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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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versprochen.« Seine Miene stellte die Frage, nicht seine Stimme.
    »Nicht auf meinen Wunsch, falls du dich erinnerst. Mein Besuch galt nicht Zelerita. Allerdings erhaschte ich einen Blick auf Lady Fidea, Herzogin von Bearns, als sie auf dem Weg zur Burg Sturm hinauf durch die Straßen ritt. Sie sah mich nicht und selbst wenn, hätte sie in dem zerlumpten Vagabunden nicht Lord FitzChivalric erkannt. Ich hörte, dass Zelerita sich vermählt hat, reich sowohl an Liebe als auch an Ländereien, und heute die Lady von Eistürmen in der Nähe von Frosten ist.«
    »Das freut mich für sie«, meinte der Narr ernst.
    »Mich ebenfalls. Auch wenn ich sie nicht liebte, habe ich doch ihren Mut bewundert und mochte sie gern. Ich gönne ihr alles Glück dieser Welt.«
    »Und im Anschluss an Bearns? Wohin dann?«
    »Reisten wir zu den Nahen Inseln. Von dort wollte ich mich zu den Äußeren Inseln einschiffen, um mir die Heimat des Volkes anzusehen, welches durch die Jahrhunderte immer wieder eine Geißel der Sechs Provinzen gewesen ist, aber Nachtauge wollte eine so lange Seereise nicht einmal in Erwägung ziehen.
    Also kehrten wir zum Festland zurück und nahmen den Weg nach Süden. Den größten Teil der Strecke bewältigten wir zu Fuß, nur an Bocksburg fuhren wir per Schiff vorbei, ohne dort anzulegen. Wir wanderten an der Küste von Rippon und Shoaks entlang und weiter über die Grenzen der Sechs Provinzen hinaus. Chalced gefiel mir nicht. Wir suchten uns ein Schiff, das zum Auslaufen bereit lag, um nicht länger als nötig bleiben zu müssen.«
    »Bis wohin seid ihr gekommen?«, drängte der Narr, als ich nicht gleich weitersprach.
    Ich spürte, wie mein Mund sich zu einem breiten Grinsen verzog. »Bis nach Bingtown«, prahlte ich.
    »Ach ja?« Er war sehr interessiert. »Und wie hat es dir dort gefallen?«
    »Es war lebendig. Umtriebig. Es erinnerte mich an Fierant. Die Leute sehr mondän und diese schmucken Villen mit Glasscheiben in allen Fenstern. Bücher verkauft man an Ständen unter freiem Himmel und in einer Straße ihres Basars bietet jeder Laden eine spezielle Art von Magie. Allein dort entlangzugehen, machte mich benommen. Ich könnte dir nicht sagen, was für eine Magie es war, aber sie bedrängte meine Sinne, benebelte mich wie zu starkes Parfum …« Ich schüttelte den Kopf. »Ich kam mir vor wie ein Hinterwäldler, und zweifellos sah man mich als solchen an, in meinen derben Kleidern und einen Wolf an der Seite. Doch trotz allem Bemerkenswerten, das ich dort sah, wurde die Stadt ihrem eigenen Mythos nicht gerecht. Wie pflegt man zu sagen? Was immer die Fantasie hervorbringen mag, ist in Bingtown feil. Nun, ich habe dort Vieles gesehen, das weit über mein Vorstellungsvermögen hinausging, ohne dass es mich gelüstete, es zu kaufen. Es gab auch viel Hässliches. Von einem Kahn trieb man Sklaven herunter, mit großen Geschwüren an den Knöcheln von ihren Ketten. Wir sahen auch eins ihrer sprechenden Schiffe. Ich hatte immer geglaubt, sie wären nur ein Märchen.«
    Ich überlegte, wie ich beschreiben sollte, was Nachtauge und ich von dieser düsteren Magie gespürt hatten. »Es war eine Art Zauberei, mit der ich mich niemals anfreunden könnte«, sagte ich schließlich.
    Die schiere Masse an Menschen in der Stadt hatte den Wolf erdrückt, und als ich vorschlug, dass wir weiterziehen, konnte er nicht schnell genug aufbrechen. Ich fühlte mich kleiner nach meinem Besuch dort, gleichzeitig wusste ich wieder die Wildheit und Einsamkeit der Küste der Bocksmarken zu schätzen, die raue, militärische Atmosphäre auf der Königsburg. Früher einmal hatte ich Burg und Stadt für den Mittelpunkt der Zivilisation gehalten, doch in Bingtown nennen sie uns barbarisch und roh. Die verächtlichen Bemerkungen, die ich hörte, waren wie Nadelstiche, und doch konnte ich ihre Wahrheit nicht leugnen. Ich verließ Bingtown beschämt und entschlossen, meine Bildung zu vervollständigen und die ganze Weite der Welt zu erforschen. Bei der Erinnerung schüttelte ich den Kopf. Hatte ich meinen Entschluss je in die Tat umgesetzt?
    »Wir hatten nicht das Geld für eine Schiffspassage, auch wenn Nachtauge sich dazu hätte überwinden können. Wir beschlossen, den Weg auf eigenen Füßen zurückzulegen.«
    Der Narr schaute mich ungläubig an. »Aber das ist unmöglich!«
    »Das sagten alle. Ich dachte, es wäre Städtergeschwätz, Gerede von Leuten, die noch nie bei Wind und Wetter auf ungebahnten Pfaden unterwegs gewesen sind. Aber die

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