Die zwoelf Gebote
ich vertraut, aber du warst mir untreu. Doch auch dir vergebe ich. Weißt du aber auch, warum? Weil ich tief im Herzen überzeugt bin, daß ihr alle beide nicht anders konntet. Ihr habt euch verliebt und konntet dem, was geschah, einfach nicht widerstehen."
Auch Angela starrte Fred nun völlig ungläubig an. „Weil ich also, wie gesagt, so ein weiches Herz habe, schenke ich euch beiden das Leben."
Er wandte sich wieder an Joe. „Ihr beide werdet jetzt heiraten." „Aber ich kann Angela nicht heiraten", sagte Joe. „Ich habe doch schon eine Frau."
„Darüber mach dir mal keine Sorgen" informierte ihn Fred. „Die ist gerade jetzt eben bei Gericht und läßt sich von dir scheiden."
Joe war derart in Panik, daß er sich nicht einmal fragte, wie denn das zuging, daß alles so rasch arrangiert war, und wieso seine Frau eine Scheidung bekommen konnte, während er gleichzeitig bereits Angela heiratete.
Er hätte das alles sehr viel besser verstanden, wenn er von dem Gespräch gewußt hätte, das am Tag zuvor stattgefunden hatte. An diesem Tag zuvor sprach Fred in seinem Büro mit einem seiner sogenannten Leutnants.
„Ich muß dieses Weib, die Angela, loswerden", hatte Fred gesagt. „Die treibt mich zum Wahnsinn. Ständig verlangt sie mehr und mehr. Jetzt hat sie schon allen Schmuck und alle Pelze der Welt und immer noch kriegt sie den Hals nicht voll." „Ja, aber wie soll man sie loswerden, ohne ihre Gefühle zu verletzen r"
Doch Fred wußte die Antwort darauf schon. „Dazu benutze ich
Joe", sagte er. „Ich ahne nämlich, daß Angela versucht, ihn zu
sich ins Bett zu kriegen."
„Denkst du denn, er tut es?"
„Spinnst du oder was? Selbstverständlich tut er es. Den Mann, den Angela nicht herumkriegen würde, gibt es nicht. Ich habe ein Auge auf ihre Wohnung, und sobald es passiert, überrasche ich sie beide. Dann zwinge ich ihn, sie zu heiraten und veranlasse seine Frau, sich von ihm scheiden zu lassen, und alles ist in bester Butter. Außerdem habe ich eine neue Freundin, eine tolle Schönheit."
So kam es, daß Joe Smith sich mit der schönen Angela verheiratet und von seiner Frau, die er haßte, geschieden fand. Und das alles, wenn man es sich überlegt, dachte Joe, weil ich das sechste Gebot übertrat: Du sollst nicht ehebrechen.
7. KAPITEL
DAS SIEBTE GEBOT: DU SOLLST NICHT STEHLEN.
Er hieß Tom. Tom Warner. Er arbeitete als Angestellter in einer Bank, und sein Gehalt war hundertfünfzig Dollar die Woche. Wäre er Junggeselle gewesen und hätte allein gelebt, dann hätte das wohl zum Leben gereicht. Aber Tom war verheiratet und hatte drei Jungs. Wie soll man mit so einem Hungerlohn eine Frau und drei Söhne ernähren und kleiden, ihnen Schuhe kaufen und sie auf die Schule schicken? Völlig unmöglich.
Als Tom noch jünger war, dachte er an nichts anderes, als daß er einmal ungeheuer erfolgreich sein wollte und vielleicht sogar eines Tages seine eigene Bank haben würde. Als er dann seine Frau Mary kennenlernte, dachte er an nichts anderes, als daß er ihr ein wunderschönes Zuhause schaffen wollte. Und als seine Jungs auf die Welt kamen, dachte er an nichts anderes, als daß er mit ihnen später auf einer großen Jacht um die Welt reisen wollte.
Nun, mit fünfundvierzig, dachte er an nichts anderes als Geld. Der Stapel seiner unbezahlten Rechnungen wuchs immer weiter an, und es schien ihm, als verginge überhaupt kein Tag mehr, an dem nicht eine Rechnung kam. Wie sehr sie sich auch bemühten zu sparen, Tom und Mary kamen einfach nicht mehr nach mit dem Bezahlen.
Die lronie dabei war, daß Tom bei seiner Arbeit in der Bank jeden Tag mit Millionen umging. Sein Problem war nur, daß es halt nicht seine Millionen waren.
Eines Morgens beim Frühstück sagte Mary: „Liebling, die Kinder brauchen neue Schuhe."
„Wir haben ihnen doch erst vor zwei Monaten neue gekauft." „Ja, ich weiß. Aber sie gehen schnell kaputt. Außerdem ist der Fleischer noch nicht bezahlt. Ich habe versucht, erneut auf Kredit Fleisch von ihm zu bekommen, aber er sagte, es geht nicht mehr." „Wieviel sind wir ihm denn schuldig?" „Zweihundert Dollar."
Was Tom betraf, hätten ihn auch zweitausend Dollar nicht mehr aus der Ruhe gebracht als zweihundert.
„Wir haben kein Geld, um Ihn zu bezahlen"., sagte er zu seiner Frau.
Es war ihr unangenehm, das auch noch zur Sprache bringen zu müssen, aber sie sagte es dennoch. „Und auch der Bäcker, Liebling, will sein Geld von uns haben."
„Schon wieder?" sagte Tom. Es waren
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