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Die Zwischenwelt (German Edition)

Die Zwischenwelt (German Edition)

Titel: Die Zwischenwelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Filomena Nina Ribi
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übliche Nachmittags-Imbiss war, konnte ich einfach nicht aufhören, seine Hände zu beobachten. Wie der restliche Körper waren sie recht kompakt, die Finger kurz und stark. Jedes Mal, wenn er nach ein paar Popcorn griff war es, als ob ich diese Situation schon einmal erlebt hätte. Die Bewegung seiner Hände war mir vertraut. Er war nicht die Art Mann, in den ich mich auf den ersten Blick verlieben würde, aber vielleicht auf den zweiten. Sein Geruch flößte mir Vertrauen und Sicherheit ein – ich konnte ihn sozusagen gut riechen.
    „Ich bin froh, dass es hier nicht so kalt ist wie oben“, sagte ich ihm und griff nach ein paar Popcorn.
    „Wie ist es denn oben?“
    „Es ist …“ Plötzlich wurde ich vom Anblick meiner Hand abgelenkt: Sie sah trocken und faltig aus, als ob sie 10 oder 20 Jahre älter sei. Es hätte auch die Hand einer älteren Dame sein können. Und was waren das für Flecken?
    „Hallo?“, fragte er neugierig, „Wie ist es denn oben?“
    „Was? Wie ist was?“, fragte ich verwirrt und ich schaute wieder auf meine Hand.
    „Wie ist es bei der Hütte weiter oben?“
    „Kalt und kahl – eine deprimierende Landschaft eigentlich.“
    „Ist alles in Ordnung? Was ist denn mit deiner Hand los?“
    Ich betrachtete sie wieder und drehte sie einige Male – jetzt sah sie wieder völlig normal aus; keine Falten, alles wie immer.
    „Nichts. Für einen Moment hatte ich den Eindruck, sie sähe anders aus, aber es ist alles in Ordnung. Ja, oben ist es eben kalt und es gibt viele Steine; Vegetation ist fast nicht mehr vorhanden. Lebenswidrig ist es da oben; es gibt auch fast keine Tiere, außer seltsame Mäuse mit Streifen auf dem Rücken und lustige Raben, die die Abfälle fressen.“
    „Ich mag die wärmeren Gegenden auch mehr“, meinte er.
    „Ja?“, fragte ich begeistert. „Und was mich am meisten aufregt, ist weite Sicht. Siehst du die Ebene dort unten? Dort ist es nachmittags immer dunstig, weil es dort so heiß ist, wie man es von Afrika erwartet. Als ich bei der Horombo-Hütte unterkühlt war, mit tausend Pullovern auf mir, weil der Kreislauf nicht mehr gut funktionierte, hätte ich am liebsten einen Segler gebaut und wäre direkt runter in die Hitze geflogen.“
    Wir sprachen den ganzen Abend miteinander. Irgendwann bekam ich das Gefühl, ich könne ihm anvertrauen, was ich bei dem Tümpel gesehen hatte und ich erzählte ihm von meiner Vision mit Mona. Seine Reaktion darauf erstaunte mich.
    „Weißt du, ich hatte schon öfters seltsame Träume, in denen ich Personen begegnet bin, die ich zuvor – davon bin ich überzeugt – noch nie gesehen hatte. Also in unserer Welt, meine ich. Aber ich kannte sie trotzdem. Es war, als ob ich sie früher, in anderen Träumen, schon getroffen hätte. Morgens wachte ich dann auf und hatte das Gefühl, in der Nacht ein ganzes Leben gelebt zu haben.“ David schaute in die Ferne und schien nachzudenken.
    Ich unterbrach die Stille „Dieses Gefühl hatte ich auch schon, aber leider erinnere ich mich nicht genau an die Träume. Mona meinte, ich sei eher der Typ, der durch Entspannung in die Zwischenwelt gelangt; bei anderen gehe es besser durch die Träume.“
    „Das kann ich mir gut vorstellen. Meistens erinnere ich mich gut an Träume; in manchen lebe ich in fernen Ländern und einmal war ich sogar eine Frau, trug einen Schleier und ging zum Markt einkaufen. Es ist, als ob meine Seele nachts wegfliegt und ein anderes Leben lebt.“
    „Hast du schon den Strand der Zwischenwelt gesehen?“, fragte ich ihn.
    „Nein, ich glaube nicht.“
    „Mona stand dort im Sand. Leider konnte ich nur ein Stück in die Zwischenwelt hineinsehen, zwei Meter vielleicht … Ich hatte meine Brille nicht dabei.“ David und ich schauten uns an und mussten beide lachen.
    Am nächsten Tag machte sich David mit seinem Guide auf den Weg nach oben. Ich wünschte ihm viel Glück und schaute ihm noch eine Weile nach, bis er auf dem roten Weg hinter einer Kurve im Regenwald verschwand. Sobald er weg war, überlegte ich mir, ob ich nicht doch nach seiner Adresse hätte fragen sollen.
    Christoph kehrte einen Tag früher als geplant zurück. Er sah ziemlich kaputt aus und gleichzeitig hyperaktiv. Seine Pupillen waren riesengroß, dabei hatte er gar keine Medikamente eingenommen. Er begrüßte mich, als ob wir uns das letzte Mal fünf Minuten zuvor gesehen hätten.
    „Christoph! Und? Wie war’s?“, fragte ich ihn begeistert.
    „Scheiße!“, meinte er. „Man kann auf der Höhe

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