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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Müdigkeit in seinem Körper summen. Er schüttelte meine Besorgnis ab wie lästige Fliegen auf seinem Fell. Ich bin noch nicht ganz zahnlos. Ich habe dir Fleisch gebracht, wies er mich zurecht.
    Du hättest es selbst fressen sollen.
    Ein Aufflackern von Belustigung. Habe ich. Das Erste. Du glaubst doch nicht, ich wäre dumm genug, mit leerem Magen hinter euch herzulaufen? Dieses zweite ist für dich und den Geruchlosen. Und für den Welpen, wenn du denkst, er hat es verdient.
    Ich bezweifle, dass er rohes Fleisch isst Ich bezweifle, dass es Sinn hat, auf ein Feuer zu verzichten. Sie werden kommen und sie brauchen kein Licht, um euch zu finden. Der Welpe ruft sie, es ist wie ein Atem, der in ihn ein-und ausgeht. Er sendet es aus wie einen Paarungsruf.
    Ich merke nichts davon.
    Deine Nase ist nicht der einzige deiner Sinne, der weniger scharf ist als meine.
    Ich stand auf und stieß das ausgeweidete Kaninchen mit der Fußspitze an. »Ich werde Feuer machen und es braten.« Der Prinz beobachtete mich schweigend. Er wusste genau, dass eine Unterhaltung stattgefunden hatte, von der er ausgeschlossen geblieben war.
    »Wird uns das nicht die Verfolger auf den Hals hetzen?«, gab Fürst Leuenfarb zu bedenken. Trotz seiner Frage wusste ich, er hoffte insgeheim auf den Luxus eines Feuers und eines heißen Bratens.
    »Dafür sorgt er bereits.« Ich deutete mit dem Kinn auf den Prinzen. »Ein Feuer, um ein Stück Fleisch zu braten, ruft sie auch nicht schneller herbei.«
    »Wie kannst du helfen, die zu verfolgen, mit denen du von einer Art bist?« Zum zweiten Mal schleuderte Pflichtgetreu mir diesen Vorwurf entgegen.
    Ich hatte mir in der Nacht zuvor eine Antwort darauf zurechtgegrübelt. »Meine Loyalität in dieser Sache ist geteilt, aber nicht jeder Teil wiegt gleich schwer. An erster Stelle schulde ich dem Haus Weitseher Treue und Gefolgschaft. Wie Ihr auch.« Er war mehr von meiner Art, als ich den Mut hatte, ihm zu sagen, und mir blutete seinethalben das Herz. Doch wie ich an ihm handelte, das war in meinen Augen kein Verrat. Vielmehr setzte ich ihm Grenzen, zu seiner eigenen Sicherheit. Wie Burrich es einst bei mir getan hatte, dachte ich reuevoll.
    »Was gibt dir das Recht, mir zu sagen, wem ich Treue schulde und in welchem Maße?«, begehrte er auf. Der Zorn in seiner Stimme verriet mir, dass ich einen wunden Punkt getroffen hatte.
    »Es stimmt. Ich habe nicht das Recht, Prinz. Prinz Pflichtgetreu. Dennoch will ich Euch daran erinnern, dass man von Euch erwartet, Eurem Namen Ehre zu machen. Ich werde jetzt Feuerholz sammeln. Ihr könnt derweil überlegen, was aus dem Thron der Weitseher wird, wenn Ihr Euch weigert, die Aufgabe zu übernehmen, für die Ihr geboren seid, und einfach verschwindet.«
    Seiner Müdigkeit zum Trotz rappelte der Wolf sich auf und trottete hinter mir her. Wir gingen zurück zum Bachufer, um dort nach totem Holz Ausschau zu halten, das, vom Hochwasser angeschwemmt, den ganzen Sommer Zeit gehabt hatte zu trocknen. Erst tranken wir uns satt, dann betupfte ich den Schmiss an meiner Brust, den ich der Klinge des Prinzen verdankte. Ein neuer Tag, eine neue Narbe. Oder vielleicht auch nicht. Es hatte kaum geblutet. Ich machte mich auf die Suche nach Brennmaterial. Nachtauges scharfes Sehvermögen unterstützte meine weniger gut ausgebildeten Sinne, und bald hatte ich einen Arm voll Holz beisammen. Er hat viel von dir, bemerkte der Wolf, als wir den Rückweg antraten.
    Familienähnlichkeit. Er ist Veritas’ Erbe.
    Nur weil du dich geweigert hast, es zu sein. Er ist von unserer Art, kleiner Bruder. Deiner und meiner.
    Das verschloss mir eine Zeitlang den Mund. Dann meinte ich: Du machst dir viel mehr Gedanken um menschliche Belange als früher. Ich erinnere mich an Zeiten, da hast du von solchen Dingen keine Notiz genommen.
    Wahr. Und Rolf Schwarzbart warnte uns beide, dass wir uns zu sehr ineinander verstrickt hätten, dass ich zu sehr Mensch wäre und du zu sehr Wolf. Wir werden dafür büßen, kleiner Bruder. Wir hätten es nicht vermeiden können, trotzdem werden wir leiden müssen dafür, dass unsere Naturen sich so eng verquickt haben.
    Was versuchst du mir zu sagen?
    Du weißt es.
    Ich wusste es. Wie auch ich war Pflichtgetreu unter Menschen ohne die Alte Macht aufgewachsen. Und wie ich war er, von niemandem gewarnt, nicht nur am Rand dieses Drachenteichs herumgetappt, sondern hatte sich kopfüber hineingestürzt. Ich hatte mich seinerzeit, unbelehrt, viel zu eng verschwistert. Mein erstes

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