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Die Zwischenwelt (German Edition)

Die Zwischenwelt (German Edition)

Titel: Die Zwischenwelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Filomena Nina Ribi
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des Arztes hallte immer noch in ihrem Kopf: „Herr Costanzo ist nicht wegen des Schlags gegen den Kopf gestorben, sondern an der Überdosis an Medikamenten. Wir konnten diese im Magen und im Blut in sehr hoher Konzentration feststellen. Natürlich können wir Ihnen das nicht mit hundertprozentiger Sicherheit bestätigen, aber alles spricht für ein Suizid …“
    „Ist das möglich?“, fragte sich Fiona nachdenklich. „Könnte es tatsächlich sein, dass Sibylla unschuldig ist und er sich das Leben genommen hat? Wusste sie davon? Und wieso hat er sich das Leben genommen?“
    Fiona brauchte eine Auszeit – das alles war zu viel für ihre Nerven. Sie nahm ihr Fahrrad und fuhr Richtung Stadtzentrum, um einkaufen zu gehen, aber schon bei der Hinfahrt störte sie die scheinende Sonne. Die Bäume und ihre Schatten auf der Straße, die abwechslungsweise da und nicht da waren, störten sie gewaltig. Dauernd dieses Lichtspiel von Sonne, Schatten, Sonne, Schatten – Fiona fühlte sich, als ob sie gleich einen epileptischen Anfall bekäme, obwohl sie noch nie einen gehabt hatte. Sie fuhr etwas langsamer und versuchte, sich auf einen Punkt in der Ferne zu konzentrieren. Im Stadtzentrum angekommen hatte sie es eilig, einen ruhigen Laden zu finden, um sich dort zu beruhigen.  
    Die Woche zuvor war das gut gegangen, einigermaßen: Fiona hatte sich ihrer Angst gestellt und sich gezwungen, in einem Laden zu bleiben, obwohl sie kurz vor einer Panikattacke stand. Als sie bemerkt hatte, dass ihre Nervosität zunahm, hatte sie sich alle Gegenstände aus der Auslage angeschaut, ohne sie jedoch wahrnehmen zu können. Trotzdem hatte sie versucht, sich abzulenken und nach einer Weile, nachdem bereits jede Menge Adrenalin in ihre Blutbahn gelangt war, hatte sie die Gegenstände tatsächlich richtig betrachten können. Verblüfft hatte sie dabei festgestellt, dass es hier Sachen gab, die sie zuvor noch nie gesehen hatte. Anschließend hatte sie sich zu einem Ort begeben, an dem es von Leuten nur so wimmelte. Sie war wie betäubt gewesen und es war nicht zu einer Panikattacke gekommen.
    Dasselbe hatte sie jetzt vor, nur funktionierte es diesmal nicht wie gewollt. Fiona stand mit ihrem Fahrrad inmitten der Menschenmasse in der autofreien Zone. „Autofrei“ war nur für Privatwagen gemeint; der öffentliche Verkehr war zugelassen, sehr zur Unzufriedenheit der Fußgänger.
    Ein Kind schrie und Hunde bellten, als ob sie sich zerfleischen würden, ein Bus hupte in der Menge und eine Taube davor wurde beinahe überfahren. Dazu noch diese nervige Musik von einer Drehorgel – es schien ihr wie im Horrorfilm. So viele Informationen, so viele Geräusche; sie hörte nur noch Bruchstücke, ab und zu einige Worte und ansonsten einfach dieses Basisgeräusch von Gelächter und Gesprächen – und der Drehorgel. Menschen eilten hin und her, rund um sie herum. Plötzlich überquerte direkt vor ihr ein Mann mit seinem Kinderwagen die Straße. Und wieder ein Bus, der hupte – diesmal genau hinter ihr, das Hupen war an Fiona gerichtet. Sie stand mitten auf der Straße und bewegte sich nicht mehr. Sie musste zur Seite und sie ging nun auch zur Seite – gerade auf die Seite, an der die verdammte Drehorgel ihr Werk verrichtete. Fiona wurde fast wahnsinnig. Dann stieg sie auf ihr Fahrrad und fuhr los. Es holperte, die Pflastersteine rüttelten an ihrem Hirn inmitten der Menschenmenge, die sie böse anschaute, weil hier eben Fahrverbot war. Es interessierte sie nicht, sie wollte nur noch flüchten und nicht daran gehindert werden: Weg von hier und zwar schnell.
    Es sollte für Fiona eine spezielle Nacht werden, ein neuer Anfang. Mitten in der Nacht wachte sie aus einem Albtraum blitzartig auf. Sie hatte von einem kleinen dunklen See geträumt, in dem sie schwamm. Der See, umrandet von Felsen, war nur wenige Meter breit, dafür aber sehr tief; der Boden war nicht zu sehen. Sie wollte raus aus dem Wasser, aber überall auf den Felsen lagen 20 Zentimeter dicke Schlangen. Es war ihr bewusst, dass sie sich sehr leise und langsam fortbewegen musste, denn hätten die Tiere sie bemerkt, dann wären sie sofort auf sie losgegangen, um sie zu töten, das wusste sie. Logischerweise bemerkten die Schlangen Fiona und stürzten sich daraufhin alle gleichzeitig ins Wasser – die Verfolgung begann. Und sie wachte auf.
    Zuerst lang sie eine Weile regungslos im Bett, aus Angst. Dann, gegen fünf Uhr morgens, kurz nachdem sie wieder eingeschlafen war, träumte sie das, was sie

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