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Die zwoelf Gebote

Die zwoelf Gebote

Titel: Die zwoelf Gebote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sidney Sheldon
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ohnehin nicht nur der Fleischer und der Bäcker. Auch der Mann von der Versicherung wollte Geld haben und der Mechaniker und ein Elektriker, der einiges im Haus gerichtet hatte, und der Zahnarzt der Kinder und der Fernsehreparaturdienst und überhaupt am dringendsten ihr Hausherr. Toms Wohnung kostete dreihundert Dollar Miete im Monat, dabei war es nur eine winzige Wohnung, in der alle lebten. Aber jeden Monat hatte er Schwierigkeiten, die Miete zu bezahlen. Als sie eingezogen waren, hatte er noch geglaubt, er werde in seiner Bank bald befördert und bekomme ein höheres Gehalt. Mary sagte: „Warum gehst du nicht zu Mr. Gable und bittest ihn um Gehaltsaufbesserung?"
    Mr. Gable gehörte die Bank, bei der Tom arbeitete. „Er hat sie dir schon seit Jahren versprochen."
    „Ich weiß", sagte Tom. „Aber es ist mir unangenehm, ihn immer danach zu fragen."

In Wirklichkeit war es ihm nicht nur unangenehm, sondern er hatte richtig Angst vor Marvin Gable. Gable war hart und autoritär, ein richtiger Diktator, dem es Spaß machte, gemein zu seinen Angestellten zu sein. Er war sehr reich, hielt aber nichts davon, seinen Reichtum mit anderen zu teilen. Im Gegenteil, er bezahlte die schlechtesten Löhne in der ganzen Stadt und prahlte auch noch damit.
    „Du hast dir eine Aufbesserung verdient", sagte Mary zu ihrem Mann. „Nun geh auch hin und stell dich auf die Hinterbeine. Kämpfe für dein Recht!"
    Mary war stärker als ihr Mann. Tom war ein sehr schüchterner
Mensch, der alles mögliche in Kauf nahm, nur um nicht irgend
jemandem zu nahe zu treten. Mary liebte ihn sehr, aber sie
hätte doch gern gesehen, wenn er etwas mehr Entschlußkraft
und Mut besessen hätte.
„Versprich es mir", sagte sie.
„Gut, ich verspreche es", sagte Tom.
„Wann willst du es tun?"
„Gleich heute vormittag." .
    Tom ging zu Mr. Gable in dessen Büro und bat um eine Gehaltserhöhung.
    „Mr. Gable", sagte er, „ich arbeite jetzt seit zehn Jahren bei Ihnen und habe in dieser ganzen Zeit erst eine einzige Gehaltsaufbesserung bekommen. Ich arbeite sehr hart und fleißig und glaube, daß ich Anspruch auf mehr Gehalt habe." Gable war ein großer, fetter Mann, der nur für Essen und Frauen lebte. Für seine Angestellten hatte er überhaupt nichts übrig. „Was bezahle ich Ihnen jetzt?" „Hundertfünfzig die Woche", sagte Tom.
    Mr. Gable zeigte sich überrascht. „Was denn, so viel? Da sollten Sie doch froh und glücklich sein, ein solches Gehalt zu beziehen."
    „Sir, ich habe eine Frau und drei Kinder. Da habe ich große Schwierigkeiten, damit auszukommen."
    Gable sagte: „Ach, wahrscheinlich werfen Sie ja doch das meiste Geld fürs Kino und für Vergnügen hinaus."
    In Wirklichkeit war Tom schon seit zehn Jahren nicht mehr im Kino gewesen, und wann er zuletzt auf einer Party war, daran konnte er sich überhaupt nicht mehr erinnern.
    „Nein, Sir", sagte er nervös, „so ist das nicht. Ich gehe überaus sparsam mit meinem Geld um, und doch reicht es hinten und vorne nicht."
    „Ja, also jedenfalls muß es bis auf weiteres reichen; da kann ich Ihnen auch nicht helfen", sagte Gable. „Die Zeiten sind schwierig, Tom. Geld ist rar. Aber Sie sind ja fleißig und ordentlich und da wollen wir mal nächstes Jahr sehen, ob wir Ihnen eine Gehaltserhöhung geben können."
    „Entschuldigung, Mr. Gable", sagte Tom, „aber genau dasselbe haben Sie mir auch schon voriges Jahr gesagt, und im Jahr zuvor auch schon."
    „Was denn, soll das heißen, Sie belästigen mich regelmäßig jedes Jahr mit Ihren Wünschen nach mehr Geld?" sagte Gable. „Nein, also das wollen wir dann doch abstellen. Wenn Ihnen Ihr Posten nicht gefällt, dann stelle ich jemand anderen dafür ein."
    Tom geriet in Panik. Der Gedanke, seine Stellung zu verlieren, war denn doch zuviel. Dann blieb ihm und Mary und den Kindern nicht mehr viel übrig, als zu verhungern.
    „Nein, ich liebe meine Arbeit", sagte er. „Wirklich, Sir. Dann lassen wir das mit der Gehaltsaufbesserung vorerst eben. Vielleicht können wir später einmal wieder darüber reden." „Aber sicher doch", sagte Mr. Gable. „Und jetzt zurück an die Arbeit!" Und Tom ging zurück an seine Arbeit.
    Es war ein sehr geschäftiger Vormittag in der Bank. Zu deren Kunden gehörten auch große Firmen, reiche Investoren und sogar ein paar kleine Länder. Die Bank verlieh täglich mehrere Millionen. Und viel von diesem Geld ging durch Toms Hände. Er dachte über die reichen Leute nach. Die mußten sich keine Sorgen wegen einer

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