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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Geschichte Bocksburg erreichte, muss es so gewesen sein, dass ein Mädchen mit der Alten Macht einen Fuchs als Geschwistertier hatte, und es kümmerte sie nicht, wo er jagte, solange in jeder Nacht Blut floss.«
    Ich unterbrach sie. »Ein Fuchs als Haustier?«
    »Ziemlich ungewöhnlich. Überdies war das Mädchen, welches den Fuchs besaß, weder von Adel noch reich. Was hatte eine Bauerstochter mit solch einem Tier zu schaffen? Es gab Gerede. Die Hühnerställe der Weiler rings um Trenury wurden am ärgsten heimgesucht, aber dann brach etwas in Lord Dolpins Aviarium ein und labte sich an seinen Singvögeln und importiertem Geflügel aus der Regenwildnis, und das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Er schickte seine Jäger nach dem Mädchen und dem Fuchs, die angeblich die Wurzel des Übels sein sollten, und sie wurden gejagt und gefangen und vor Lord Dolpin gebracht. Sie beteuerte, ihr Fuchs hätte nichts damit zu tun; sie schwor hoch und heilig, sie wäre keine Zwiehafte, doch als man den Fuchs mit heißen Eisen traktierte, soll sie ebenso laut geschrien haben wie das Tier. Dann, zur Gegenprobe, ließ Dolpin dem Mädchen die Nägel an Fingern und Zehen ausreißen, und der Fuchs schrie mit ihr.«
    »Genug.« Mir wurde übel. Auf Grund eigener Erfahrungen hatte ich keine Mühe, mir die Szene lebhaft vorzustellen.
    »Ich mache es kurz. Sie wurden zu Tode gebracht, langsam. Doch in der nächsten Nacht starben noch mehr von Lord Dolpins Singvögeln und ein alter Jägersmann sagte, es wäre ein Wiesel gewesen, kein Fuchs, denn ein Wiesel trinkt das Blut seiner Beute, während der Fuchs die Vögel in Stücke gerissen hätte. Somit hatte Dolpin eine Unschuldige getötet und auf entsetzlich grausame Art, und zog den Zorn der Zwiehaften auf sich. Am folgenden Tag versuchte sein eigener Hund, ihn zu beißen. Dolpin ließ sowohl den Hund als auch den Hundebuben töten. Er behauptete, wenn er durch die Stallungen ging, würden die Pferde wild, legten die Ohren zurück und keilten gegen die Boxenwände. Er ließ zwei Stallknechte über fließendem Wasser hängen und verbrennen. Als nächstes klagte er, seine Küche würde von Fliegenschwärmen belagert, sodass er täglich welche tot in seinem Essen fand und dass …«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das sind die Ausgeburten eines schuldbeladenen Gewissens, nicht Auswirkungen der Alten Macht, wie ich sie kenne.«
    Merle zuckte die Achseln. »Jedenfalls schrien seine Untertanen nach Gerechtigkeit, nachdem mehr als ein Dutzend seiner gemeinen Knechte gefoltert oder getötet worden waren. Und die Königin schickte Chade zu ihm.«
    Ich lehnte mich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Aha. Der im Dienst ergraute Assassine fungierte nach wie vor als verlängerter Arm der königlichen Gerichtsbarkeit. Ich fragte mich, wer ihn begleitet hatte, um die diskrete Arbeit zu tun. »Was ist geschehen?«, fragte ich, als ob ich es nicht wüsste.
    »Chade fand eine simple Lösung. Im Namen der Königin untersagte er Dolpin, fürderhin Ross, Falke oder Hund auf seinem Besitz zu halten. Er kann nicht ausreiten, auf die Jagd gehen oder sonstwie Waidwerk betreiben. Chade hat zudem ihm und jedem, der in seiner Burg wohnt, auferlegt, für ein ganzes Jahr weder Fisch noch Fleisch zu verzehren.«
    »Demnach dürfte es bei ihm ziemlich trostlos zugehen.«
    »Unter den Vaganten heißt es, dass keiner ohne Not bei Dolpin als Gast weilt, und dass er sein Ansehen bei den anderen Edelleuten eingebüßt hat, seit bei ihm Schmalhans Küchenmeister ist. Darüber hinaus hat Chade ihn gezwungen, Wergeld zu zahlen, nicht allein den Familien der getöteten Knechte, sondern auch der Familie des Fuchsmädchens.«
    »Haben sie es angenommen?«
    »Die Familien der Dienstboten. Es war nicht mehr als ihr Recht. Die Familie des Fuchsmädchens war unauffindbar, tot oder geflohen, niemand konnte oder wollte es sagen. Auf Chades Gebot wurde das Wergeld für sie dem Kämmerer der Königin übergeben, um verwahrt zu werden, bis jemand gefunden wird, dem es zusteht.« Sie zuckte die Achseln. »Damit hätte die Sache aus der Welt sein sollen, aber seither haben sich solche Vorfälle gehäuft. Nicht nur, dass man überall im Land die Zwiehaften verfolgt, sondern auch, dass die Zwiehaften ihrerseits Vergeltung an ihren Verfolgern üben.«
    Ich runzelte die Stirn. »Ich verstehe nicht, wie daraus weiterer Aufruhr unter den Zwiehaften erwachsen konnte. Nach meiner Meinung wurde Dolpin angemessen

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