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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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den Bergen erfolgt der Wechsel der Jahreszeiten gefährlich schnell. Eines Morgens sind die Blätter der Birken gelb geädert und das Laub der Erlen hat sich über Nacht rot gefärbt. Noch ein paar Nächte und es sind kahle Zweige, die sich in einen kalten blauen Himmel recken. Die Nadelbäume ducken sich vor dem nahenden Winter. Dann kommt der Schnee und überzieht die Welt mit gnädigem Weiß.
    Ich schilderte ihm, wie ich mit Jagen die Tage verbrachte, Nachtauge als einzigen Gefährten. Heilung und Seelenfrieden waren das Wild, welches sich mir am hartnäckigsten entzog. Unser Dasein war das von Raubtieren, ohne Verpflichtung, außer füreinander. Die vollkommene Einsamkeit war der beste Balsam für die Wunden, die ich sowohl am Körper als auch an der Seele davongetragen hatte. Verletzungen dieser Art heilen niemals ganz, aber ich lernte mit den Narben zu leben, so wie seinerzeit Burrich gelernt hatte, mit seinem lahmen Bein zu leben.
    Wir jagten Rehe und Kaninchen. Ich akzeptierte, dass ich aus dem Leben geschieden war, wenn nicht körperlich, so doch in jeder anderen Hinsicht. Winter stürme umtosten unsere kleine Behausung, und ich begriff, dass Molly nicht länger mein war. Kurz waren die Wintertage, Zwischenspiele aus Sonnenstrahlen auf glitzerndem weißen Schnee, bevor die Dämmerung zurückkehrte, um mit ihren blauen Fingern die schwarze Nacht über uns zu breiten. Ich lernte, mich über das Verlorene hinwegzutrösten, indem ich mir sagte, dass meine kleine Tochter im Schutz von Burrichs starkem rechten Arm aufwachsen würde, genau wie ihr Vater einst.
    Ich hatte versucht, mich von meinen Erinnerungen an Molly zu befreien. Der heiße Schmerz, wenn ich daran dachte, wie oft ich ihr Vertrauen missbraucht hatte, war der hellste Stein in einer glitzernden Kette beschämender Erinnerungen. So sehr ich mich früher danach gesehnt hatte, meiner Pflichten und Verpflichtungen ledig zu sein, nachdem es nun so weit war, fühlte ich mich anfangs eher beraubt als erlöst. Während die kurzen Wintertage sich mit den langen, frostklirrenden Nächten abwechselten, zählte ich die Menschen, die ich verloren hatte. Diejenigen, die wussten, dass ich noch lebte, waren weniger als die Finger an einer Hand. Der Narr, Königin Kettricken, die Vagantin Merle und, durch diese drei, Chade, das waren die vier Eingeweihten. Einige andere hatten mich lebend gesehen, unter ihnen Flink, der neue Stallmeister und Pinne Zänkerssohn, ein verdienter Soldat der Leibgarde, doch die Umstände dieser kurzen Begegnungen waren derart, dass man ihnen, wenn sie davon erzählten, schwerlich glauben würde.
    Alle anderen, die mich gekannt hatten, oder sogar gekannt und geliebt, hielten mich für tot. Und ich konnte nicht zurückkehren, um ihnen zu zeigen, dass es nicht so war. Ich war als einer von denen mit der Alten Macht hingerichtet worden. Wenn ich wieder auftauchte, lief ich Gefahr, dass man es sich diesmal angelegen sein ließ, bei einer neuerlichen Exekution gründlicher zu verfahren. Doch selbst wenn man meinen Namen von dem Makel der unreinen Magie befreite, konnte ich Geschehenes nicht ungeschehen machen. Einmal vorausgesetzt Molly wäre bereit, meine Tiermagie hinzunehmen und meine vielen Unaufrichtigkeiten zu verzeihen, wie sollte man ihre inzwischen geschlossene Verbindung mit Burrich lösen? Und Burrich mit der Tatsache zu konfrontieren, dass er einem anderen Mann, seinem Ziehsohn, Frau und Kind gestohlen hatte – es würde ihn zerstören. Konnte ich darauf eine glückliche Zukunft errichten? Konnte Molly es?
    »Ich versuchte mich mit dem Gedanken zu trösten, dass sie in guter Hut und glücklich waren.«
    »Konntest du nicht mit der Gabe hinausgreifen und dich davon überzeugen?«
    Die Schatten im Raum waren tiefer geworden; der Narr hielt den Blick unverwandt in die Glut gerichtet. Es war, als ob ich zu mir selbst redete.
    »Ich könnte behaupten, dass ich lernte, mich zu beherrschen und ihr Privatleben zu respektieren, doch wenn ich ehrlich bin, muss ich zugeben, dass ich fürchtete, es könnte mich um den Verstand bringen, sie in ihrer Zweisamkeit zu belauschen.«
    Auch ich blickte in die Glut, während ich von diesen Tagen erzählte, dennoch spürte ich, wie der Blick des Narren sich auf mich richtete. Ich sah ihn nicht an. Ich wollte kein Mitleid in seinen Augen sehen. Ich brauchte niemandes Mitleid mehr.
    »Ich habe Frieden gefunden«, sprach ich weiter. »Es war ein langwieriger Prozess, doch allmählich wurde es besser. Da

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