schärfsten Mitteln zu greifen. Solange der Befragte verstockt bleibt, wird der Folterknecht in der Tortur fortfahren und sich einen Grad um den anderen dem Punkt nähern, jenseits dessen keine Umkehr mehr möglich ist.
    Ist der Wille eines Menschen einmal durch Schmerz gebrochen, bleibt er für den Rest seiner Tage ein Opfer. Niemals wird er jene Verfinsterung der Seele vergessen können, niemals den Augenblick, da er beschloss, lieber alles aufzugeben, als noch mehr Schmerz zu erdulden. Es ist eine Schmach, die kein Mensch jemals völlig überwindet. Manche versuchen, sich zu befreien, indem sie zu Verursachern ähnlicher Martern werden und ein neues Opfer schaffen, welches für sie jene Schande trägt. Grausamkeit ist eine Wesensart, die man nicht nur durch das Beispiel lernt, sondern auch durch des eigenen Leibes Erfahrung.
    AUSZUG AUS VERSAAY:
›NUTZVOLLER GEBRAUCH DES SCHMERZES‹
    Wir ritten weiter, während die Sonne am Himmel hinaufstieg. Bauernhöfe, Äcker und Viehweiden dünnten aus, verschwanden schließlich ganz, und an ihre Stelle traten felsige Hänge und lichter Wald. Meine Sorge galt zugleich, wenn auch nicht zu gleichen Teilen, Nachtauge und meinem jungen Prinzen. Alles in allem hatte ich größeres Vertrauen zu meinem vierbeinigen Gefährten und seiner Fähigkeit zu überleben, als zu Pflichtgetreus Geschick in der gleichen Sache. Mit einer Entschlossenheit, die Nachtauges Zustimmung gefunden hätte, verbannte ich ihn aus meinen Gedanken und richtete meine Aufmerksamkeit auf den Rand der Straße. Zu der Tageshitze gesellte sich eine drückende Schwüle. Ich spürte, dass sich ein Unwetter zusammenbraute. Ein Wolkenbruch genügte, um alle Spuren unwiederbringlich auszulöschen. Meine Anspannung wuchs.
    Ohne dass es abgesprochen worden wäre, ritt Laurel am linken Rand der Straße und ich am rechten. Wir hielten Ausschau nach Hufabdrücken, die ins Gelände abschwenkten, insbesondere nach Spuren von drei Pferden in schnellem Lauf. Auf der Flucht vor berittenen Verfolgern wäre mein erster Gedanke gewesen, die gebahnten Wege zu verlassen und mich in die Wälder zu schlagen, wo sich die Möglichkeit zum Untertauchen bot. Ich nahm an, der Prinz und seine Begleiter würden das Gleiche tun.
    Meine Angst, dass wir im Dunkeln versehentlich an der entscheidenden Stelle vorbeigeritten waren, wuchs, aber plötzlich rief Laurel, sie hätte sie gefunden. Ein Blick genügte mir, um zu wissen, dass sie Recht hatte. Eine Vielzahl beschlagener Hufe, die von der Straße wegführten und zwar in Eile. Die tellergroßen Abdrücke des Kriegspferdes waren nicht zu verkennen. Ohne Zweifel hatten wir die Stelle gefunden, wo der Prinz mit seinen Begleitern die Straße verlassen hatte und der Mob aus dem Dorf ihnen gefolgt war.
    Während die anderen beiden in der neuen Richtung weiterritten, hielt ich an und stieg ab, vorgeblich um meinen Packen besser am Sattel zu befestigen. Ich nutzte die Gelegenheit, am Straßenrand mein Wasser abzuschlagen, denn ich wusste, Nachtauge würde nach einem Hinweis suchen, der ihm sagte, dass ich hier gewesen war.
    Bald hatte ich meine Gefährten wieder eingeholt. Am fernen Horizont färbte sich der Himmel schwarz. Donner grollte leise. Der Verfolgertrupp hatte eine breite Fährte hinterlassen und wir spornten unsere müden Tiere zum Galopp. Es ging über zwei baumlose, nur mit Strauchwerk bewachsene Hügel. Auf dem dritten Hang kam uns auf halbem Weg ein Mischwald aus Eichen und Erlen entgegen. Dort holten wir die Verfolger ein. Es waren sechs, die im hohen Gras im Schatten der Bäume hingestreckt lagen.
    Es war ihnen dort aufgelauert worden, und selbst die Pferde und Hunde waren tot. Auch wenn es aus ihrer Sicht notwendig gewesen sein mochte – Pferde, die reiterlos ins Dorf zurückgelaufen kamen, hätten die halbe Bevölkerung in die Sättel gebracht, um Rache zu üben –, die Tat bereitete mir Übelkeit, zumal sie von Altem Blut begangen worden war. Sie war brutal auf eine Art, die mir Angst einjagte. Die Tiere

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